0557 - Gehetzt, gejagt, getötet
konnte sie sich die Blutsauger vom Leib halten!
Jane stemmte die Hacken tief in den weichen Boden, um den nötigen Halt zu haben. Über die Waffe hinweg zielte sie gegen den ersten anfliegenden Vampir.
Er kam wie ein Tiefflieger. Siegessicher, mit weit ausgebreiteten Schwingen. Zwischen ihnen leuchtete das Gesicht als blasser Mond.
Von dem zweiten Angreifer sah Jane Collins nichts mehr. Es fiel ihr schwer, so liegenzubleiben und abzuwarten. Fehlschlüsse durfte sie sich nicht erlauben.
Sie schoß.
Die Waffe besaß kaum einen Rückstoß. Jane hörte auch keinen Knall, aber sie sah, daß sie den monströsen Blutsauger erwischt hatte. Genau zwischen die Augen war ihm der angespitzte Eichenbolzen gedrungen.
Er flog weiter, doch er stieg plötzlich, noch bevor er die Mulde erreichte, in die Höhe. Ein überaus hoher, schrill klingender Schrei wehte der Frau entgegen, und der Blutsauger verwandelte sich über ihr in ein haltlos flatterndes Tuch, das überhaupt keine Richtung mehr einhalten konnte und schwerfällig zu Boden segelte, wobei dünne Rauchschwaden den fallenden Körper begleiteten.
Wo er schließlich landete, konnte Jane nicht mehr sehen. Sie sprang und stieg aus der Mulde heraus.
Die Umgebung war erfüllt von den hohen Schreien der Blutsauger. Eine Waffe krachte.
Suko mußte geschossen haben.
Sie drehte sich.
Über ihr kreiste der nächste Vampir. Er ging in den Sturzflug über.
Jane ließ sich auf die Knie fallen, hob die rechte Hand mit der Waffe und zielte auf den Vampir. Das Gelenk stützte sie mit der linken Hand ab, und diesmal feuerte sie zwei Eichenbolzen gegen den Blutsauger.
Wieder traf sie ihn, aber sie konnte seinen Sturzflug nicht aufhalten. Zwar versuchte Jane, aus der unmittelbaren Gefahrenzone zu kriechen, ein Flügel traf sie dennoch hart auf dem Rücken.
Jane hörte etwas knacken. Es war nicht bei ihr. Der Flügel schien gebrochen zu sein.
Der Vampir lag flach auf dem Boden. Er zuckte, und auch sein bleicher Kopf bewegte sich. Einige Male schlug er mit dem Gesicht gegen den feuchten Boden.
Jane mußte sich überwinden, um ihre rechte Hand in die Haare zu krallen und den Kopf anzuheben. Erst dann konnte sie in das Gesicht des Blutsaugers schauen.
Es zerfiel…
Risse zeigten sich in der Haut, die aussahen wie Gestein. Aus den Rissen wehte Rauch, aus dem Mund ebenfalls. Sie sah auch den Eichenbolzen. Er hatte den Blutsauger in die Unterlippe getroffen, war durch bis in den Rachen gestoßen.
Jane ließ den Kopf los. Als er Kontakt mit dem Boden bekam, fingen die Haare Feuer. Von innen her stießen die Flammen und löschten den Blutsauger aus.
Auch die Flügel verbrannten schnell wie Papier.
Schwer holte Jane Atem. Ihr Blick war glanzlos, ihre Waffenhand zitterte. Jane blickte dorthin, wo der dunkle BMW stand.
Ein Vampir tauchte hinter dem Wagen auf. Er flatterte wild, schrie und verbrannte.
Dann erschien Suko. Doppelt bewaffnet. Mit Beretta und Dämonenpeitsche.
Er lief auf Jane Collins zu, umfaßte ihre Schultern und schüttelte sie durch. »Bist du okay, Jane, bist du okay?«
»Ja«, sagte sie. »Ja, ich bin okay. Ich bin in Ordnung.« Sie wischte über ihre Augen. »Außerdem bin ich verdammt froh, daß ich mich nicht verändert habe. Ich kann wieder fighten, Suko. Mir ist es, als wäre keine Zeit vergangen, in der ich als… na ja, du weißt schon.«
»Klar, Jane.«
»Sind denn alle Blutsauger vernichtet?«
»Eine gute Frage, die ich dir auch nicht beantworten kann. Zumindest die vier, die uns ans Leder wollten.«
»Dann fehlt noch einer«, sagte Jane.
Suko hatte verstanden. »Kropec!«
»Genau. Und der wird verflucht sauer sein, wenn er mitbekommen hat, was mit seinen Freunden geschehen ist. Er hat sich rechtzeitig absetzen können, um Milena zu warnen.«
Der Inspektor hob die Schultern. »Glaubst du ihm eigentlich? Ich meine, was Milena angeht. Er hat uns erzählt, daß sie in irgendeinem Verlies oder Gewölbe hockt. Wenn dem so ist, muß es auch einen Zugang zum Gewölbe geben.«
»Ja, vielleicht einen Schacht, eine Treppe…«
»Dann laß uns die Sache endlich anpacken!« Suko schaute sich um. »Ich werde den Eindruck nicht los, als wäre das bisher Erlebte nur mehr Beiwerk, um uns von dem eigentlichen Ziel fernzuhalten. Diese Milena scheint, obwohl ich sie als Staub in der Urne gesehen habe, verdammt viel Einfluß zu besitzen.«
Noch immer hatte der Nebel die Hügelkuppe nicht erreicht. Sie badete sich im Licht der Sterne und des bleichen Mondes. Wenn
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