055 - Das Monster von Greenfield
Genick. Oder soll es ihn den Kopf kosten? Mal sehen.
In Greenfield ist es still und ruhig. Die Spießer haben ihre Hunde von den Ketten gelassen. Sicherheitsschlösser sind in diesen Tagen wohl das Geschäft. Ich könnte mich kaputtlachen. Als ob mich ein Köter oder ein schäbiges Zylinderschloss aufhalten könnte.
Aber darum bin ich nicht hier. Jetzt bin ich nur noch an Hunter interessiert.
Er hat mir den Tipp gegeben – ohne es zu wissen –, nämlich, dass er ins Prelutsky-Haus will. Ich werde vor ihm da sein, werde ihn erwarten. Und dann mache ich dich auf, Hunter!
Mike ist ein Schafskopf, dass er Hunter aus der Folterkammer entführt hat. Aber er weiß es eben nicht besser. Dennoch ist er mein Fleisch und Blut. Oder nicht mehr? Muss mal das Verwandtschaftsverhältnis zu ihm überdenken. Er macht mir gehörigen Kummer. Schließlich bin ich nur in diese Lage geraten, weil er den Prügelknaben abgibt.
Da ist das Prelutsky-Haus. Möchte wissen, was die Alte besitzt, was Hunter gegen mich verwenden könnte. Es kann alles Mögliche sein. Irgendwas aus meiner Kindheit, vor meiner Operation. Das ist der Alten zuzutrauen. Sie ist abscheulich sentimental.
Die Spießer waren inzwischen wieder beim Haus und haben die Wände noch mehr beschmiert. Aber sie scheinen das Haus nicht geplündert zu haben. Die Eingangstür ist mit Brettern vernagelt. Das Küchenfenster ist nur mit Pappe abgedeckt. Lässt sich spielend eindrücken. Nichts wie rein.
Hunter, jetzt darfst du kommen. Das wird ein Empfang! Ich zittere förmlich vor Erregung. Kann es einfach nicht mehr erwarten. Wenn er nur schon da wäre!
Ein Geräusch. Von draußen. Durch die Fensteröffnung sehe ich einige Leute die Straße entlangkommen. Was wollen die mit den Flinten, he? Diese Idioten verscheuchen mir noch Hunter. Sie kommen auf das Prelutsky-Haus zu, stehen da, beratschlagen.
Einer hebt die Hände wie einen Trichter an den Mund und ruft: »Cleanhead, komm heraus! Wir wissen, dass du drinnen bist.«
Einen Dreck wisst ihr. Ich bin's, Edward! Mr. Hyde! Legt euch nur nicht mit mir an! Aber, verdammt, mir geht es doch nur um Hunter. Wenn er nun nicht kommt?
»Mr. Hyde, wo stecken Sie?«, raunt es da irgendwo im Haus.
Das ist Hunters Stimme. Oh, ich koche vor Wut über! Er ist im Haus! Er war vor mir da! Na, wenn schon. Hauptsache, er ist da. Jetzt sind mir alle Spießer von Greenfield egal.
Sie schreien: »Wenn du freiwillig herauskommst, Cleanhead, dann passiert dir nichts. Wir geben dir drei Minuten Zeit, dann holen wir dich.«
Ich schleiche durch die Küche, erreiche die Tür, renne hinaus in den Gang. Da ist niemand.
»Mr. Hyde?«
Hunters Stimme ist aber deutlich zu hören.
»Wo verstecken Sie sich, Hunter? Los, seien Sie ein Mann und zeigen Sie sich!«
»Ich bin da. Sehen Sie mich nicht?«
Kommt die Stimme von oben? Ich springe zur Treppe. Sie ist leer. Nein, seine Stimme ist hinter mir, als er sagt: »Mr. Hyde, wissen Sie, dass Sie in der Falle sitzen?«
Ich meckere lachend. Das hört man draußen. Und wieder schicken die Spießer einen Appell an Mike. Guter Mike! Der ist jetzt Kilometer von hier entfernt, erlebt aber alles mit. Das ist der Fluch der McDougall-Zwillinge. Geteiltes Leid ist doppeltes Leid! Unsichtbare Bande verbinden uns, Bande, die man nur durch den Tod trennen kann.
»Hunter, Sie erbärmliches Schwein!«, brülle ich. »Was Sie auch immer hier im Haus gesucht haben, es wird Ihnen nichts mehr helfen, denn vorher mache ich Sie kalt.«
»Ich habe gar nichts gesucht«, sagt er.
Seine Stimme kommt jetzt eindeutig von oben.
»Bluffen nutzt Ihnen nichts mehr«, erwidere ich. »Ich weiß nämlich ganz genau, was Sie ausgetüftelt haben. Ich habe alles mitgehört.«
»Das war mir klar«, erwidert Hunter – schon wieder aus einer anderen Richtung.
Wie macht er das? Schwarze Magie? Nein, so beschlagen ist er nicht. Das habe ich gesehen, als er auf dem Streckbett lag. Das war ein wertvoller Test für mich.
Hunter fährt fort: »Mein ganzer Plan ist darauf aufgebaut. Ich wusste schon längst, dass es zwischen Ihnen und Mike eine geheimnisvolle Verbindung gibt. Wieso wusste er Einzelheiten über Morde, die Sie begangen und ihm ganz bestimmt nicht gebeichtet hatten? Denn Sie haben ihm ja Ihre Existenz wohlweislich verschwiegen.«
»Daraus können Sie überhaupt nichts schließen!«, schreie ich. Was habe ich für eine Wut im Bauch.
»Ich war klüger als Sie, Edward. Das sehen Sie jetzt doch wohl ein?«
Draußen ruft irgendeiner
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