0550 - Der Heimkehrer
konnte.
Nicht nur sie fiel zu Boden, sie verlor auch das Schwert aus den Händen, wollte nachgreifen, doch Serena reagierte schneller.
Sie drückte die Spitze ihres Beuteschwertes auf die Mitte des Handrückens und sagte: »Wenn du dich bewegst, nagele ich deine Hand auf dem Boden fest!«
Kara lag still, und sie wußte, daß sie diesen Kampf verloren hatte.
Ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen. Serena war stärker als sie. Diese Person würde alle in ihre Schranken verweisen. Wer sie zum Feind hatte, konnte sich schon ein Grab schaufeln.
»Jetzt hast du verloren, Kara!« sagte sie voller Spott und bückte sich. Die Klingenspitze berührte auch weiterhin Karas Handgelenk, auf dem sich ein roter Blutfaden abzeichnete. Mit der freien Linken umfaßte sie den Griff des goldenen Schwerts und hob die Waffe an.
Das andere ließ sie einfach fallen.
Kara wollte sich bewegen, doch die kalte Stimme der Frau ließ sie in ihrer Haltung. »Wage es nicht. Wage es nur nicht!« Serena trat einen kleinen Schritt zurück, weil sie für den Mord eine günstige Stellung einnehmen wollte.
Dann lachte sie, als sie die Klinge hob. Sie konnte nicht anders, sie mußte ihren Triumph loswerden.
Über Kara schwebte die leicht gekrümmte Klinge des goldenen Schwerts. Es sah so aus, als würde ein nicht völlig gekrümmter Halbmond ihr den Kopf vom Rumpf schlagen.
Das Lachen verstummte. Noch einmal sprach Serena. »Du bist die erste, dann vernichte ich den Eisernen Engel, danach hole ich Myxin, und dann werde ich…«
Ihre weiteren Worte gingen in einem Geräusch unter.
Ein Motor heulte auf, der Jeep sprang förmlich vor und gleichzeitig gellte ein bestimmter Begriff auf…
***
Wir waren am Ziel!
Eine lange, unheimliche und phantastische Reise lag hinter uns.
Eine Fahrt, prall gefüllt mit Eindrücken, über die ich nicht näher nachdenken konnte, weil sie einfach zu schnell wechselten.
Dann aber waren wir da!
Ich sah Suko, ich schaute über ein weites Gebiet, sah einen grauen Himmel und dicht vor mir einen Gegenstand, der mir sehr bekannt vorkam. Es war ein Auto, ein Jeep.
Meine Gedanken arbeiteten klar und präzise. Wir befanden uns in der normalen Welt und nicht in irgendeiner anderen Dimension.
Und wir hörten etwas.
Suko, der neben mir stand, zog ein gespanntes Gesicht. Schreie, Keuchen, dazwischen ein Klirren.
Die Geräusche waren vor uns aufgeklungen. Die Ursache blieb uns verborgen, weil der Wagen die Sicht nahm.
»Rein!« zischte Suko. »Fahr du, wenn es geht!« Er war kurz vorgelaufen und hatte mehr erkennen können, zudem wurde ich in meinem Blick durch das Tragen der Maske behindert. »Aber sei vorsichtig, man darf uns nicht entdecken.«
Ich öffnete die Fahrertür so weit, daß ich mich durch den Spalt schlängeln konnte. Suko saß nicht. Durch Zeichen machte er mir klar, daß er draußen bleiben wollte.
Jetzt konnte auch ich sehen.
Der Blick war starr nach vorn gerichtet, und ich glaubte, den Augen nicht trauen zu können. Zwei Frauen kämpften gegeneinander auf Leben und Tod. Mir waren beide bekannt.
Zum einen Serena, die ehemalige Geliebte des kleinen Magiers Myxin. Zum anderen Kara, die sich auf der Verliererstraße befand, denn dem letzten Hieb hatte sie nichts mehr entgegenzusetzen. Sie fiel nicht nur selbst zu Boden, sie verlor auch noch ihr Schwert, das Serena wenig später hastig an sich nahm.
Noch tat sie nichts, sie genoß den Triumph durch ihr Lachen. Ich hatte inzwischen festgestellt, daß der Autoschlüssel steckte.
Vielleicht war es ein glücklicher Zufall, vielleicht auch nicht. So konnte ich nur hoffen, daß der Motor dieses schon ziemlich betagten Wagens auch ansprang.
Die Drehung des Schlüssels, das Rattern des Motors, und plötzlich war er da.
Ich legte einen Gang ein, gab Gas, kam vor.
Neben Kara stand die gelbhaarige Person mit dem hocherhobenen Schwert. Sie starrte gegen den Wagen, sah vielleicht auch mich, ebenfalls die Maske, und mir wurde klar, daß die Zeit einfach nicht reichen würde. Bevor ich Serena mit dem linken Vorderreifen erwischte, konnte sie Kara längst den Kopf vom Rumpf geschlagen haben…
***
Bill Conolly stand sekundenlang bewegungslos. Es war ihm jedoch vorgekommen, als hätte er Stunden verbracht. Er hatte auch nicht mitbekommen, daß Johnny auf einer hellen Wartebank einen Platz gefunden hatte und nicht wußte, was er sagen sollte. Er hatte die Worte des Arztes nicht richtig interpretieren können. So dauerte es seine Zeit, bis sich der Nebel lichtete und
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