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0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens

0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens

Titel: 0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zwitter!
    Glarion hatte bemerkt, wie sehr ihn Kara anstarrte. Dafür hatte er nur ein kühles, leicht überheblich wirkendes Lächeln übrig. Als sich die Lippen verzogen, erschienen auf seiner Stirn zusätzlich noch einige Falten.
    Kara schluckte. »Jetzt bist du wer?« fragte sie.
    »Du kannst es dir aussuchen.«
    »Glarion?«
    »Vielleicht.«
    »Wo steckt Merete?«
    Er breitete die Arme aus und streckte gleichzeitig die Hände. Seine Finger waren lang, sehr geschmeidig und gleichzeitig auch kräftig.
    »Ich bin zwei in einem oder einer in zwei.«
    Kara lauschte der Stimme nach. Jetzt, wo sie den Klang aus unmittelbarer Nähe wahrnahm, hörte er sich neutral an. Das war weder eine Männer- noch eine Frauenstimme. Wenn Kara ehrlich sein wollte, paßte sie zu beiden.
    »Mit wem möchtest du denn lieber zu tun haben?« erkundigte er sich mit falscher Freundlichkeit.
    »Das ist mir egal.«
    »Gut, ich werde dich nicht länger im unklaren lassen. Du wirst sehen, was geschieht und daß Atlantis auch dir noch Überraschungen zu bieten hat.« Er blieb so starr stehen wie ein Denkmal. Nach einer Weile hob er die Arme und kreuzte sie vor dem Gesicht. Er berührte die Haut nicht und hielt sie so, daß er durch die Lücke zwischen den beiden gekreuzten Händen schauen konnte.
    Kara blieb gelassen, auch wenn es ihr schwerfiel. Sie hatte selten so eine arrogante Person wie diese Architektin erlebt.
    Sekundenlang behielt sie die Stellung der Hände bei. Dann bewegte sie die Arme und führte sie aufeinander zu. Dabei streichelte sie ihr Gesicht wie jemand, der sich zur Schau stellen und dokumentieren wollte, welch ein Narzist er war.
    Etwas geschah.
    Die Haut floß nicht weg, obwohl sich die Gesichtszüge plötzlich veränderten.
    Der Vergleich fiel nicht leicht. Es kam Kara vor, als hätte jemand Teile eines Puzzles genommen, sie zusammengeschoben, um daraus ein neues Gesicht zu formen, das vor das alte glitt.
    Das Gesicht einer Frau, integriert in die männlichen Züge. Kaum zu glauben, fast unmöglich, aber trotzdem eine Tatsache. Kara gelang es nicht, die Unterschiede herauszufinden. Es war einfach zu schwer für sie, sich genau auf ein Gesicht zu konzentrieren, weil beide nicht ruhig standen.
    Einiges war für Kara nur zu erkennen. Eine Frau mit ungewöhnlich harten und gleichzeitig etwas breiten Zügen. Keine Schönheit wie der Mann. Die Augenfarbe war die gleiche geblieben, dieses Blau war jedoch intensiver, kalt und strahlend. Der Blick wirkte berechnend und grausam.
    Kara wußte nicht erst seit diesem Augenblick, daß ihr hier eine Gegnerin erwachsen war, vor der sie sich hüten mußte. Merete/Glarion besaß die Kraft des alten Kontinents und hatte die Strahlen des Planeten aufgesaugt.
    »Genug gesehen?« fragte sie. Die Stimme war gleichgeblieben, auch der Körper, denn er wies keine spezifisch weiblichen Geschlechtsmerkmale auf.
    »Nicht ganz.« Kara war ehrlich.
    »Was willst du noch?«
    »Daß du verschwindest. Du bist in unser Leben eingetreten, ohne daß wir dich gerufen haben. Jetzt sollst du uns auch wieder verlassen. Kannst du das nicht begreifen?«
    »Nein.«
    »Dann richte dich trotzdem danach.«
    »Die Steine gehören mir, Kara. Und ich werde es dir beweisen.«
    Sie lachte plötzlich. »Hast du nicht deinen Freund Myxin sehen wollen? Auch das kann ich dir ermöglichen. Doch achte zuerst auf die Steine, dann wirst du sehen, daß sie tatsächlich einmal mir gehörten. Ihr habt sie mir weggenommen. Ich bin nur gekommen, um das zu holen, was ich als mein persönliches Eigentum betrachte.«
    Kara gab keinen Kommentar. Sie hatte sich in den letzten Minuten nicht einmal vom Fleck gerührt. Ihre Hand lag nach wie vor auf dem Griff der goldenen Klinge.
    Merete aber handelte. Wieder bewegte sie schlangengleich ihre Arme. Sie brauchte die Steine nicht einmal zu berühren, um sie mit ihrer Magie zu füllen.
    Alles klappte wie von selbst.
    Kara mußte zusehen, daß dieser Zwitter keinesfalls gelogen hatte.
    Er besaß die Macht, um die Flammenden Steine dermaßen zu verändern, daß Kara sie kaum noch wiedererkannte.
    Als wären sie mit blauer Tinte gefüllt worden, so floß plötzlich das Licht in sie hinein. Es schien aus der Tiefe der Erde hochzusteigen und hatte sich jeden einzelnen Stein als Ziel ausgesucht. Das Licht glitt allmählich in das Gefüge hinein und erreichte auch die Spitze, die es voll und ganz ausfüllte.
    Blau schimmerten die Steine, strahlten ab, und diese Farbe floß auch gegen die düsteren Wolken

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