0557 - Das Gesetz der Götzen
das Böse zu wehren!" schrie er.
Er kletterte auf einen mannshohen Felsbrocken hinauf, um die Szene besser übersehen zu können. Langsam wandte er sich dem Walzenraumschiff zu und zwang sich, das Unbeschreibliche zu sehen. Er hatte - ebenso wie die anderen, längst erkannt, daß diese ockergelben Wesen auf diese Welt gekommen waren, um hier zu gebären - denn nichts anderes war ihr Teilungsvorgang.
„Strafe sie, Antaranara", brüllte er aus Leibeskräften und stieß dabei seine Arme immer wieder anfeuernd in den Himmel.
Zugleich aber blickte er zwischen Furcht und Faszination schwankend auf die fremdartigen, purpurnen Dämonen, die aus dem Tempel des Gottes herausmarschiert kamen. Er zweifelte noch ein wenig an der Macht dieser Wesen, die nicht größer als die Tubbods waren und eine abstoßend häßliche lederartige Haut besaßen. Noch bedenklicher aber erschien es Saman, daß er nicht einen einzigen geflochtenen Strick bei den Dämonen entdecken konnte.
Einer der Purpurnen wirbelte seinen weißen, hüftlangen Haarschopf um den Kopf. Die Dämonen Schwärmten aus und bildeten einen Halbkreis vor der Öffnung.
Ein eben „geborener" Kartie kroch mit noch ungeschickten Bewegungen über das Vorplateau zum Tempel auf die Roten zu.
Saman beugte sich gespannt vor. Er fürchtete, der kleine Dämon werde sich von dem Gelben einfach überrennen lassen.
Doch plötzlich zuckte ein Arm des Dämons nach vorn. Die Hand mit den kräftigen Nägeln bohrte sich in den Leib des birnenförmigen Wesens und tötete es auf der Stelle.
Die Tubbods, die versuchten, sich zum Tempel zu retten, stießen ein Geschrei der Begeisterung aus. Viele von ihnen eilten auf den Eingang zu.
Irgendwo ertönte ein gräßlicher Schrei.
Plötzlich zuckte Feuer aus den Waffen der Dämonen. Saman beobachtete, wie die weißen Blitze in die Masse der Gebärenden schlugen und Tod und Verderben verbreiteten. Doch einige der roten Zwerge schienen Mühe mit ihren Waffen zu haben.
Sie versuchten, irgend etwas zwischen den Felsen in ihrer Nähe zu vernichten, aber aus ihren Waffen kam kein Feuer.
Saman kümmerte das nicht. Sein Glaube an die Allmacht des Antaranara war wieder gefestigt. Er wandte sich den Gläubigern zu und begann mit eingehender Stimme von Antaranara und seiner allumfassenden Kraft zu berichten.
Die Tubbods flohen in breiter Welle vor den gebärenden Ockergelben. Saman begriff als erster, daß sie dabei den Dämonen in den Weg kamen und sie bei ihrem Vernichtungswerk gegen die Fremden behinderten. Er sprang von seinem Felsen und schrie auf die Tubbods ein.
Ronkon, der Häuptling gesellte sich zu ihm. Er war sichtlich verwirrt.
„Vergib mir, Saman", sagte er. „Ich habe an der Güte, der Liebe und der Macht Antaranaras gezweifelt. So wahr du bei jedem Wasserspiel zu betrügen versuchst, ich will es nie wieder tun."
Saman strahlte über das ganze Gesicht.
„Das ist nicht nur die Stunde Antaranaras", antwortete er stolz.
„Das ist auch meine Stunde!"
„Ganz so sicher wäre ich an deiner Stelle nicht", mahnte Ronkon.
Saman lachte ihn aus. Er lief mit weit ausgebreiteten Armen vor die hilfesuchenden Tubbods.
„Zurück", schrie er. „Zurück. Macht den Dämonen Platz."
Das waren seine letzten Worte.
Die purpurnen Wesen feuerten erneut. Die Energiestrahlen, die zischend und fauchend über die Felsen hinwegzuckten, verbrannten sowohl Saman als auch einige hundert Tubbods und einige tausend Karties. Damit lösten sie eine Panik aus, welche die Tubbods ins Tal zurücktrieb.
Zwischen die Fronten geraten, dachten die Eingeborenen von Born Wild jedoch nicht daran, einfach aufzugeben. Ronkon, der Häutung, stimmte das Kriegsgeschrei an. Die heillose Flucht der Tubbods endete vor der Front der herannahenden Karties, deren Zahl sich durch die Teilungen ständig vergrößerte.
Ronkon griff als erster zu seiner Säureschleuder, einer einfachen Schlinge aus elastischen Pflanzenfasern, in die er ebenfalls von Pflanzen gewonnene Säurebällchen einlegte. Er wirbelte die Schleuder um den Kopf und ließ das Geschoß gegen den Körper eines eben durch Teilung entstandenen Karties fliegen.
Es zerplatzte. Die grünliche Säure verteilte sich auf der dünnen Haut des Jungen, zerfraß sie und tötete den Ockergelben innerhalb von zwei oder drei Sekunden.
Die anderen Tubbods hatten diesen Angriff genau verfolgt.
Sie brüllten begeistert auf, als sie das Ergebnis sahen - und griffen ebenfalls mit ihren Schleudern an.
Ronkon behielt die Nerven.
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