0548 - Testflug zur Erde
Offen begegnete er dem prüfenden Blick des Mannes.
„Ich freue mich, Sie heil wiederzusehen, Inspektor", sagte der Offizier. „Gibt es etwas Besonderes?"
Bruster überreichte die Mappe. Zusammen mit dem Vorgesetzten ging er zu einer Sesselgruppe und ließ sich dort nieder.
„Die Lage ist unverändert ernst", berichtete er. „Zwar wächst die Intelligenz der Menschen allmählich spürbar an, wir sind jedoch von einer Normalisierung noch weit entfernt. Die Versorgungslage ist in fast allen indischen Städten gut."
Er nahm sich eines von den Kaupäckchen, die auf dem Tisch lagen. Unruhig drehte er es zwischen seinen plumpen Fingern.
Für einen kurzen Mament wirkte er sehr unsicher, aber dem Offizier fiel das nicht auf. Er warf gerade einen Blick in die Mappe.
„An der Westküste Indiens, in Panjim, macht ein gewisser Masko Batala von sich reden", fuhr er mit schleppender Sprache fort. „Er hat die Verwaltung des Versorgungsdepots Panjim-Süd übernommen."
Der Offizier blickte kurz auf, aber er sah an Bruster vorbei.
Dieser bemerkte, daß im Hintergrund der Halle ein Jetpilot wartete.
Er atmete auf. Unter diesen Umständen war nicht damit zu rechnen, daß der Vorgesetzte sich allzusehr für Masko Batala interessieren würde. Bruster irrte sich nicht. Der Offizier erhob sich, reichte ihm die Hand und verabschiedete sich.
„Ich möchte Sie später noch einmal sprechen", sagte er und blickte auf sein Chronameter. „Oder sagen wir lieber morgen.
Das paßt mir besser. Ich nehme an, daß Sie nichts zu berichten haben, was dringend ist?"
„Nichts, Sir."
Der Offizier blickte Enva Bruster kurz an. Er hegte nicht den geringsten Zweifel an der Zuverlässigkeit dieses Mannes, dessen Aufgabe es war, die Verbindung zwischen Imperium-Alpha und den Versorgungsdepots auf dem indischen Subkontinent aufrecht zu erhalten. Enva Bruster war einer von vielen Außeninspektoren. Bis jetzt hatte sich keiner von diesen Männern als unzuverlässig erwiesen.
Bruster verabschiedete sich.
Er ging in seine Unterkunft und begann sofort mit einer eingehenden Untersuchung. Als er festgestellt hatte, daß es keine Abhörvorrichtungen gab, legte er Stiefel und Gürtel ab und begann damit, die Nähte aufzutrennen. Zahlreiche Spezialgeräte kamen zum Vorschein. Unter den Stiefelsohlen holte Bruster vier schmale Sprengladungen hervor, die er sogleich mit den Geräten verband.
Nach anderthalb Stunden war seine Arbeit beendet. Bruster verließ seine Unterkunft und überzeugte sich davon, daß die Sonne untergegangen war. Der Raumhafen von Terrania-City lag im Licht weniger Spezialscheinwerfer, deren Zahl jedoch nicht ausreichte, das ganze Feld zu erhellen. Der grün leuchtende HÜ-Schirm schuf gespenstische Dämmerzonen, in denen einige geparkte Space-Jets kaum zu erkennen waren.
Enva Bruster kehrte in sein Zimmer zurück, steckte die zusammengebauten Ausrüstungsgegenstände in seine Taschen und ging dann zur Ausgangshalle. Sie lag menschenleer vor ihm.
Er durchquerte sie. Dabei fühlte er, wie ihm heiß wurde. Aus einem der abzweigenden Gänge ertönten Schritte. Er hoffte, daß seine provisorisch zusammengesteckten Stiefel nicht auseinanderfielen, solange er noch in der Halle war.
Unangefochten erreichte er den Ausgang. Als er ins Dunkel hinaustrat, platzte sein linker Stiefel auseinander. Er bückte sich, nahm die Fetzen auf und eilte zu seinem Gleiter. Erst als er in den Polstern saß und sich andere Stlefel anzog, blickbe er sich prüfend um. Niemand schien ihn bemerkt zu haben.
Er wartete einige Minuten ab, dann verließ er das Fluggerät und glitt in die Dunkelheit hinaus. Dabei bewegte er sich so geschickt in der Deckung seines Gleiters, daß man ihn vom Kontrollgebäude aus nicht sehen konnte.
Er erreichte nach etwa einhundert Metern den Rand des Landefeldes und ließ sich in einen Graben sinken. Wieder verharrte er mehrere Minuten an der Stelle. Auch jetzt wurde kein Alarm ausgelöst.
Enva Bruster machte sich auf den Weg zu den Energieprojektoren des HÜ-Schirms.
Bevor die allgemeine Verdummung in der Galaxis einsetzte, war er HÜ-Schirm-Ingenieur gewesen. Als solcher war er über Schutzschirme dieser Art besser informiert als jeder andere in der „Gemeinschaft der Hellsichtigen". Er war der einzige, der überhaupt die Voraussetzungen für einen Angriff auf Imperium-Alpha schaffen konnte. Deshalb hatte ihm Masko Batala entsprechende Belohnungen in Aussicht gestellt.
Enva Bruster war für eines der höchsten und
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