0557 - Gehetzt, gejagt, getötet
so.«
»Noch zwei Kurven, dann sind wir fast da!« meldete Grealy. »Nur frage ich mich, was der Motorradfahrer hinter uns will. Hast du den auch gesehen, Sir?«
»Klar.«
»Der holt sogar auf.«
Ich wunderte mich ebenfalls über diesen Mann. »Ist er aus dem Ort?«
»Nein, bei uns fährt keiner diesen Feuerstuhl. Das muß ein Fremder sein. Oder gehört er zu dir?«
»Nicht daß ich wüßte.«
Der Mann auf dem Zweirad kam ziemlich schnell näher. Mir fiel allerdings auf, daß er keinen Helm trug. Jetzt, wo er sich noch näher an uns herangeschoben hatte, identifizierte ich ihn auch. Der Mann trug die Uniform eines Motorway-Polizisten. Gerade er hätte die Vorschriften einhalten und einen Helm tragen müssen.
Da stimmte etwas nicht…
Ich ging vom Gas, worüber sich Grealy wunderte. »Du kannst ihm wegfahren, Sir.«
»Das will ich nicht. Laß ihn ruhig überholen. Ich wundere mich nur, daß ein Polizist keinen Helm trägt.«
»Das stimmt.«
Der Mann holte auf, obwohl er wie ein Betrunkener Schlangenlinien fuhr. Nicht sehr ausgeprägt, aber so, daß es uns bereits auffiel.
Und die Linien verstärkten sich noch. Sie wurden enger, beinahe wäre er gekippt.
»Der qualmt ja!« sagte Grealy.
Er hatte recht. Aus dem Körper des Fahrers und selbst aus seinem Kopf drangen dünne, graue Fetzen, als würde er innerlich verbrennen. So etwas hatten wir schon gesehen.
»Mensch, ein… ein Vampir.«
Ich gab Grealy keine Antwort, hielt mich sehr links und schaute nur in den Innenspiegel.
Der andere befand sich mit dem Heck des Porsche fast auf gleicher Höhe. Leider konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, denn vor den Zügen flatterte der dünne Rauch.
Auch Grealy hatte sich auf seinem Sitz gedreht. »Das ist doch nicht normal!« keuchte er. »Was soll die ganze Scheiße denn? Ich werde noch wahnsinnig!«
Er fummelte an seiner Schrotflinte herum, um sie aus der Spezialhalfter zu lösen.
Ich hielt mich zurück. Wahrscheinlich brauchte Grealy die Waffe nicht mehr, denn die Sonne würde die Aufgabe übernehmen, die eigentlich uns zustand.
Im Moment hielt sie sich etwas verdeckt. Wolken hatten sich vor den Ball geschoben. Auch über die Fahrbahn trieben wieder Schleier, in die wir hineinfuhren. Sie sahen aus, als würden sie angehoben und über die Motorhaube streifen.
Jetzt war er neben uns. Er wollte uns rechts überholen. Grealy beschwerte sich schimpfend über die Enge im Cockpit des Porsche.
Dagegen konnte ich auch nichts tun.
Seine Waffe hatte er noch nicht frei, ließ aber die Scheibe nach unten surren.
Kalte Luft wehte in den Wagen, vermischt mit einem häßlichen Brandgeruch.
»Laß die Flinte stecken!« rief ich Grealy zu. »Laß sie! Das reicht auch so!«
»Wie…?«
»Er verbrennt!«
Es war wie auf der Bühne. Nur hatte kein Mensch seinen Auftritt, dafür die Sonne. Als hätte jemand die Wolken zur Seite geschoben, so zeigte sie sich plötzlich. Sie stand tief, warf ihr helles, blendendes Licht in einem spitzen Winkel der Erdkugel entgegen und schien sich nur mehr für diese eine Straße zu interessieren, über die wir fuhren.
Sie traf die Gestalt des Fahrers beinahe wie ein Schlag.
Grealy und ich sagten nichts. Ich fuhr, und wir beide konnten nur staunen, wobei selbst mir eine Gänsehaut über den Rücken rann, als ich die Vorgänge so deutlich und dicht vor mir sah.
Aus dem Kopf des Mannes quoll nicht nur Rauch, sondern auch Feuer. Die Flammen hatten das Hindernis gesprengt, sie schlugen rechts und links der Ohren in die Höhe und wirkten dabei wie lange, zuckende Arme, die ins Leere griffen.
Der Fahrer gab trotzdem Gas. Ob bewußt oder nicht, wir konnten es nicht feststellen. Jedenfalls huschte er vorbei. Ich konnte soeben noch erkennen, daß die Gesichtshaut unter den Flammen schmolz.
Dann raste die Maschine nach rechts weg und jagte raketenartig auf einen Graben zu.
Der entflammte Vampir hielt sich noch für die Dauer von wenigen Sekunden, dann war es vorbei.
Er kippte aus dem Sattel, bekam eine rückwärtige Position und schlug auch mit dem Rücken auf den Asphalt. Gleichzeitig jagte sein führerloser Feuerstuhl in den Graben hinein, bekam das Übergewicht und röhrte in ein Gebüsch.
Der Fahrer lag auf der Straße, verkrümmt und in einer dichten Rauchwolke. Flammen zuckten aus ihr hervor.
Ich bremste ab. Der Wagen stand kaum, als Grealy die Tür aufstieß und auf die Straße schwang. Er hatte seine Waffe jetzt frei. Sicherheitshalber richtete er sie auf die Rauch- und
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