0549 - Das Elixier der Götter
Eile antrieben. Alles ging nun gemächlicher vor sich.
Weiter vorn, an der Verteilerstelle, begann sich der Zug sogar zu stauen. Die Melkmaschinen arbeiteten nicht so schnell, wie der Nachschub herangeschafft wurde.
Gucky interessierte sich nicht mehr so sehr für die Melkhallen.
Was dort geschah, wußte er ja. Was er in Erfahrung bringen wollte, war ganz einfach die Tatsache, wo die mehr als dreihundertachtzig Insektengötzen geblieben waren.
Er ahnte, daß sie der Schlüssel zur Lösung sein mußten.
Die größten Gebäude lagen in der Mitte des Lagers und eins davon war oval und in seinen Ausmaßen nahezu gigantisch.
Sie hatten es schon mit Hilfe des Minibildspions beobachtet, aber inzwischen war die transparente Dachplatte wieder einem undruchsichtigen Belag gewichen. Gucky hatte keine andere Wahl! Wenn er wissen wollte, was in der riesigen Halle geschah, mußte er direkt in sie hineinteleportieren.
Und zwar sofort.
Noch stand er unentdeckt auf einer der vielen Straßen, die Gebäude und Hallen trennten. Im Licht der Scheinwerfer konnte er jede Einzelheit erkennen, soweit sich die Vorgänge im Freien abspielten. Er sah auch die einzelnen Hauptleitungen aus den Melkfabriken kommen und sich erneut vereinigen. Das Rohr besaß nun schon einen Durchmesser von einem halben Meter und ruhte auf metallenen Stützen. Es führte in gerader Linie direkt zu der ovalen Riesenhalle.
„Irgendwas stellen sie mit dem Saft an", sagte Gucky. Er kam sich nicht mehr, so allein vor, wenn er mit sich selbst sprach.
Er mußte zugeben, daß er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte.
Hinzu kam das Schuldgefühl seinen Freunden gegenüber, denen er keine Nachricht hinterlassen hatte. Aber wenn er mit wichtigen Informationen zurückkehrte, würden sie ihm den eigenmächtigen Ausflug nicht verübeln. „Kühe werden auch nicht zum Spaß gemolken ..."
Er verzichtete auf eine Teleportation und ging auf den Ovalbau zu, der entfernt an ein plattgedrücktes Schneckenhaus erinnerte.
Als er an die durch die Luftbeobachtung festgestellten großen Wannen dachte, begann sich in seiner Vorstellung ein Bild zu formen, das absurd und grotesk schien. Aber es wäre eine plausible Erklärung für alle die merkwürdigen Vorgänge auf dieser Welt und für alles andere, was innerhalb des Schwarms geschah. Es wäre sogar eine Erklärung für das widersinnige Verhalten der Herrscher, der Insektengötzen.
„Das wird es sein ... oder etwas Ähnliches", meinte Gucky nachdenklich und näherte sich nun dem Hauptportal des Ovalbaues. Davor hatten die Fahrzeuge auch gehalten, als sie die Passagiere des Walzenschiffes brachten.
Das Portal war geschlossen, und sicherlich würde es auch bewacht werden. Besonders jetzt, wo man wußte, daß mindestens zwei Fremde eingedrungen waren.
Blieb nur die Teleportation.
Mit eingeschalteten Deflektorschirm sprang er ohne Umschweife direkt in das ovale Gebäude hinein, materialisierte in einem riesigen Raum, in dem es von Robotern und Insektengötzen nur so wimmelte. Jedem der Götzen standen somit mindestens drei Roboter zur Verfügung, und was sie taten, schien Guckys heimliche Vermutung nur zu bestätigen.
Sie entkleideten ihre erschöpften und sicherlich schwerkranken Herren und führten sie behutsam zu den großen Wannen, die in den Boden eingelassen waren.
Gucky sah hoch zur Decke und fand die silberglänzende Leitung. Sie verteilte sich in Dutzende kleinere Leitungen, die wiederum zu den einzelnen Wannen führten. Dort floß ein stetiger Strom einer gelbflüssigen, zähen Masse in sie hinein und begann sie allmählich zu füllen.
Das Drüsensekret der Ockergelben!
Über Rutschbahnen glitten die Insektengötzen in das Bad und tauchten unter, wenn genügend Flüssigkeit vorhanden war.
Sonst streckten sie sich aus und lagen unbeweglich in dem honiggelben Schleim.
Bei dem ungeheuerlichen Anblick vergaß Gucky fast, auf die Roboter zu achten, aber bis jetzt hatte er noch keine rollende Schalttafel mit Bildschirm entdeckt. Die Geschehnisse faszinierten ihn derart, daß er an eine solche Entdeckung auch nicht dachte. Vor seinen Augen begann sich die Lösung des Geheimnisses abzuzeichnen. Er würde der erste sein, der sie erfuhr.
Länger als zwei Stunden blieb er unentdeckt. Draußen mußte bereits der Morgen grauen, als der erste der Insektenabkömmlinge, ein besonders kleines Exemplar mit blauer Hautfarbe, aus einer der Wannen stieg. Seine Bewegungen waren elastisch und kraftvoll - sie standen in keinem
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