0553 - Totenlade mit dem Satan
Terminplan.
Ihre Bahn lag, etwas ungewöhnlich war es schon, in einem Fitneß-Center. Angeschlossen, aber eine Etage höher, war noch eine Kneipe, die am Abend kaum frequentiert wurde, denn die Sportler in diesem Fitneß- und Trainingszentrum hatten es stets eilig, nach Hause zu kommen.
Auch an diesem besagten Abend war das Lokal bis auf die Bedienung und Biggy Capper leer. Ann Peters und Rose Darker wollten etwas später erscheinen. Sie hatten sich am Nachmittag zu einem Museumsbesuch verabredet, hofften aber, einigermaßen pünktlich zu sein.
Die anderen Mitglieder hatten abgesagt. Sie arbeiteten in einer Firma, und ausgerechnet an diesem Abend wurde ein Jubiläum gefeiert. Darauf wollten Ann, Biggy und Rose keine Rücksicht nehmen.
Zu dritt die Kugeln in der Halle oder über die Bahn rollen zu lassen, war mal etwas ganz anderes.
Biggy Capper saß allein an der dunklen Holztheke und schaute des öfteren zur Uhr.
Tessy, die schwarzhaarige Bedienung, legte die Zigarette zur Seite und schaute den weiblichen Gast über die Zapfanlage hinweg an.
»Bleiben Sie heute allein?«
»Zwei wollen noch kommen.«
»Mehr nicht?« Tessy staunte. An ihren Ohrläppchen schaukelten zwei rote Ringe.
»Die anderen können nicht.«
»Lohnt sich das denn überhaupt?« fragte Tessy.
Auch Biggy nahm eine Zigarette. »Nein, eigentlich lohnt es sich nicht, aber wir haben unseren Spaß.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Sie können ja mit uns kegeln, wenn Sie wollen.«
Tessy gab sich verlegen. »Ich weiß nicht so recht. Außerdem muß ich hier oben bleiben.«
»Kommen denn Gäste?«
»Das kann man nie wissen.«
»Eben!« Biggy Capper nickte heftig. »Vielleicht kommen keine mehr. Dann wäre es schade, wenn sie untätig hinter der Theke stehen und die leeren Gläser anstarren.«
»Recht haben…«
»Hallo!« Jemand rief in das Lokal hinein. Ann Peters stand an der Tür, den Mantel offen, die Tasche mit den Turnschuhen in der Hand und sich eine Haarsträhne aus der Stirn pustend. »Wartest du schon lange, Biggy?« Sie ging zur Theke.
Hinter Ann Peters erschien die Dritte im Bunde, Rose Darker. Sie war noch beim Friseur gewesen und hatte sich eine neue Sturmfrisur verpassen lassen, was Biggy natürlich auffiel.
»Toll«, sagte sie. »Steht dir gut.«
»Danke.« Rose Darker stellte sich neben Ann. Auf Tessys fragenden Blick hin reagierte sie mit der Bestellung. »Ein Mineralwasser.«
»Und für mich auch«, sagte Ann.
Die Frauen bekamen ihr Wasser. Ann Peters trug das braune Haar lang. Sie war sehr schlank. Die obere Hälfte des schmalen Gesichts wurde von den Gläsern der großen Brille beherrscht. Sie gehörte zu den Menschen, denen Brillen richtig gut standen.
»Wie war der Tag?«
Ann winkte ab. »Ich kann dir sagen, Biggy, stressig.« Dann lachte sie. »Aber jetzt kriegen wir Spaß.«
»Und ob!« meldete sich auch Rose. Sie hatte wie Ann einen hellen Staubmantel übergestreift. Der Friseur hatte ihr das dunkle Haar etwas getönt, so daß einige Strähnen in einem warmen Mahagoniton schimmerten.
Trotz der Diät, fast schon einer Hungerkur, wollte Rose Darker nicht so schlank werden wie die beiden Freundinnen. Sie war einfach vom Typ her nicht dafür geeignet.
»Gehen wir?« fragte Biggy.
»Ich trinke erst noch leer«, sagte Ann. »Im Büro war es ziemlich trocken.« Sie arbeitete bei einem großen Verlag als Chefsekretärin.
»Was spielen wir denn?« fragte Rose.
»Ja, laßt uns mal überlegen.« Biggy drückte ihre Zigarette aus.
»Hausnummern, hohe und kleine.«
Ann und Biggy nickten. Die Frauen hatten die Original-Regeln aus Germany übernommen.
»Dann räumen wir ab«, meinte Ann.
»Seite gegen Seite!« prustete Biggy dazwischen.
»Und das mit drei Personen.«
Jetzt mußten sie alle lachen. Bis Rose mit den Fingern schnippte und laut rief: »Ich hab’s. Zum Schluß machen wir eine Totenlade.«
»Ja!« jubelten die beiden anderen.
Tessy mischte sich ein. »Wir können ja die Vorhänge zuziehen, dann ist es gruseliger.«
»Kegeln Sie denn mit?« erkundigte sich Ann Peters.
»Ich habe es mir überlegt.«
»Toll, finde ich gut.« Anns Augen strahlten. »Was meinst du dazu, Rose?«
»Ich bin immer einverstanden.«
Tessy löste sich von ihrem Platz hinter der Theke. »Ich schließe dann nur die Tür.«
»Hier oben ist ja nie was los«, sagte Biggy. »Oder habt ihr schon Gäste gesehen?«
»Kaum.«
Tessy kam zurück. »Was ist denn mit dem Besitzer?« wurde sie gefragt.
Sie schaute Rose an.
Weitere Kostenlose Bücher