0551 - Mörderische Drillinge
seine ›Party‹ retten. »Außerdem werden wir noch das Niederwild jagen…«
»Bestimmt nicht heute, Theo!« unterbrach ihn Sir James. Weitere Erklärungen gab er nicht ab. Er gehörte zu den Menschen, die erst handelten, wenn Beweise auf dem Tisch lagen.
Ich hatte mittlerweile das Boot ins Wasser geschoben und war eingestiegen. Die Sonne erwischte mich mit ihren Strahlen. Es tat gut, sich darin zu baden. Die Ruderstangen knarrten in den Gelenken, als ich sie bewegte und die Holzblätter ins Wasser tauchte.
Da die Sonne über dem See stand, bekam ich den Eindruck, in ein grüngelbes Gespinst hineinzurudern. Die Luft war noch immer feucht. Das Klatschen der eintauchenden Ruder, die gläsern wirkende Stille, das alles kam mir unnatürlich vor.
Nur das Niesen nicht. Wie eine Explosion knallte es aus Mund und Nase. Recht bald schon wuchs der Schilfgürtel vor mir auf. Eine blasse, grüne Grenze, in die sich der Bug hineinschob und sie auseinanderdrückte. Durch den Gegendruck allerdings kam das Boot zur Ruhe.
An der Backbordseite schwamm der leblose Körper. Auch wenn ich nur auf seinen etwas gekrümmten Rücken schaute, erkannte ich trotzdem Sir Peter. Durch die Wellen wurde die Leiche bewegt. Sie schaukelte mit dem Kopf in die Schilfstäbe hinein, die ihn nie freiließen.
Auch ich hatte meine Mühe, den Toten ins Boot zu hieven. Beinahe wäre ich dabei wieder über Bord gegangen. Als er endlich rücklings auf den Planken lag, war ich beruhigt.
Das Boot schaukelte heftig. Ich selbst mußte auch erst zu Atem kommen, bevor ich mir Sir Peter näher betrachtete.
Der Schock traf mich tief. Erst jetzt wurde mir bewußt, welchem Schicksal ich entronnen war. Das Monstrum hatte Sir Peter nicht nur umgebracht, es mußte ihn auch gequält haben. Die Wunden an seinem Körper waren einfach nicht zu übersehen. Selbst sein Gesicht hatte unter den Attacken stark gelitten.
Nach mehrmaligem Schlucken hatte ich den Kloß aus dem Hals gewürgt und ruderte zurück.
Nicht daß mich die Angst gepackt hätte, aber das Gefühl des Unwohlseins blieb. Da mochte die Oberfläche des Sumpfsees noch so glatt aussehen, an irgendeiner Stelle konnte plötzlich ein Monster auftauchen und mein Boot angreifen.
Hatte dieses Monstrum auch den Toten in den Wald gezogen, den ich vom Fenster aus entdeckt hatte? Wenn ja, dann bewegte es sich an Land und im Wasser.
Vom Ufer aus hatte man mich beobachtet. Theo Aldridge und seine drei Gäste standen zusammen und schauten mir entgegen. Auf ihre Reaktionen war ich gespannt.
Sir James half mir dabei, das Boot aufs Trockene zu ziehen. Er stellte nur eine Frage. »Sir Peter ist tot?«
»Ja, Sir.«
»Wie umgekommen?«
»Ich drehe die Leiche gleich herum. Machen Sie sich auf etwas Schlimmes gefaßt.«
»Das sollte ich den anderen sagen.«
»Es wäre besser.«
Ich blieb am Boot, während mein Chef mit den anderen sprach, einige Male nickte und zu mir hinwies.
Er bekam keine Antwort von seinen Jagdfreunden. Nur Theo rief:
»Das ist doch absurd.«
»Tatsächlich?« fragte ich und drehte die Leiche herum. Jetzt konnte sie jeder anschauen. Sir Peter hatte eine Rückenlage eingenommen, die Wunden waren nicht zu übersehen, und die Gentlemen erbleichten.
Ich behielt Theo im Auge. Irgendwie traute ich ihm nicht über den Weg. Er machte mir den Eindruck eines Mannes, der mehr wußte, als er zugeben wollte. Momentan blieb er ziemlich gelassen, auch wenn er sich einige Male auf die Lippen biß.
Sir Arthur schüttelte sich. »Das ist schlimmer als im Krieg!« sagte er. »Wer kann das getan haben – wer?«
Ich hob die Schultern. »Sie haben mir nicht geglaubt, Theo. Ich sprach von einem Monstrum, das mich angriff. Ich bin ihm entkommen, Sir Peter leider nicht.«
»Was sagst du denn dazu, James?« Sir Winston regte sich plötzlich auf. »Wir… wir befinden uns hier in Lebensgefahr. Zuerst war es Peter, der nächste ist Arthur, dann sind wir vielleicht an der Reihe oder umgekehrt. Was sollen wir jetzt tun?«
Sir James bewies schwarzen Humor. »Wir werden zunächst das Picknick ausfallen lassen.«
»Das ist doch wohl das mindeste«, erwiderte Sir Winston und holte schnappend Luft.
»Wir müssen die Leiche ins Haus schaffen«, schlug ich vor.
»Aber nicht in meiner Nähe!« kreischte Sir Winston.
»Keine Sorge. Ich werde sie in den Kofferraum meines Rover legen. Der ist auch groß genug.«
»Das ist Ihre Sache.«
Sir James wollte mir tragen helfen, aber diesen makabren Job übernahm Theo. Es war
Weitere Kostenlose Bücher