0553 - Totenlade mit dem Satan
sehr lange Finger, die wiederum einen Vergleich zu den Klauen zuließen, die den Frauen bereits bekannt waren.
Die Gestalt ließ sich durch nichts aufhalten. Sie hatte sich die Kegelbahn als Weg ausgesucht und blieb auch auf ihm. Schritt für Schritt verkürzte sie die Distanz. Dabei bewegte sie ihre Arme schlenkernd hin und her, und zum erstenmal konnten die Kegelschwestern auch die Augen erkennen.
In ihnen lag ein hartes Leuchten, als würde tief im Schädel eine Lampe brennen, deren Licht den gesamten Kopf erfüllte und die starren Haare ebenfalls nicht ausließ.
Wer war diese Gestalt, deren nackte Füße bei jedem Schritt über das Parkett der Kegelbahn kratzten?
Niemand wollte reden, aber die Blicke der drei Kegelschwestern sagten genug.
In ihnen spiegelte sich das Erkennen wider. Ann, Rose und Biggy wußten, wen sie vor sich hatten.
Tessy, die Kellnerin!
***
Ich blieb sehr dicht hinter Jane Collins. Sie sollte meine Nähe spüren, vielleicht beruhigte sie das, denn sie war von dem Unbekannten angesprochen worden.
Beim ersten Hineinschauen hatte ich mich getäuscht. Der Raum war doch größer als die Zimmer in der oberen Etage. Und an der gegenüberliegenden Wand hockte die Gestalt. Sie hatte einen Arm vorgestreckt, wartete ab und drehte plötzlich die Hand so herum, daß wir auf die Fläche schauen konnten.
Ein Stoppzeichen!
Jane verstand es, sie ging nicht weiter und drehte mir ihren Kopf zu. »Bleibst du?«
»Natürlich.«
Wir hatten leise gesprochen, dennoch waren unsere Worte verstanden worden.
Aus dem Dunkel drang die böse Stimme. »Ich finde es gut von dir, daß du gekommen bist. Man hat nach dir verlangt.«
»Wer? Mandragora?«
»So ist es.«
Jane hatte sich wieder erholt. Das Lachen unterdrückte sie nicht.
»Bist du etwa Mandragoro?«
Die hockende Gestalt vor uns senkte ihren Kopf. Das bekamen wir mit. Als sie redete, sprach sie gegen den Fußboden. »Ich wäre es gern, dann hätte ich die Macht über die Natur und auch die Macht über die Menschen. So aber ist es umgekehrt.«
Jane dachte über die Worte nach. Sie zog die richtigen Schlüsse.
Ich merkte es an ihrer Frage. »Das heißt, Mandragoro ist nicht gerade dein Freund – oder?«
»Nein.« Der Hockende brachte seine Schultern hoch. Die Bewegung wirkte sehr eckig, sie schien ihn auch anzustrengen. »Ich habe alles falsch verstanden, ich hätte auf ihn hören sollen. Ich tat es nicht. Er hat sich gerächt.«
Jetzt meldete ich mich. »Würden Sie uns sagen, wer Sie sind und ob Sie in diesem Haus wohnen?«
»Ich heiße Clive Morgan.«
Mit diesem Namen konnte ich nichts anfangen. Da der Hockende auch nicht weitersprach, nutzte Jane die Pause, um ihre Meinung kundzugeben. »Sorry, John, aber den Namen habe ich auch noch nie zuvor gehört.«
»Mir gehört hier alles!« erklärte er fast stöhnend.
Ich fragte nach. »Das Gelände, das Haus?«
»Ja.« Er hustete trocken. »Sogar das Fitneß-Center. Ich habe alles gebaut, zusammen mit meinen Söhnen. Ich wollte hier mein Geld anlegen, aber nun…«
Mir war eine Idee gekommen. »Wie viele Söhne haben Sie denn?«
»Drei«, erwiderte er mit leiser Stimme. »Aber Sie müssen fragen, wie viele Söhne haben sie gehabt, denn sie leben nicht mehr. Vor meinen Augen wurden sie ermordet.«
»Gehängt?« flüsterte Jane.
»Ich sah es mit an.«
Jane und ich schluckten. Das war verdammt hart gewesen. »Tat man es grundlos?« erkundigte ich mich.
»Nein, sie hatten schon einen Grund. Es sollte hier nicht gebaut werden. Ich tat es trotzdem. Ich habe auch die Mieter aus diesem Haus herausgeekelt. Die Warnungen der anderen Seite nahm ich nie ernst. Es war mein Fehler.«
Was sollten wir dazu noch sagen? Mir fiel wieder der Dämon Mandragora ein. »Wie sind Sie gerade auf ihn gekommen? Hat er sich bei Ihnen gemeldet, Mr. Morgan?«
»Ja, das hat er.«
»Und weiter?«
»Er warnte mich. Ich wurde sogar von einem Monstrum besucht, das des Nachts in mein Zimmer kam. Ich habe darüber gelacht, bis es mich selbst traf. Mandragoro wollte nicht, daß hier etwas entsteht. Es war sein Reich, es sollte auch sein Reich bleiben, wenn Sie verstehen.«
»Nein, Mr. Morgan, ich verstehe nicht. Es geschieht nichts ohne Grund, den muß auch Mandragoro gehabt haben.«
»Sicher. Er ging davon aus, daß dieses Gelände für einen Menschen nicht geeignet ist. Früher, in alter Zeit, hat es hier etwas gegeben, das erst jetzt wieder zum Vorschein kam. Es muß eine geheimnisvolle Stätte gewesen sein, ein
Weitere Kostenlose Bücher