0551 - Mörderische Drillinge
teilte. Ein ziemlich lichtes Gebiet, denn zwischen den Bäumen befand sich genügend Platz, um die Strahlen der Sonne hindurchzulassen.
Ich dachte inzwischen wieder an die Jagd. Nur war sie eine andere als zuvor. Monster wollte ich jagen, da konnte mir Theo soviel erzählen, wie er wollte. Was ich gesehen hatte, das hatte ich gesehen.
Als der Pfad an Breite zunahm, holte ich auf und blieb neben Aldridge. »Was haben die anderen gesagt, als sie bereits jetzt zum Treffpunkt gebeten wurden.«
»Sie waren überrascht.« Er bog einen peitschenartigen Zweig zur Seite. »Ich habe es übrigens Ihnen in die Schuhe geschoben.«
»Gut so.«
Er schielte mich von der linken Seite her an. »Sie werden sich Vorwürfe gefallen lassen müssen.«
»Damit kann ich leben. Übrigens, mir fällt da noch etwas ein. Sprachen Sie nicht von einem Ihrer Mitarbeiter, der bei Nacht und Nebel verschwunden ist?«
»Ja.«
»Es könnte doch sein, daß dieser Mann dem Monster ebenso in die Quere gekommen ist wie ich. Nur hat er weniger Glück gehabt.«
Theo riß den Mund auf. Sein Lachen klang unecht. »Jetzt malen Sie aber Schauermärchen an die Wand.«
»Nein, ich denke realistisch. Was ich gesehen habe, das habe ich gesehen, um es noch einmal zu betonen.«
»Und wie könnte ein derartiges Monster Ihrer Meinung nach entstanden sein?«
»Vielleicht durch Magie!«
Theo stoppte. Meiner Ansicht nach nicht vor Überraschung, wahrscheinlich wollte er nachdenken. »Magie also.«
»Ja.«
Der Mann wischte über sein Pferdegesicht und pustete noch Spinnweben zur Seite. »Glauben Sie daran?«
»Ich weiß, daß es sie gibt.«
»Und woher?«
»Möglicherweise beschäftige ich mich mit diesem Themenkomplex.«
»Als Polizist.«
»Richtig.«
Er hob die Schultern und ging weiter. Schweigend diesmal. Ich blickte nach rechts, wo ich den See bereits erkennen konnte. Glatt und dunkelgrün lag er da.
Still ruht der See, heißt es in einem Gedicht. Auch hier ruhte er still, aber unter der so glatten Oberfläche hielt sich das Grauen versteckt. Davon war ich überzeugt.
»Es ist nicht mehr weit, wir kürzen ab.« Diesmal verließen wir den Pfad. Geduckt durchquerten wir das Gelände. Je mehr wir uns dem Wasser näherten, um so weicher wurde der Boden. Die Sonnenstrahlen hatten meiner nassen Kleidung gut getan und sie schon angetrocknet. Allerdings lag die Unterwäsche lappenartig feucht auf meiner Haut.
Stimmen schallten zu uns herüber. Sir Arthur war dabei, sich lautstark zu beschweren. »Ausgerechnet jetzt, wo ich einige fette Enten erwischt habe, muß die Jagd abgebrochen werden. Sir James, wenn sich Ihr Freund keine verdammt gute Erklärung einfallen läßt, werde ich sauer.«
»Er wird seine Gründe gehabt haben«, verteidigte mich mein Chef.
»Abwarten.«
Wenige Augenblicke später wurden wir für sie sichtbar. Sir Arthur reckte sein klotziges Holzkinn vor und schaute mich aus wütenden Augen an.
»Hier sind wir!« sagte Theo.
Der Platz am Seeufer war gut gewählt. Ein relativ trockener Boden hielt auch das Gewicht einer hölzernen Grillhütte mit schräg abfallendem Dach. Darunter standen die Gentlemen und warteten. Ihre Boote hatten sie aufs Trockene gezogen.
»Sie konnten wohl mit Ihrem Kahn nicht umgehen, Mr. Sinclair, so wie Sie aussehen!« machte mich Sir Arthur an.
»Freiwillig bin ich nicht ins Wasser gestiegen.« Bei dieser Antwort bemerkte ich den besorgten Blick meines Chefs.
»Ihnen traue ich alles zu.«
Ich ignorierte den Sprecher und wandte mich Sir James zu, der mir entgegenkam. »John?« fragte er nur.
Ich zog ihn etwas zur Seite, als ich meinen Bericht abgab. Beobachtet wurden wir sehr genau von Theo Aldridge, dessen Blick mir überhaupt nicht gefiel.
Mein Chef zog ein sehr ernstes Gesicht. »Sie haben also dieses Untier oder Monster gesehen?«
»Selbstverständlich.«
Sir James knetete sein Kinn. »Aber kann dieses Monster auch schreiben oder eine Nachricht auf Band sprechen?«
»Das habe ich mich auch gefragt, Sir. Meiner Ansicht nach muß es irgendwo einen Partner oder eine Unterstützung haben.«
»Aber nicht Theo?«
»Kann ich nicht sagen, Sir. Unter uns, so ganz einwandfrei scheint er mir auch nicht zu sein.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Einfach so. Sein Gehabe, sein Blick, das ist mir alles sehr seltsam vorgekommen.«
»Er weiß von dem Überfall?«
»Sicher.«
»Wie reagierte er?«
»Er glaubte mir nicht, lachte mich gewissermaßen aus. Aber darauf gebe ich nichts.«
Sir James schaute kurz in
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