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0547 - Die Sonne warf keinen Schatten

Titel: 0547 - Die Sonne warf keinen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen geringen Teil ihrer ursprünglichen Intelligenz wieder zurück. Die Neutrinisten dagegen wurden künstlich im Zustand der äußersten Verdummung gehalten. Dabei müssen die Orchideen eine wichtige Rolle gespielt haben. Der Rauch der Blüten im Verein mit der Anwesenheit der Obelisken hatte einen hemmenden Einfluß auf den Verstand der Neutrinisten. Gleichzeitig vertiefte er ihre Abhängigkeit vom Geist des Waldes. Dieser Einfluß war von begrenzter Dauer. Deswegen mußte das sogenannte Opfer in regelmäßigen Abständen wiederholt werden."
    „Wer, glauben Sie, ist der Geist des Waldes?"
    „Die Gesamtheit aller Obelisken", antwortete Hankolore, ohne zu zögern. „Dieser Name wurde uns ins Gehirn gepflanzt, weil er leicht zu fassen ist."
    „Ich bin überzeugt", fügte Hung-Chuin hinzu, „daß uns in dem Augenblick, in dem wir unser Denkvermögen wiedererlangten, gleichzeitig eine Menge Erinnerungen abhanden gekommen sind, die wir von unserem Aufenthalt auf Obelisk besaßen. Wir sind erst seit ein paar Stunden unterwegs, und schon ist es mir so, als läge die Obelisk-Episode Jahre in der Vergangenheit.
    Feststeht jedenfalls, daß die Neutrinisten wie auch die Chuinisten mit dem Geist - oder den Obelisken - in ständigem parapsychischen Kontakt standen."
    „Wenn Sie sich jetzt an die vergangenen Jahre zurückzuerinnern versuchen", sagte Ellsmere, „kommt es Ihnen dann vor, als wären die Obelisken Ihre Feinde gewesen? Ihre Freunde? Oder neutral?"
    Chuin überdachte die Frage eine Zeitlang.
    „Sie waren nicht unsere Feinde", antwortete er schließlich. „Sie hätten uns jederzeit vernichten können. Statt dessen sorgten sie für uns. Sie brachten die Tiere des Waldes dazu, sich tot vor uns niederzuwerfen, so daß wir sie nur zu reinigen und zuzubereiten brauchten. Nein, Feinde waren sie sicherlich nicht. Ihr Interesse für uns war das Interesse für Versuchstiere, wie ich schon sagte."
    „Ich bin derselben Ansicht", meldete sich Robert Hollingsworth überraschenderweise zu Wort. „Ich denke dabei an das Unglück, das Elisa und mir widerfahren ist."
    Ellsmere nickte gewichtig.
    „Sie machen es mir nicht leicht, meine Herren! Je länger wir über die Obelisken reden, in desto freundlicherem Licht erscheinen sie, und um so mehr muß ich bedauern, daß wir so hart mit ihnen zu Gericht gehen mußten."
    Am 14. August 3442 Allgemeiner Zeit landete die UST-3048 auf der Hundertsonnenwelt. Da dieser Stützpunkt sich weit außerhalb der Milchstraße im intergalaktischen Raum befand, war hier von der Verdummung, mit der die Milchstraße geschlagen war, nichts zu spüren. Hung-Chuin und seine Leute blieben im Besitz ihrer natürlichen Intelligenz, auch nachdem das Raumschiff den Linearraum verlassen hatte.
    Hung-Chuin wurde von Geoffry Abel Waringer empfangen.
    Er verbrachte eine Stunde damit, Hung-Chuin über die jüngsten Ereignisse in der Galaxis und auf der Hundertsonnenwelt zu informieren. Er berichtete auch von seinen bisher erfolglosen Bemühungen, ein Gerät zu entwickeln, mit dem der verdummende Einfluß, der aus der Manipulierung der galaktischen Gravitationskonstante entsprang, neutralisiert werden konnte.
    Hung-Chuin hörte schweigend zu. Dann äußerte er den Wunsch, die vier Obelisken zu sehen, die vor kurzer Zeit auf der Hundertsonnenwelt materialisiert waren. Ohne Begleitung machten die beiden Männer sich auf den Weg.
    Ein merkwürdiges Gefühl befiel Hung-Chuin, als er, Tausende von Lichtjahren vom Obelisk entfernt, zum ersten Mal wieder vor einem der Wahrzeichen eines fremden Volkes stand. Er fühlte sich zu dem steinernen Gebilde, das unter dem Glanz der Sonnen keinen Schatten warf, auf eigenartige Weise hingezogen.
    Und plötzlich geschah das Wunder. In seinem Gehirn formte sich ein Gedanke, ein Bild, ein Eindruck ...
    „Fremder, der von unseren Brüdern kommt... Freund ..."
    Fast eine Stunde lang stand Hüng-Chuin vor dem Obelisken, reglos, seine Umgebung nicht mehr wahrnehmend. Hung-Chuin lächelte.
    „Ich weiß, warum Sie mit Ihrem Antiverdummungsgerät keinen Erfolg hatten."
    Waringer gelang es, seine Überraschung zu verbergen.
    „Sie wissen?"
    Hung-Chuin nickte. Und dann tat er den Ausspruch, an den zu erinnern sich für Geoffry Abel Waringer in den kommenden Wochen und Monaten immer häufiger Grund fand: „Den Stein der Weisen gibt es nicht nur auf der Erde. Es gibt ihn auch hier, auf Ihrer Hundertsonnenwelt."
     
    ENDE
     

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