0546 - Ihr Traum vom Reich des Schreckens
geprägt, ebenso wie der Eiserne Engel, der vergeblich versucht hatte, sie zu stoppen.
Je mehr Kara nachdachte und sich Gedanken machte, um so stärker kam ihr zu Bewußtsein, daß sie eigentlich gar nichts wußte oder viel zu wenig.
Wieder umging sie die Steine. Die Frau tastete sie von allen Seiten mit ihren Blicken ab, suchte nach irgendwelchen Veränderungen, aber das Gefüge blieb innen und außen gleich.
Tagsüber und wenn sie nicht aktiviert worden waren, ragten sie wie unregelmäßige Finger in den Himmel. Abgeflacht auf den Spitzen, so daß sich dort tischähnliche Plateaus hatten bilden können.
Auch wenn sie so aussahen, sehr glatt waren sie nicht. Sie besaßen Kerben, Einschnitte, Erhebungen, die lange Zeit und die Witterung hatten bei ihnen Spuren hinterlassen. Da unterschieden sie sich nicht von anderen Steinen, die in Stonehenge oder Carnac standen.
Nur waren sie trotzdem etwas Besonderes. Kara schaute zum Himmel. Zur Zeit plagte eine Hitzewelle England. Zwar schien die Sonne nicht besonders stark, die Wärme war trotzdem vorhanden und verdichtete sich unterhalb der Wolkendecke zu einer drückenden Schwüle. Die Wolken selbst sahen aus wie gemalt, wie sie über den Hügeln lagen.
Kara betrat den Raum zwischen ihnen. Hier wuchs das Gras saftig und in einer gesunden, grünen Farbe. Sie vernahm das leise Plätschern des Bachs, der das Gebiet ebenfalls durchschnitt, und hörte auch das Zwitschern der zahlreichen Vögel.
Diese Tiere waren die besten Aufpasser. Sie merkten stets als erste, wenn sich einen fremde Kraft näherte, dann stoppten sie ihren Gesang und warnten die Menschen.
Noch zwitscherten sie, als Kara innerhalb des Quadrats stehenblieb und nur den Kopf bewegte.
Sosehr sie auch die Blicke an den Steinen auf- und abgleiten ließ, sie konnte nichts erkennen, was sie störte. Dennoch war sie keineswegs beruhigt. Es gefiel ihr immer weniger, daß Myxin sie allein an den Steinen zurückgelassen hatte. Kara wurde einfach das Gefühl nicht los, daß Myxin ihr nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte. Irgend etwas mußte er ihr unterschlagen haben.
Um sicherzugehen, berührte Kara die Steine mit den Handflächen.
Es gab Augenblicke, wo sich das Material warm anfühlte, das allerdings war diesmal nicht der Fall. Die Steine hatten die normale Sonnenwärme aufgenommen.
Kara verließ das Quadrat wieder. An der linken Seite spürte sie den vertrauten Druck des Schwerts mit der goldenen Klinge. Auf diese Waffe konnte sie sich verlassen. Sie gab ihr Schutz und Hilfe und schaffte es auch, selbst Steine zu durchschlagen.
Kara wartete.
Die Zeit verstrich. Zäh kamen ihr die dahinrinnenden Minuten vor. Bleiern und viel langsamer.
Zwischendurch schaute sie zu den Steinen. Wenn sie sich veränderten, wollte sie sofort dort sein.
Die Steine selbst blieben, aber es gab plötzlich etwas, das Kara doch sehr störte.
Sie selbst spürte die Unruhe!
Kara wunderte sich nicht darüber. Diese Gefühle waren ihr schließlich bekannt. Auch sie besaß einen sechsten Sinn, der sie vor gewissen Gefahren warnte.
Sie war in das Blockhaus gegangen, hatte eine Scheibe Brot gegessen und etwas getrunken und war dann ans Fenster getreten.
Das Gefühl blieb. Kara konnte es sich nicht erklären, denn es gab keinerlei Anzeichen.
Nur eben die Ahnung…
Auf sie verließ sich die Frau, als sie die Hütte verließ. Wieder in der freien Luft, merkte sie, daß sich das Wetter noch weiter verändert hatte. Es war schwüler geworden. Wie Blei hing der graue Himmel über dem Platz. Die Wolkendecke hatte sich in der Höhe zwar nicht verändert, sie kam Kara dennoch drückender vor, als wäre sie dabei, allmählich niederzukommen.
Was war das nur?
Kara schaute die Steine genau an, auch durch die breiten Lücken hindurch, und sie blickte an den Flanken der Hügel hoch, wo der Wald sehr dicht stand.
An den Kuppenrändern sah sie es. Dort hatten sich die Wolken trotzdem verändert. Zwar zeigten sie nach wie vor ihre dunkle Farbe, aber an den Rändern schimmerten sie heller.
Die Farbe dort war schlecht zu erkennen. Kara glaubte mehr an ein schwefliges Gelb, das die Ränder nachzeichnete und immer dann eintrat, wenn sich ein Gewitter näherte: Die Luft war schwül und drückend genug. Ein Gewitter hätte der Natur sogar gutgetan. Nur wollte Kara daran nicht so recht glauben.
Was sich dort näherte, hatte mit einem Gewitter nicht viel zu tun.
Eher mit ihrem Gefühl, der innerlichen Nervosität, die sich noch steigerte.
Die Wolken
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