055 - Der Würger aus dem See
gewichen.
»Haben Sie das Ding da - immer noch eingeschaltet?« fragte er mit
leiser Stimme, während er mit einer müden Geste auf das Taschenfunkgerät wies,
das X-RAY-3 noch immer in der Hand hielt.
Der Amerikaner sah, wie Trane die Waffe senkte, streckte die
rechte Hand aus und konnte dem Schotten ohne den geringsten Widerstand die
Pistole wegnehmen.
Larry
schüttelte den Kopf. »Nein, es war nicht eingeschaltet.«
Tranes Kopf ruckte hoch.
»Aber es stimmt, daß mein Kollege über mein Hiersein unterrichtet
ist. Die Polizei wurde bis jetzt noch nicht eingeschaltet«, bemerkte Larry
leise. Er hatte das Gefühl, daß Gerome Trane kaum merklich aufatmete.
»Gestern - das war eine Affekthandlung - ich wollte Sie nicht
töten - und bitte - erwähnen Sie ihr gegenüber nichts«, sagte Trane mit
schwacher Stimme, während er den Kopf wandte und zur Tür blickte, hinter der
sich die Alte noch immer schimpfend bemerkbar machte.
»Sie weiß es nicht.«
X-RAY-3 kniff die Augen zusammen.
»Sie hat mich in die Falle gelockt.«
»Das ist richtig«, nickte Trane. »Sie glaubte, Sie wollten meine
Sammlung stehlen. Deshalb half sie mir. Ich erklärte ihr, Sie nur betrunken
machen zu wollen. Das hatte ich zunächst auch vor. Ich wollte, daß Sie
vergäßen, was eigentlich in Inverness vorgefallen war- aber das gelang nicht...
Es kam plötzlich über mich, ich wollte ganz sichergehen. Hinzu kam, daß ich
nicht wußte, wieviel Sie schon erfahren hatten und wieviel Sie ahnten.«
»Ich glaube, Sie haben mir eine ganze Menge zu erzählen, Trane.
Ich werde von einer Anzeige absehen, wenn ich einsehen kann, wie es dazu kam,
was sie sich erlaubten. Es ist Ihnen klar, daß Sie zumindest mit einer
Mordanklage zu rechnen hätten, wenn ich spräche.«
Trane wischte sich über die schweißnasse Stirn. »Ich weiß selbst
nicht, was über mich gekommen ist. Erst wollte ich Ihnen helfen - dann fand ich
es besser, Sie auszuschalten.«
Larry kniff die Augen zusammen. Die Reden Tranes irritierten ihn.
Der Fischer schien nicht nur von irgendeiner Sache besessen - er war offen sichtlich
geistesgestört. Seine Reaktionen waren alles andere als normal.
»Die Fahrt mit dem Fischkutter wäre garantiert Ihr Tod gewesen«,
murmelte Trane. Er sprach wie in Trance, als wären seine Gedanken in diesem
Moment ganz woanders. »Ich sagte Ihnen ab und hoffte, dabei würde es bleiben,
und Sie würden keine weiteren Anstrengungen unternehmen. Aber ich habe mich in
Ihnen getäuscht. Sie folgten mir. Das Märchen von meiner todkranken Mutter ist
seit einiger Zeit üblich, seit... «, er stockte, »seit dieses Wesen in meinem
Haus ist... «
»Trane, wovon reden Sie?«
Ein eiskalter Blick traf den Amerikaner.
»Sie sind doch dahinter her, nicht wahr?«
»Wenn es um den Würger geht -ja.«
»Es hat mit ihm zu tun«, entgegnete Gerome Trane. »Ich glaube es
jedenfalls - und deshalb habe ich mit einemmal Angst. Aber ich bin schon zu
sehr in die Dinge verwickelt, um noch zurück zu können. Angefangen hat es mit
dem Film.«
Larry mußte sich im stillen eingestehen, daß Trane genügend Pulver
verschoß, um eine Gruppe Agenten zu beschäftigen. Aber er redete so wirr
durcheinander, daß X-RAY-3 sich kein Bild machen konnte.
»Was für ein Film?«
»Ich werde Ihnen diesen Film zeigen - in Foyers. Er befindet sich
in meiner Wohnung. Hier in Inverness habe ich nur meine Sammlung untergebracht.
Ziemlich kleine Anfänge - aber dann habe ich vor ein paar Wochen das gesamte
Zimmer übernommen. Die Fensterläden blieben seitdem geschlossen. Dafür mußte
eine Erklärung gefunden werden. Es hieß, meine Mutter sei schwer erkrankt.
Dabei ließen wir es.« Während er sprach, näherte er sich der Tür, drehte den
Schlüssel um und öffnete sie einen Spaltbreit.
Eisige Kälte schlug Larry entgegen - und eine Luft mit einer
Mischung aus Fisch und Verwesung.
»Kommen Sie!« Gerome Trane trat zur Seite. Er wollte Larry an sich
vorübergehen lassen.
»Nach Ihnen!« X-RAY-3 verharrte in der Bewegung. Trane ging
weiter.
In dem großen Raum gab es nur ein schwaches, grünliches Licht, das
von verschiedenen Birnen herrührte, die hinter einer grünen Plastikschicht
leuchteten.
An der Wand hingen zahlreiche präparierte Fische, seltsame und
seltene Exemplare.
»Sie stammen zum Teil aus sehr großen Tiefen«, flüsterte Trane
unwillkürlich, und Larry fragte sich, weshalb der merkwürdige Schotte die
Stimme senkte. Die stille, düstere Umgebung verleitete ihn
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