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0546 - Satans Amulett

0546 - Satans Amulett

Titel: 0546 - Satans Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Trümmer so weit abgeräumt waren, so daß man Details der subterranen Anlage untersuchen konnte. Komplette Bandstraßen waren in die Tiefe gestürzt, als der Boden aufgerissen wurde und zusammenbrach. Spätestens die schweren Maschinenblöcke hatten beim Absturz alles unter sich kurz und klein geschlagen.
    Immerhin war die Weitläufigkeit der Anlage einigermaßen zu erkennen. »Es klingt zwar verrückt, aber ich möchte es fast einen Tempel nennen«, überlegte Strong. »Den könnte irgendeine Sekte hier klammheimlich angelegt haben, und eine stillgelegte Fabrik ist natürlich die beste Tarnung. Da überprüft doch kein Mensch, ob da vielleicht irgend jemand irgend etwas treibt.«
    »Tempel«, sann Odinsson. »Das könnte stimmen. Vielleicht gehörte er dem Ssacah-Kult.«
    »Was ist das für ein Haufen?«
    »Sie verehren eine Kobra als Gottheit. Ihre Anhänger werden initiiert, indem man sie von Schlangen beißen läßt. Der Kult stammt ursprünglich aus Indien.«
    Strong nickte. »Wir haben viele Inder in London. Die bringen eine Menge fremdartiger Dinge mit. Kunstwerke, Bücher, Kochrezepte… warum nicht auch Sekten? Was weiß Ihre Firma über diesen… wie sagten Sie?«
    »Ssacah-Kult«, wiederholte Odinsson. »Wir beobachten diese Sekte nur. Es scheint sich zumindest im Bereich des Commonwealth nicht um eine staatsfeindlich orientierte Gruppierung zu handeln. Allerdings sieht es so aus, als hätten sie sich Feinde geschaffen.« Er deutete auf die Trümmer.
    »Sie gehen davon aus, daß diese Anlage tatsächlich ein Tempel dieses Schlangen-Kultes war?«
    »Ich gehe davon aus, daß Sie die Beweise dafür finden werden«, sagte Odinsson. »Lassen Sie bei den Räumarbeiten darauf achten, ob irgendwo unterarmlange Messing-Skulpturen gefunden werden. Lebensecht wirkende, verkleinerte Abbildungen von Königskobras. Werden Sie fündig, war dies ein Ssacah-Tempel. Ich bin dessen sicher.«
    »Na schön«, murmelte Strong. Er hob den Kopf und musterte einen Moment lang den greisen Mann, der im Widerspruch zu seinem Aussehen körperlich und geistig überraschend fit zu sein schien; daß er noch um ein Vielfaches älter war, als sein Äußeres glauben machte, konnte der Commander nicht einmal ahnen. »Mir gefällt hier einiges nicht, Sir«, gestand er. »Sie wissen mehr, als Sie mir sagen wollen. Sie behaupten, Sie beobachten diesen Kobra-Kult. Wer kommt dann Ihrer Meinung nach dafür in Frage, den Tempel gesprengt zu haben?«
    Der Weißhaarige lächelte dünnlippig. »Sie sollten einen Mann namens Zamorra verhören«, schlug er vor. »Professor Zamorra.«
    »Der Name klingt so ausländisch wie Ihrer. Ein Professor?«
    »Parapsychologe. Französischer Paß. US-Paß. Der Mann kann Ihnen sicher sehr viel über diese Explosion erzählen. Er hatte nämlich seine Hände im Spiel. Seien Sie vorsichtig, dieser Zamorra ist mit allen Wassern gewaschen und kann gefährlich werden.«
    »Ist er ein Terrorist?«
    »Nein, wer wird denn gleich das zweitschlimmste annehmen?«
    »Was halten Sie denn für das schlimmste, Odinsson?«
    Der Weißhaarige grinste. »Gegenfrage: Zahlen Sie gern Steuern? Das dürfte Ihre Frage beantworten. Verhören Sie den Mann, danach wissen Sie mehr, als ich Ihnen erzählen kann und darf. Viel Spaß dabei.«
    Er zog ein Notizheft aus der Tasche, kritzelte eine Hoteladresse auf einen Abrißzettel und drückte ihn Strong in die Hand. »Da können Sie diesen Zamorra derzeit finden«, empfahl er, schritt davon und stieg in einen weißen Mercedes S 600 L.
    Strong hob die Brauen. Der Secret Service schien seine Oberagenten ja reichlich üppig auszustatten. Zwölfzylinder-Limousine aus Germany - und ein Commander der Metropolitan Police mußte sich mit einem simplen, steinalten Rover 216 als Dienstwagen begnügen! Nicht gerade motivierend, dieser Gegensatz.
    Strong hatte die Jungs vom Geheimdienst noch nie gemocht, und jetzt erst recht nicht mehr. Die mischten sich viel zu oft in die Polizeiarbeit und machten alles nur unnötig kompliziert.
    Eine Sekte, die vom Secret Service beobachtet wurde? Ein Tempel, der von Gegnern der Sekte gesprengt worden war? Das schien alles ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Doch die Wege der Geheimdienste waren unergründlich und meist nicht einmal den Kontrollorganen der Politik im Detail bekannt.
    »Schauen wir uns also diesen Professor Zamorra mal näher an«, beschloß Strong. »Und der Teufel soll diesen Fall holen, wenn’s da unten im Tempel auch noch Todesopfer gegeben

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