0549 - Amors Teufelspfeile
eingesteckt.« Da Johnny noch nicht angezogen war und nur seine Unterwäsche trug, schickte ihn sein Vater weg. »Zieh dir was über, dann kannst du…«
»Dad, ich bleibe bei Nadine.«
»Ist auch gut.«
»Willst du noch einmal weg?«
»Nein.« Der Reporter schüttelte den Kopf. »Ich bleibe hier. Es sei denn, das Krankenhaus ruft an, damit ich mit Mummy reden kann. Außerdem bekommen wir gleich Besuch.«
»Onkel John?«
»Suko kommt.«
Johnny nickte. »Was will er denn?«
»Nun ja. Vier Augen sehen mehr als zwei. Sollte ich tatsächlich ins Krankenhaus müssen, wird Suko hier im Haus bleiben und auch dich schützen, Junge.«
»Das ist toll.«
Bill stand auf. »So, mein Lieber, dann zieh dich mal vernünftig an.«
Johnny verschwand. Es gefiel Bill Conolly ganz und gar nicht, daß er hier einen Vater spielen mußte, der seinen Sohn aufrichten wollte.
Er konnte ihm ja nicht zeigen, wie es tatsächlich in ihm aussah. Wie sehr er um seine Frau bangte, daß die Furcht seine Psyche regelrecht gefesselt hatte. Nein, das war unmöglich.
Er ging zum Fenster und schaute wieder in den Garten. Ein Eichhörnchen huschte über die Platten in der Mitte und verschwand im Gebüsch. Ein wenig heile Welt hatten sich die Conollys geschaffen. Die aber wurde immer wieder durch die Angriffe des Bösen zerstört.
Bill arbeitete freiberuflich für verschiedene Zeitungen und Magazine in aller Welt. Er hatte sich vorgenommen, eine Artikelserie über unheimliche und unerklärliche Vorgänge in der Welt zu schreiben.
Sehr weit war er damit nicht gekommen. Es lag noch nicht lange zurück, als er in den Bann der Verdammten geriet. Ein Mädchen mit magischen Fähigkeiten, das von einer Gangsterbande ausgenutzt worden war. John Sinclair hatte ihn schließlich aus der Mambo-Hölle herausgeholt. Nach diesem Fall hatte er nicht mehr weiter recherchiert, und auch der Bericht über die Mambo-Hölle war noch nicht erschienen, obwohl der Termin mittlerweile drängte.
»Daddy!«
Bill schrak zusammen, als er Johnnys Ruf vernahm. Die Stimme des Jungen hatte ihm überhaupt nicht gefallen. Sehr wohl war ihm der entsetzte Klang aufgefallen.
Auf dem Absatz machte Bill kehrt. Im Flur traf er mit seinem Sohn zusammen.
Johnny zitterte am ganzen Körper, sein Gesicht war schweißnaß.
Angst nistete in den Augen. Er weinte.
»Was ist denn?«
»Dad, es ist so schrecklich. Ich habe… ich war in meinem Zimmer, wo auch Nadine liegt.«
»Na und?«
»Sie… sie liegt da.«
»Weiter!«
»Komm mit!«
Auch Bill fühlte sich unwohl. Die Tür zum Kinderzimmer stand offen. Dicht davor verlangsamte Johnny seine Schritte. Er trat zur Seite, damit sein Vater in den Raum schauen konnte.
Nadine lag auf der rechten Seite neben dem Bett. Ihre Haltung hatte sie nicht verändert.
Trotzdem war alles anders, denn in ihrem Körper steckte einer dieser verdammten Pfeile, und die Augen der Wölfin glühten nicht nur rot, sie zeigten auch als Motiv den teuflischen Amor in den Pupillen…
***
Mit diesem Schock hätte Bill nie gerechnet. Er stand auf der Schwelle, ohne sich zu bewegen. Durch seinen Kopf zirkulierten Ströme von Gedanken. Er wußte nicht, welchen Kommentar er abgeben und was er noch unternehmen sollte. Irgendwo existierte eine Sperre und auch das Wissen, daß sie innerhalb des Hauses trotz allem nicht sicher waren.
»Sag was, Dad!« hauchte Johnny.
Bill schluckte nur und hob die Schultern. Er überlegte jetzt krampfhaft, wie es dem teuflischen Amor gelungen war, in das Haus zu kommen. Eine Lösung fand er nicht. Sie hätten etwas hören müssen, aber das war nicht der Fall gewesen.
Bill schaute zum Fenster. Es war geschlossen. Auch die Scheibe wies keine Veränderungen auf.
Er senkte den Kopf.
Nadine lag unbeweglich. Sie befand sich in einem tiefen, festen Schlaf, obwohl sie mit offenen Augen dalag.
»Was machen wir denn?«
»Ich weiß es nicht, Johnny. Ich weiß es wirklich nicht.«
»Und wenn Nadine erwacht?«
Bill hob die Schultern.
Johnny dachte weiter. »Die eine Frau hat mich umbringen wollen. Vielleicht will Nadine das auch.«
»Junge, bitte…«
»Es kann doch sein, Dad.«
Daran hatte Bill auch gedacht. Nur hatte er es vor seinem Sohn nicht zugeben wollen. Es mußte eine andere Möglichkeit geben, Nadine von diesem Bann zu befreien, und zwar bevor sie aus ihrem magischen Schlaf erwachte.
»Bleib du zurück!« flüsterte Bill seinem Sohn zu.
»Was hast du vor?«
Bill legte einen Finger auf die Lippen. Er wollte nichts mehr
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