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0545 - Der Schlangen-Altar

0545 - Der Schlangen-Altar

Titel: 0545 - Der Schlangen-Altar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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uns nicht entgehen lassen. Das wäre die Gelegenheit, endlich reinen Tisch mit Odinsson alias Gerret zu machen.«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht, daß dieses Telegramm tatsächlich von Teri kommt«, sagte er. »Das ist eine Falle!«
    ***
    Mansur Panshurab betrachtete die grüne Götzenstatue. Sie sah aus, als würde sie leben. Eine große Männergestalt mit tiefgrüner Haut, spitzen Ohren und Augen aus gelb funkelndem Kristall. Aus seinem Rücken wuchsen mächtige Schwingen empor, wie der Inder sie von Stygia oder auch vom Herrn der Hölle, dem legendären Lucifuge Rofocale, her kannte. Gewaltige, gewundene Widderhörner ragten aus dem kantigen Schädel hervor, dessen Stirn von einem blutroten Drudenfuß geziert wurde. Dieses Dämonenbildnis gab genau das wieder, was Menschen sich als den »Teufel« vorstellten.
    Der Dämon schien sich leicht vorzubeugen. In seinen ausgebreiteten Händen hielt er ein riesiges, aufgeschlagenes Buch, dessen Innenseiten er dem Betrachter zeigte.
    Und dieses Buch bestand nicht aus Stein!
    Die Seiten waren aus einem ledrigen Material, das den Verdacht erweckte, es handele sich dabei um gegerbte Menschenhaut. Symbole, Sigille und Zeichen in einer Dämonenschrift waren blutrot darauf abgebildet. Die lange Zeit der Vergessenheit hatte dem Material nicht geschadet. Im Gegenteil, während Panshurab die Statue von Spinnweben und dem Staub der Zeit hatte reinigen müssen, war das Buch völlig sauber gewesen. Es nahm nicht einmal den bei der Säuberung herumwirbelnden Reststaub auf.
    Und dieses von dem aufragenden Steinteufel präsentierte Buch kantete auf dem eigentlichen Altarstein. Panshurab hatte ein großes rotes Samttuch darüber ausgebreitet.
    Und auf diesem Tuch lag nun die Silbermond-Druidin!
    Ihr schöner, nackter Körper und das golden schimmernde, über den Samt bis zum Boden fließende Haar bildeten einen wunderbaren Kontrast.
    Rechts und links flackerten Kerzen und ließen Licht und Schatten tanzen.
    Eine Weile betrachtete Mansur Panshurab fast andächtig den malerischen Anblick.
    Dann sah er, wie die ersten Messing-Kobras herankrochen. Immer mehr wurden es.
    Da wußte er, daß der Augenblick gekommen war, das Ritual durchzuführen.
    Er begann mit der Verwandlung.
    ***
    Nicole Duval runzelte die Stirn.
    »Eine Falle? Was meinst du damit?«
    Der Parapsychologe warf einen Blick zu Lady Patricia und ihrem Kind und nickte Nicole zu.
    »Laß uns ins Haus gehen. Hört sie mit, wird sie wieder nervös und glaubt, daß dämonische Mächte zum größten Vernichtungsschlag aller Zeiten ausholen.«
    In Zamorras Arbeitszimmer setzten sie sich einander gegenüber. Zamorra legte das Telegramm zwischen sich und Nicole auf den Tisch.
    »Wenn es eine Falle ist, müssen wir erst recht nach London, um Teri zu helfen«, verlangte seine Lebensgefährtin. »Wir können sie doch nicht einfach im Stich lassen. Sie würde das auch nicht tun, wenn wir in Schwierigkeiten steckten.«
    »Das Telegramm ist nicht von Teri«, wiederholte Zamorra seine Behauptung.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Es gibt zwei Gründe«, sagte er. »Der erste lautet: Teri weiß doch inzwischen, daß hinter jenem ominösen Odinsson kein anderer steckt als mein alter Widersacher Torre Gerret. Welchen Grund also sollte sie haben, ihn noch Odinsson zu nennen?«
    »Um Geld zu sparen. Odinsson ist ein Wort weniger als Torre Gerret.«
    »Der Name Gerret allein ist auch nur ein Wort. Zweiter Grund: Sie schreibt: Brauche deine Hilfe. Nicht etwa eure Hilfe. Sie meint nur mich allein. Aber Teri würde dich niemals ignorieren. Sie weiß, daß wir zusammengehören. Sie würde dich auf jeden Fall mit dabei haben wollen. Immerhin mag sie dich sehr. - Sag mal, kann es sein, daß sie dich auf die Liste ihrer Verführungswünsche gesetzt hat? Wir wissen ja, daß sie nicht nur Jungs mag, und manchmal knutscht sie dich bei der Begrüßung fast intensiver ab als mich…«
    »Lenk nicht ab«, grinste sie ihn an. »Bist du etwa eifersüchtig? Na schön, vielleicht könntest du mit Grund zwei recht haben. Sie würde dich nicht allein herbitten. Schon allein, um nicht mich eifersüchtig zu machen.«
    »Es gibt noch einen dritten Grund«, fuhr Zamorra fort. »Sie verabschiedet sich als Teri Rheken. Das hat sie noch nie getan. Der Vorname reichte ihr bisher völlig aus. Wenn das Telegramm also wirklich von ihr wäre, müßte es lauten: Gerret in London aufgespürt. Brauche Eure Hilfe, ihn unschädlich zu machen. Chancen so gut wie nie,

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