0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens
blieben nicht an ihrem Fleck. Von vier verschiedenen Seiten drückten sie sich näher heran. Aus der Höhe kesselten sie die Umgebung ein.
Keine kompakte Masse, wie Kara jetzt erkannte. Es waren Wolkenhaufen, in den Zentren, dunkelgrau bis schwarz. An den weniger dichten Stellen aufgelockert und gelblich schimmernd.
Auch normal?
Daran wollte die Schöne aus dem Totenreich nicht recht glauben.
Nein, diese gewaltigen Berge aus Dunst schien jemand geschickt zu haben, der Unrechtes vorhatte.
Sie wartete ab.
Allmählich schwebten die massigen Berge so und von vier verschiedenen Seiten auf den Platz zu, daß sie eine regelrechte Insel über dem Refugium bildeten.
Dunkel, drohend und auch warnend…
Kara war längst klargeworden, daß diese Anhäufung von Wolkenbergen keine natürliche Ursache besaß. Selbst nicht bei dieser Witterung. Da wollte jemand etwas von ihr, der im Hintergrund hockte und die Wolkenbänke steuerte.
Ihr wurde ein wenig flau in den Knien, denn die Gebilde hatten sich ausgerechnet die Steine als Ziel ausgesucht. Über ihnen blieben sie stehen. Wenn Kara jetzt zu den Kuppen der Hügel hinschaute, so sah sie dort den normalen Himmel.
Das Farbenspiel der Wolkeninsel änderte sich laufend. Schwarz blieb überwiegend im Zentrum, aber auch Gelb und Violett, bis hin zum sanften Rot.
Das war nicht normal!
Gleichzeitig hatte sich auch die Luft verändert. Sie war klarer geworden. Die Steine wirkten jetzt, als hätte sie jemand auf eine Leinwand gepinselt und ihre Umrisse besonders scharf hervortreten lassen. Dieses wuchtige Gemälde gefiel ihr überhaupt nicht. Kara hatte schon einige Attacken auf die Steine miterlebt, doch keine war darunter gewesen wie diese, die sie nun erlebte.
Die Steine rührten sich nicht. Sie veränderten nicht einmal ihre Farbe, trotz der Bedrohung. Dies wiederum störte Kara ebenfalls.
Wenn eine feindliche Magie in der Nähe lauerte, hatten die Steine dies eigentlich immer angezeigt, doch hier tat sich nichts.
Wieder verstrich Zeit. Irgendein Unbekannter, der alles steuerte, wollte Kara die Gelegenheit geben, sich alles genau anzuschauen und auch einzuprägen.
Dann sah sie innerhalb der verschiedenen dunklen Zentren Bewegungen. Kara konnte sich die Wirbel zunächst nicht erklären, doch als diese aufrissen und Löcher freigaben, da sah sie, weshalb sich die Wolken dermaßen schnell bewegt hatten.
Jemand war gekommen!
Im ersten Moment durchzuckte Kara ein freudiges Gefühl, weil die Gestalt so aussah wie der Eiserne Engel. Doch er war es nicht, seine Körperumrisse sahen wesentlich breiter und kompakter aus.
Wer da durch die Wolken flog, war ein anderer.
Auch eine Gestalt, die menschliche Umrisse besaß. Vor dem Hintergrund wirkte sie noch wie ein Schatten oder tatsächlich wie ein zu Stein gewordener Mensch.
Er glitt näher…
Kara sah, daß er sich die Steine als Ziel ausgesucht, sich aber noch nicht für einen Landeplatz entschlossen hatte. Das geschah Sekunden später. Da fiel die Gestalt aus den Wolken direkt einem der Steine entgegen, um oben auf der Plattform zu landen.
Es sah elegant aus, wie er aufsetzte, das mußte selbst Kara zugeben, die diesem Wesen skeptisch gegenüberstand.
Wer wagte es überhaupt, auf diese Art und Weise die Steine in Besitz zu nehmen?
Kara sah genau hin. Trotz der relativ großen Entfernung erkannte sie, wie arrogant sich der Ankömmling gab. Er hatte sich so aufgebaut, als würden ihm die flaming stones gehören. Die Oberarme im rechten Winkel zum Körper gespreizt, die unteren Arme wiederum im rechten Winkel zu den Oberarmen, so hatte er die Siegerpose eingenommen.
Dann ließ er sie langsam sinken und legte sie flach an seinen Körper. Der Eiserne war es nicht, und für Kara, die nachgedacht hatte, kam eigentlich nur eine Person in Frage.
Merete, die Architektin. Die Person als Zwitter, halb männlich und halb weiblich.
Kara wollte es genau wissen. Und sie hatte auch keine Lust, so lange zu warten, bis die fremde Person von sich aus anfing, über ihre Identität zu reden.
Deshalb stellte sie die erste Frage.
Sehr laut hallte ihre Stimme an den Steinen hoch.
»Wer bist du?«
Von oben schallte ihr das Lachen entgegen. »Kannst du dir das nicht denken?«
»Ich will es von dir wissen.«
»Gut, ich sage es dir. Ich bin Merete oder Glarion. Halb Mann, halb Frau. Ich stamme aus Atlantis, aus dem gleichen Land wie du, Kara. Aber ich habe dort weit vor deiner Zeit existiert.«
»Gut, das hatte ich mir gedacht. Aber weshalb
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