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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und wieder auch in Englisch unterhielt. Woher wußte er, wie Tendyke sich vor Jahrhunderten genannt hatte?
    Und woher kannten beide die alte Sprache Oberägyptens, wie sie zur Zeit der Pharaonen gesprochen wurde? Zamorra hatte sie, durch seine latenten Para-Fähigkeiten unterstützt, erlernen können, als er sich bei seinen Zeitreisen in jenen Epochen bewegt hatte. Er verstand nicht die letzten Feinheiten, aber er konnte sich mit den alten Ägyptern verständigen. Nur waren die seit drei-oder viertausend Jahren tot! Dank Champollions genialer Entschlüsselungsarbeit konnte man zwar die alte Hieroglyphenschrift entziffern, aber die Aussprache der Wörter war noch immer fraglich.
    Zamorra zweifelte daran, ob Tendyke ebenfalls eine Zeitreise hinter sich gebracht und damit die tote Sprache gelernt hatte.
    Und ibn Sayid?
    Er konnte sie erst recht nicht kennen.
    Es sei denn, daß mehr hinter ihm steckte, als Zamorra bisher geahnt hatte.
    Zamorra richtete sich auf. Seine Stirn schmerzte, und als er sie vorsichtig mit den Fingern berührte, ertastete er verkrustetes Blut, wo Tendyke ihn mit dem Pistolenlauf niedergeschlagen hatte.
    »Sohn des Teufels«, murmelte er.
    Robert Tendyke, geboren im Jahre des Herrn 1495, war der Sohn des Asmodis, des einstigen Fürsten der Finsternis, der vor Jahren der Hölle den Rücken gekehrt hatte.
    Brach jetzt das unselige Erbe des Höllenfürsten in Tendyke durch?
    Tendyke lebte seit 500 Jahren unter verschiedensten Namen und Identitäten und war auch schon unzählige Male gestorben, um jedesmal seinen eigenen Tod auf geheimnisvolle Weise zu überleben und wenig später wieder auf der Bildfläche zu erscheinen.
    Was aber ging jetzt in ihm vor?
    Zamorra machte ein paar Schritte und stieß gegen eine gemauerte Wand, die gut ein Vierteljahrtausend vor Tendykes Geburt erbaut worden sein mußte.
    Was hatte Tendyke mit dieser Anlage zu tun? Woher kannte er die Fallen, die lange vor seinem ersten Auftauchen hier konstruiert worden waren? Und warum hatte Tendyke seinen Freund erst hierher geholt, wenn er ihn jetzt aus dem Weg räumte?
    Zamorra griff in die Hosentasche und fand sein Feuerzeug. Auch wenn er Nichtraucher war, hielt er dieses Werkzeug immer bereit. Man konnte es schließlich nicht nur benutzen, um Zigaretten in Brand zu setzen.
    Die Flamme sprang auf.
    Sie zeigte ihm, daß er sich in einer Kammer befand, die vielleicht fünf Quadratmeter groß war. Es gab keine erkennbare Tür, die nach draußen führte. Es gab auch keinen Luftschacht.
    Das hieß für Zamorra, daß er höchstwahrscheinlich ersticken würde, sobald er den Sauerstoff in diesem Raum verbraucht hatte. Selbst wenn durch Ritzen einer Geheimtür Luft hereinströmen sollte, war das zu wenig, um davon überleben zu können.
    Im Licht der Feuerzeugflamme sah Zamorra auch, daß er in diesem Raum nicht allein war.
    Er hatte Gesellschaft.
    Aber besonders gesprächig oder gar hilfreich würden die beiden Personen sicher nicht sein, dafür waren sie seit zu vielen Jahren tot.
    Nur noch Skelette, in verrottete Kleidungsfetzen gehüllt, waren von ihnen übriggeblieben. Ihre Totenschädel grinsten den Neuankömmling höhnisch an…
    ***
    Ssacah dachte an die beiden Diener, die er gewonnen hatte. Er konnte sie jederzeit beeinflussen. Seit er ihre Lebensenergie in sich aufgenommen hatte, gehörten sie ihm. Ausgelöst wurde diese Übertragung von Lebenskraft durch den Biß der messingfarbenen ›Ableger‹, der Miniatur-Kobras. Zugleich entstand dabei jeweils eine weitere Messing-Kobra. So konnte der Ssacah-Keim sich praktisch im Schneeballsystem fortpflanzen.
    In der Praxis sah es anders aus, weil Ssacah und seine Anhänger vorsichtig sein mußten. Sie hatten nicht nur die Menschen und deren Dämonenjäger gegen sich, zu denen vor allem Zamorra und auch Tendyke zählten. Auch andere Dämonen zählten zu ihren Feinden, und seit Zamorra vor vielen Jahren Ssacah getötet hatte, hatte die Schwarze Familie den Kobra-Dämon und seinen Kult abgeschrieben. [4]
    Mächtigere Dämonen hatten schon öfters versucht, Ssacahs einstige Domäne, den indischen Subkontinent, unter sich aufzuteilen und zu übernehmen. Und sein langjähriger oberster Diener, der Mensch Mansur Panshurab, hatte unermüdlich versucht, das zu verhindern. Nun war Panshurab getötet worden, aber gerade rechtzeitig wurde Ssacah wiedererweckt. Eigentlich zu früh, denn er war noch längst nicht wieder stark genug, aber er konnte jetzt die Geschicke seines Kobra-Kultes wieder selbst

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