0550 - Der Heimkehrer
rollte der Jeep noch vor, er selbst aber lenkte nicht mehr, und sein Fuß berührte auch nicht das Gaspedal.
Mit gewaltigen Sätzen lief Suko um die Kühlerschnauze herum, erreichte Serena und sprang sie an. Er wuchtete sie zu Boden entriß ihr das Schwert, drehte sich und sah, wie der Wagen an der regungslosen Kara vorbeirollte, ohne sie zu berühren.
Glück gehabt.
Dann waren die fünf Sekunden vorbei, und alles lief wieder normal ab.
Natürlich auch bei mir. Ich merkte, daß der Wagen eine andere Fahrtrichtung bekommen hatte. Vor mir sah ich weder Kara noch Serena, sondern die Pyramide und nicht weit entfernt, aber außerhalb, den Eisernen Engel zusammen mit einem Mann, den ich nicht kannte.
Dann bremste ich.
Inzwischen hatte auch Serena erkannt, daß es ihr nicht gelungen war, Kara zu vernichten. Sie lag auf dem Boden und zeigte erste Unsicherheiten, weil sie beim Aufstehen nicht wußte, wo sie sich eigentlich befand. Als sie stand, schaute sie sich irritiert um, war aber schnell genug, um das Schwert mit der goldenen Klinge an sich zu nehmen, weil Suko sich um Kara kümmern mußte.
Er hatte sie vom Boden hochgezerrt, um sie in Deckung zu schleifen, und zwar hinter den Jeep.
Ich hatte Zeit für Serena.
Als ich ausstieg, hörte ich Sukos Stimme. »Kümmere dich um dieses Weib, John.«
»Okay.«
Noch immer trug ich die Totenmaske vor meinem Gesicht. Eigentlich kam ich mir ein wenig lächerlich dabei vor, aber daran wollte und durfte ich nicht denken.
Serena war wichtiger!
Ich ging auf sie zu. Als Waffen standen mir das Kreuz, die Beretta und der Dolch zur Verfügung. Damit konnte ich ihr nicht ans Leder, aber Myxin hatte mir bestimmt nicht grundlos die Totenmaske aus Atlantis überlassen, dieses uralte Relikt, das auch zu einer gefährlichen Gegenwaffe werden würde, wie ich hoffte.
Sie erwartete mich.
Die anderen hielten sich zurück. Suko und Kara, weil sie es bestimmt irgendwie spürten, der Eiserne konnte sicherlich nicht, und sein Begleiter mußte das gleiche Problem haben.
So blieb nur ich.
Serena hatte sich mit dem goldenen Schwert bewaffnet. Ich kannte die Klinge sehr gut. Sie war eine Waffe des Guten, man konnte mit ihr zwar töten, aber nur Dämonen oder dämonische Diener. Wenn Kara versucht hätte, das Schwert gegen einen normalen Menschen zu heben, wäre es mißlungen. Wußte Serena das auch?
Wahrscheinlich nicht. Dann nämlich hätte sie nicht versucht, Kara mit ihrem eigenen Schwert zu köpfen. Darauf baute ich meinen Plan. Mit der Maske vor dem Gesicht und halb ausgebreiteten Armen, waffenlosen Händen, ging ich auf sie zu.
Sie erwartete mich wie eine grausame Amazone aus einem der zahlreichen Fantasy-Filme.
Sehr sicher stand sie auf ihren Beinen, den Griff der Waffe mit beiden Händen umklammert. Sie wirkte schmal, nicht muskelbepackt.
Ihr Gesicht konnte man als starre Maske ansehen, und in den Augen funkelte ein gelbliches Feuer.
Ich schaute auf ihren Gürtel. In der Mitte war das Kästchen befestigt, das die verdammte Salbe enthielt, die es schaffte, Menschen am Leben zu lassen.
Wie sie genau weiter existierten, wußte ich auch nicht. Wahrscheinlich alterten sie unter der Maske oder starben und lebten nur mehr als Zombies weiter, denn der Schöpfer läßt sich nun mal nicht ins Handwerk pfuschen.
»Komm nur, Sinclair, komm nur! Wir haben uns lange nicht gesehen. Ich hatte dich vorhin nicht erkannt, weil die dumme Maske auf deinem Gesicht sitzt. Aber sie wird dir auch nicht helfen, das kannst du mir glauben.«
»Myxin überließ sie mir!«
Sie lachte mich schrill an. »Er ist ein Dummkopf, dieser kleine Magier. Das hat schon damals seine Mutter, Macha Rothaar, zu mir gesagt. Er ist irre.«
Das war ihre Meinung, ich sah das anders. Aus Spaß hatte mir Myxin die Totenmaske nicht überlassen.
Mittlerweile hatte ich mich auch an sie gewöhnt. Die Zeitreise lag hinter uns, es bestand keine Verbindung mehr zwischen ihr und den Steinen, und sie war eigentlich harmlos.
Ich änderte die Richtung nicht.
Das sah auch Serena. Bisher hatte die Klingenspitze schräg zu Boden gezeigt und dicht über der braunen Erde geschwebt. Jetzt aber hob sie die Waffe an.
Nicht über den Kopf, sie wog die Klinge, als wollte sie das Gewicht noch einmal checken.
Ein paar fintierte Schläge führte sie ebenfalls durch, nickte zufrieden und konzentrierte sich auf mich.
Sie kam mir entgegen.
Nicht schnell, nein, sie ging ungefähr in dem gleichen Tempo wie auch ich.
Es würde nur Sekunden
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