0549 - Amors Teufelspfeile
weiter steigerte. Sogar ein Heulton mischte sich hinein.
Nadine sprang!
Bill warf sich zurück. Torpedogleich flog er durch die offenstehende Tür in den Gang, wäre trotzdem noch von den Reißzähnen der Wölfin erwischt worden, hätte Johnny die Gefahr nicht erkannt und blitzschnell gehandelt.
Er rammte genau im richtigen Moment die Zimmertür zu. Bill befand sich schon im Gang, die Wölfin noch im Raum.
Die Tür fiel ins Schloß, der schwere Körper, krachte von innen gegen das Holz, und Johnny drehte blitzschnell den außen steckenden Schlüssel herum.
Bill rappelte sich auf. Er zog seinen Sohn zurück, der leichenblaß geworden war.
»Tut mir leid, Junge, aber diesmal hat es Nadine erwischt!«
Johnny nickte und schluckte ein paarmal. Dann erst konnte er sprechen. »Heißt das vielleicht, daß Nadine uns töten will?«
»Ja.«
»Aber mich nicht!«
»Kind, die ist besessen.« Bill starrte Johnny an. »Verstehst du das? Dieser verdammte Pfeil hat aus der Wölfin eine Besessene gemacht. Das mußt du begreifen!«
»Aber ich…«
Er konnte nicht mehr sprechen, denn ein harter Schlag von innen ließ die Tür erzittern.
Die Wölfin versuchte, aus ihrem Gefängnis auszubrechen, um an die Menschen heranzukommen.
»Wie lange hält denn die Tür?« fragte Johnny.
»Nicht sehr lange.«
»Und jetzt?«
»Wir werden das Haus nicht verlassen«, erklärte Bill. »Komm, Junge, in den Keller!«
Gemeinsam rannten sie los und hatten die Treppe noch nicht hinter sich gelassen, als sie bereits das Splittern hörten, als die Tür entzweibrach.
Nadine war frei!
Und Bill dachte gleichzeitig an Suko, der kommen wollte und von nichts ahnte…
***
Wieder befand ich mich im St. Stephan’s Hospital. Diesmal hatte sich die Lage etwas verändert. Die Ruhe der Nacht war einer gewissen Hektik gewichen, zumindest im Bereich des Eingangs, wo die Information mit mehreren Leuten besetzt war.
Es war nicht gerade so, daß jemand Wache hielt, aber Besucher konnten trotzdem überprüft werden. Die Krankenschwester saß in einem kleinen Zimmer, dessen Tür offenstand.
Sie sah mich.
»Moment mal, Mister!« rief sie und stand auf. Eine sehr energische Person mit einer Goldrandbrille.
Ich blieb stehen. »Kann ich Ihren Oberarzt sprechen?«
»Wer sind Sie überhaupt?«
»Oberinspektor Sinclair, Scotland Yard.«
»Den Namen habe ich schon gehört.«
»Wann?«
»Bei der Ablösung sagte man mir, daß Sie wahrscheinlich hier erscheinen werden. Es geht um Sheila Conolly, nicht wahr?«
»So ist es!«
Die Schwester wiegte den Kopf. »Ihr Zustand ist nach wie vor kritisch. Sie wird in diesen Minuten alle Kräfte in ihrem Körper mobilisieren müssen, um ihr Leben zu behalten.«
»Das hatte ich mir gedacht.«
»Und deshalb können Sie und ich überhaupt nichts tun.«
»Ich muß trotzdem Ihren Chef sprechen, Schwester. So leid es mir tut. Hier geht es nicht nur um Mrs. Conollys Krisis. Ihr Leben ist möglicherweise auch von einer anderen Seite bedroht, wenn Sie verstehen.«
»Nein, ich verstehe nicht.«
»Wo ist der Arzt?«
»Er hat eine Besprechung.«
»Bitte – holen Sie ihn!« Meine Stimme hatte sehr drängend geklungen. Wahrscheinlich war die Schwester deshalb in ihrer Meinung schwankend geworden.
Sie nickte mir zu. »Gut, warten Sie hier.«
»Aber beeilen Sie sich.«
»Ich tue mein Bestes!«
»Natürlich.«
Sie verschwand tatsächlich mit schnellen Schritten. Ungefähr am Ende des Ganges, wo sich der direkte Zugang zur Intensivstation befand, verschwand sie seitlich in einem Raum.
Ich wartete.
Natürlich wurde mir die Zeit lang. Ich verließ mich wieder auf mein Gefühl, zählte allerdings auch die Tatsachen zusammen und war zu dem Ergebnis gekommen, daß der Teufel nicht aufgeben würde. Er mußte einfach weitermachen, konnte nicht aufhören, es wäre gegen seine festgesetzten Regeln gewesen, nach denen auch seine Diener handelten.
Etwas beruhigte mich die Tatsache, daß sich Suko bei Bill und seinem Sohn aufhielt.
Die Schwester kehrte zurück. Sie verließ allein das Zimmer, dann folgte der Arzt.
Er war ein kleiner Mann. Der Kittel wehte offen um seinen Körper. Sein Gesicht war hager, der Mund etwas breit und zu einem Lächeln verzogen. Ich lernte ihn als Dr. Sam Windfloor kennen.
»Sie wollen zu Mrs. Conolly?« fragte er lauernd.
»Ich muß.«
Sein Lächeln blieb. »Das geht aber nicht! Die Frau ist sehr krank, Sie verstehen…«
»Doktor – bitte.« Ich sprach jetzt drängend. »Es gibt keine andere
Weitere Kostenlose Bücher