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055 - Das Monster von Greenfield

055 - Das Monster von Greenfield

Titel: 055 - Das Monster von Greenfield Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Miss Prelutsky«, bot Dorian an. »Ich würde es Mike zuliebe tun, weil ich überzeugt bin, dass er selbst das Opfer einer treibenden Kraft ist. Aber dazu brauche ich Ihre Unterstützung.«
    »Sie meinen wohl, er ist das Opfer seiner Triebkraft?«, fuhr sie ihn an. »Sie glauben wohl auch an diese blödsinnige Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Theorie, daran, dass sich Mikes Persönlichkeit in ein böses und ein gutes Ich gespalten hat? Das wäre die einfachste und bequemste Lösung.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Dorian. »Ich glaube, dass alles viel komplizierter ist. Des Rätsels Lösung muss in der Vergangenheit liegen. Warum wollen Sie sich mir nicht anvertrauen, Miss Prelutsky?«
    »Ist Ihnen der Stoff für weitere Artikel über das Monster von Greenfield ausgegangen?«
    Das Telefon begann wieder zu läuten. Dorian hob den Hörer ab und legte ihn wieder auf die Gabel.
    Mike sprang plötzlich in die Höhe, schnellte die Arme und Beine von sich und fiel in dieser Stellung auf die Couch zurück. In seinem Gesicht begann es heftiger zu zucken.
    Seine Tante schrie auf. »Mike! O Mike, komm doch zu dir!«
    Sie beugte sich zu ihm herab und tätschelte seine Wangen, nahm seinen Kopf zwischen die Hände und drehte ihn zu sich. »Mike, kannst du mich hören? Mike!«
    »Tante …« Seine Augen starrten in die Ferne. »Bist du es? Ich sehe dich so undeutlich, denn da sind noch andere Bilder. Ich schleiche durch die Abbott Lane.«
    »Ja, ich bin es, Mike. Mike, hörst du mich?«
    »Ja, aber deine Stimme ist so weit weg. Das Rauschen des Blutes ist viel lauter.«
    »Mr. Hunter, bringen Sie die Beruhigungsspritze – schnell!«, rief Mikes Tante verzweifelt. »Im Medizinschrank. Im Bad – im obersten Fach, ganz links. Bitte, beeilen Sie sich!«
    Dorian stürzte ins Bad, fand die Spritze auf Anhieb und kam damit ins Wohnzimmer zurück. Er riss den Plastikschutz von der Kanüle.
    »Geben Sie her!«, verlangte Mikes Tante und nahm Dorian ungeduldig die Spritze ab. »Machen Sie lieber Mikes linken Arm frei!«
    Dorian tat, wie ihm geheißen.
    »Ah, Mr. Hunter, Sie sind doch noch gekommen!«, sagte Mike und lächelte. Sein Gesicht wurde sofort wieder ernst, nahm einen verzweifelten Ausdruck an. »Mr. Hunter, nehmen Sie sich in Acht! Es wird was Furchtbares geschehen. Ich fühle es. Das Blut pocht so laut in meinen Schläfen. Das ist kein gutes Zeichen. Wie schmeckt das Blut eines Pharisäers, eines scheinheiligen Spießbürgers? Nein, nicht! Weg da!«
    Mike zuckte zusammen, als ihm seine Tante die Nadel der Spritze in die Vene stieß.
    »Das dürft ihr nicht tun! Es wirkt doch nicht! Ich schwebe.«
    Er kam unbeholfen auf die Beine, wankte und kippte schlaff zur Seite. Dorian konnte ihn gerade noch auffangen.
    Mikes Lippen bewegten sich. Dorian brachte sein Ohr ganz nahe an ihn heran und hörte ihn noch murmeln: »Wie Ma und Pa – und Lord Marbuel.«
    Dann rollte sein Kopf kraftlos zur Seite.
    »Wohin soll ich ihn bringen?«, fragte Dorian.
    »In sein Zimmer, bitte.«
    Dorian schleifte Mikes schweren Körper die Treppe hoch. Dabei kam er ganz schön ins Schwitzen, denn Mike wog gut und gern seine zweihundertunddreißig Pfund. Als er ihn endlich ins Bett gebracht hatte, war er völlig außer Atem.
    »Was hat Mike gemeint, als er sagte, dass etwas Schreckliches passieren wird?«, fragte Dorian.
    »Das nehmen Sie ernst?«, erwiderte Miss Prelutsky. »Sie haben selbst gesehen, in welchem Zustand er war. Immer wenn er einen seiner Anfälle bekommt, fantasiert er.«
    »Er hat auch den Namen Lord Marbuels genannt, von dem er behauptet, dass er ihn umgebracht hat«, sagte Dorian.
    »Bilden Sie sich nur nichts darauf ein, dass er Ihnen von diesem Alptraum erzählt hat. Die Psychiater haben ganze Abhandlungen darüber geschrieben, und es ist ihnen nicht gelungen, ihn zu analysieren. Diese Morde sind eine Ausgeburt von Mikes krankhafter Fantasie.«
    »Auch in Träumen liegt ein Körnchen Wahrheit«, behauptete Dorian. »Es muss irgendetwas geben, warum sich Mike am Tod Lord Marbuels schuldig fühlt.«
    »Und was sagen Sie dazu, dass Lord Marbuel lebt und sich bester Gesundheit erfreut?«
    Dorian ließ sich nicht verblüffen.
    »Dann kennen Sie ihn also?«, hakte er sofort ein.
    Miss Prelutsky biss sich wieder auf die Lippen. Sie schwieg eine geraume Weile, bevor sie, langsam, jedes einzelne Wort abwägend und betonend, sagte: »Lord Marbuel hat viel Gutes für Mike getan. Mike verdankt ihm praktisch alles. Sein Leben. Das meine ich ohne Übertreibung.

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