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0547 - Die Sonne warf keinen Schatten

Titel: 0547 - Die Sonne warf keinen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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von ihnen kauerten unweit des Steinhaufens.
    Es war Ellsmere unverständlich, wie sie die barbarische Hitze ertragen konnten, aber sie saßen da und betrachteten die Steine, als fühlten sie sich vollkommen behaglich.
    Sie waren ebensogekleidet wie Terry. Ellsmere identifizierte sie versuchsweise als Aburrhaman und DasGupta, zwei indische Mitglieder der Forschergruppe.
    Inzwischen hatte King Pollack den großen Steinhaufen aus einem anderen Blickwinkel begutachtet. Er kam zurückgekrochen.
    „Ich denke, ich weiß, was sie vorhaben", flüsterte er.
    „Was?"
    „Der Trümmerhaufen ist ihr Herd. Auf der Rückseite führt ein Stollen schräg unter die Steine. Wahrscheinlich entzünden sie dort ein mächtiges Feuer, bis die Steine beinahe am Glühen sind. Dann bringen sie das Fleisch und braten es, indem sie es einfach auf die heißen Felsbrocken werfen."
    „Da müßte doch Rauch zu sehen sein!" widersprach Ellsmere.
    „Kommt darauf an, was für Brennmaterial sie verwenden", erklärte Pollack. „Außerdem kann es sein, daß das Feuer längst aus ist. Wahrscheinlich ist der Rest der Gruppe auf Jagd."
    Ellsmere erinnerte sich an Terry, alias Terenz Hall. Obwohl die Frage die ganze Zeit über im Hintergrund seines Verstandes umhergespukt haben mußte, stellte er sie sich jetzt zum ersten Mal mit Bewußtsein: Wie hatte Terry das hasenähnliche Tier erlegt? Er trug keinerlei Waffen. Sein Bratspieß war ein Aststück, das er ohne Zweifel irgendwo auf dem Boden aufgelesen hatte, und die Fähigkeit, Schlingen zu legen, war seiner Einfalt kaum zuzutrauen. Wie war er also zu dem Braten gekommen?
    Seine Nachdenklichkeit wurde unterbrochen. Unter den Bäumen jenseits der Lichtung wurde es plötzlich lebendig.
    Verhaltene Stimmen waren zu hören. Das Buschwerk knackste und knisterte, und schließlich spazierte eine Gruppe von einhundert Männern und Frauen auf den Platz heraus.
    Spazieren war nicht der richtige Ausdruck. Sie bewegten sich auf übertriebene Weise gravitätisch. Sie sahen dabei zu Boden, als gäbe es auf der Welt nichts Wichtigeres, als daß sie einen Fuß richtig vor den andern setzten.
    Einer der beiden Inder sah auf.
    „Die Hitze ist richtig", hörte Ellsmere ihn sagen.
    Die Männer und Frauen gruppierten sich im Halbkreis um den Steinhaufen. Ellsmere erkannte ein paar Gesichter, die ihm aus den Unterlagen über Hung-Chuins Gruppe bekannt waren.
    Vor allen Dingen entdeckte er Persh Hankolore, den Afrikaner, der hier den Häuptling zu spielen schien. Inzwischen kamen weitere Frauen und Männer aus dem Dschungel. Die Gruppe wuchs ständig an, bis sie schließlich an die dreihundert Köpfe zählte. Ellsmere suchte nach Märt Hung-Chuin, fand ihn jedoch nirgends. Mit Siu Maranne war er seiner Sache nicht so sicher, aber er wäre notfalls eine Wette darauf eingegangen, daß sie sich nicht unter den Anwesenden befand. Hung-Chuins Gruppe hatte ursprünglich aus 419 Mitgliedern bestanden. Vor ihm befanden sich knapp dreihundert Leute, und der Zustrom aus dem Wald schien aufgehört zu haben. Wo waren die andern?
    Er wurde abermals unterbrochen. Der Radiokom-Empfänger meldete sich mit leisem Quäken.
    Kochern war am Apparat.
    „Wir haben die ersten Meldungen von der Unglücksstätte", eröffnete er das Gespräch. „Die Sache sieht ziemlich merkwürdig aus."
    „Wie meinen Sie das?"
    Ellsmere dämpfte die Stimme zu einem halblauten Gemurmel, um draußen auf der Lichtung nicht gehört zu werden. Er war ohnehin nicht sicher, ob das Quäken der Meldevorrichtung ungehört geblieben war.
    „Hollingsworths Shift steht am Rand eines mächtigen, Felsblocks. Der Block gleicht einer Mesa im mexikanischen Sinn, wenn Sie wissen, was ich damit meine."
    „Ich weiß", sagte Ellsmere ungeduldig.
    „Wenn ich sage am Rand, dann meine ich genau das. Ein paar Zentimeter weiter, und das Fahrzeug wäre in den Abgrund gekippt. Allerdings nehmen wir an, daß es vor ein paar Stunden noch auf sicherem Grund und Boden stand. Der Felsabbruch unmittelbar vor der Bugnase des Shifts ist alljüngsten Datums.
    Holli und Elisa müssen sich auf dem Südteil der Mesa befunden haben, als der Bruch stattfand. Das Geröll hat sie mit in die Tiefe gerissen."
    Der Major schluckte hart.
    „Ich nehme an, daß am Fuße des Felsens ein Berg von frischem Geröll entstanden ist. Hat man ihn untersucht?"
    „Ja/natürlich. Und dabei wurde eine interessante Entdeckung gemacht."
    „Spannen Sie mich nicht auf die Folter!"
    „Keineswegs meine Absicht. Es sieht so

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