0548 - Testflug zur Erde
schüttelte den Kopf. Er war so vergnügt, wie Waringer ihn eigentlich noch nie gesehen hatte.
„Unsinn, Waringer", erwiderte der Koreaner. „Ich habe die Arbeiten nur ein bißchen beschleunigt. Mehr nicht."
„Das ist der bescheidenste Verein, den ich je kennengelernt habe", stellte der Oberst schmunzelnd fest. „Meine Herren, ich möchte Ihnen gratulieren."
Aronus Belcant drückte die Hand des Kommandanten. Über den Kopf des kleineren Mannes hinweg sah er, daß die anderen Offiziere sich umarmten. Seine Blicke wanderten zu den Bildschirmen, die ihm Einblicke in einige Messen und Sammelunterkünfte gewährten. Überall sah er lachende Menschen, die sich umarmten und auf die Schultern klopften.
Und erst jetzt wurde er sich wirklich bewußt. was der gelungene Test bedeutete. Die gleiche euphorische Stimmung, die alle anderen erfaßt hatte, stieg auch in ihm auf. Er hörte sich lachen und schreien. Er vergaß seine sonst so zurückhaltende und arrogant wirkende Art und sehlug Oberst Horato Tamika ebenfalls die Hand auf die Schulter, als dieser ihm seine Begeisterung bekundete.
Irgend jemand hatte die Lautstärkeregler der Interkomgeräte voll aufgedreht. Der Jubel der Besatzung brüllte aus sämtlichen Lautsprechern, aber niemand störte sich daran. Jedermann schien das in Ordnung zu finden.
„Mensch, Belcant, wissen Sie eigentlich was das bedeutet?"
fragte Waringer den Assistenten und rüttelte an seiner Schulter. „Belcant, jetzt wird der Schwarm sein blaues Wunder erleben.
Jetzt können nicht mehr nur die wenigen Immunen gegen die Fremden kämpfen, jetzt werden alle Menschen mit Netzen ausgerüstet. Die Galaxis kann sich endlich wirksam gegen den Schwarm wehren. Die Katastrophe hat ihr Ende gefunden."
Aronus Belcant befreite sich mit sanfter Gewalt aus den Händen, die ihm fast die Schultern zerquetschten Die überschwengliche Freude wich ruhigerer Betrachtung. Der Assistent zog sich wieder in sich zurück und kapselte sich ab. Er brachte es nicht fertig, sich noch länger an dem lauten Jubel zu beteiligen.
Belcant trat einige Schritte zurück und lehnte sich gegen einen Instrumentenschrank. Noch nie hatte er seinen Chef Mart Hung-Chuin so ausgelassen und jungenhaft vergnügt gesehen. Der Hyperdimregulator wirkte wie berauscht.
Niemand löste sich so schnell wie Belcant aus dem Freudentaumel, und daher bemerkte auch niemand außer ihm sofort, daß der I. Offizier plötzlich ein handgroßes Rechengerät von seinem Instrumentenpult nahm und es einem der beiden Ärzte mit voller Wucht über den Kopf schlug. Der Arzt brach blutüberströmt zusammen und rutschte unter einen Tisch, wo ihn niemand außer Belcant sehen konnte.
Der I. Offizier wandte sich dem Assistenten zu. Seine Augen leuchteten in einem unheimlichen Feuer, und auf seinen Lippen bildete sich Schaum.
*
Euphorische Freude herrschte auch in dem Versorgungsdepot bei der indischen Stadt Panjim.
Der Siganese Ovo Bowo lag bäuchlings in einem Belüftungsschacht und blickte durch ein Schutzgitter hindurch in den Funkraum der Anlage. Hier hielten sich die sieben Männer der Führungsgruppe der „Gemeinschaft der Hellsichtigen" auf.
Sie gratulierten sich gegenseitig. Im Zentrum der Freude stand der Grönländer Masko Batala, der sich nur ein dünnes Lächeln erlaubte und sich grenzenlos überlegen gab.
Der Siganese war Zeuge gewesen, als Masko Batala einen Funkspruch entschlüsselt hatte, der von Imperium-Alpha eingelaufen war. Enva Bruster hatte der Gemeinschaft mitgeteilt, daß der Raumhafen von Terrania City sturmreif war.
„Wir können angreifen", stellte Masko Batala fest und schob die Männer aus dem Funkraum. „Jetzt verlieren wir keine Zeit mehr.
Horace, Soal, Jean - ihr stellt die Truppe zusammen. Gebt die Kampffahrzeuge an die Mannschaften aus. Simon und Ace, ihr nehmt die Abschlußumschaltungen an den Robotern vor.
Imperium-Alpha soll sein blaues Wunder erleben."
Die Männer verließen die Funkzentrale. Ovo Bowo hörte ihre Stimmen verklingen. Immer wieder klang Gelächter auf. Die „Gemeinschaft der Hellsichtigen" war siegesgewlß. Man wußte, daß man die Masse von etwa zweihunderttausend Menschen von herabgesetzter Intelligenz hinter sich hatte. Der Siganese rechnete damit, daß Masko Batala daraus ein Angriffsheer von etwa vierzig - bis fünfzigtausend Männern zusammenstellen würde. Offensichtlich gab es in diesem Depot auch Räume, in denen schwere Kampfwaffen eingelagert worden waren. Bowo hatte sie bis jetzt
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