0557 - Gehetzt, gejagt, getötet
Schatten entstanden, so zeichneten sie sich kalt und hart ab. Laublose Bäume, buschartige Sträucher und Gras, das sich am leichten, über den Hügel wehenden Wind zitternd bewegte.
Aber keine Mauern. Ihnen kam es vor, als hätte hier kein Kloster gestanden.
Suko zeigte nach links. »Mir scheint, daß sich dort etwas tut.«
»Du meinst die Hügel?«
»Ja.«
Es waren Buckel, die aus dem Grat der Kuppen wuchsen. Schlingpflanzen, Moos und Gras bedeckten sie, als wollten sie alles vor einem menschlichen Auge verbergen.
Schon bei der ersten Untersuchung stellten die beiden fest, daß sie tatsächlich auf die alten Mauerreste des Klosters gestoßen waren. Sie konnten den Pflanzenbewuchs wie dicken Sirup abkratzen und sahen darunter das alte Gestein.
Einer gab dem anderen jeweils Rückendeckung. Noch war der Himmel klar. Es regt sich nichts Verdächtiges in der unmittelbaren Umgebung, aber das konnte sich ändern.
Jane schrak plötzlich zusammen, auch Suko stoppte seine Untersuchungen. Beide hatten ein weit entferntes Geräusch vernommen.
Einen Knall und ein Donnern.
»Was war das?«
Suko hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau, aber es hörte sich an, als hätte jemand geschossen.«
»Das meine ich auch.« Janes Augen weiteten sich. »Ob John hier irgendwo in der Nähe ist?«
»Das war keine Beretta.«
»Aber auch kein Gewehr oder eine MPi.«
»Nein…« Suko überlegte. »Wie ein Donner«, murmelte er. »Tut mir leid, ich komme auch nicht weiter.«
»Okay, suchen wir den Eingang.«
Sie waren noch behutsamer. Stets hielten sie ihre Waffen schußbereit. Zwar hatten sie sich getrennt, doch sie blieben so nahe zusammen, daß sie sich gegenseitig erkennen konnten.
Die Mauerreste standen in verschiedenen Winkeln zueinander. Einige waren ziemlich hoch, andere wiederum wirkten wie plattgewalzt. Basil Kropec ließ sich auch nicht blicken, aber Jane entdeckte dafür etwas anderes. Sie hatte es riskiert und die Lampe eingeschaltet. Im Gras zeichneten sich flache Stellen ab.
»Komm mal rüber, Suko.«
Er war schnell bei ihr. Jane leuchtete die einzelnen Stellen an.
»Sind das nicht Fußspuren?«
»Meine ich auch.«
Sie gingen ihnen nach und entdeckten weitere Schleifspuren im Gras.
»Das sieht mir so aus«, sagte Jane, »als hätte jemand einen leblosen Körper über den Boden geschleift.«
»Kann sein.«
Sie folgten den Spuren, die vor einem dichten Buschstreifen endeten, der wie eine Insel wirkte.
Jane pfiff durch die Zähne. »Suko, ich habe das Gefühl, daß wir nicht mehr lange brauchen.« Sie war nicht mehr zu bremsen und drückte mit beiden Händen die sperrigen Sträucher zur Seite, die nicht einmal mehr zurück in ihre alte Lage peitschten, da sie in der unteren Hälfte bereits angebrochen waren.
»Das ist es doch«, sagte Jane und deutete auf ein offenes Viereck, um das sich die Sträucher verteilt hatten, so daß niemand den Einlaß hatte sehen können.
Diesmal leuchteten sie gemeinsam in die Tiefe. »Eine Treppe ohne Geländer!« staunte Jane. »Es ist fast wie im Roman, aber wir haben es gefunden.« Sie fieberte dem neuen Abenteuer entgegen. Die erzielten Erfolge hatten sie mutig gemacht.
Suko hielt Jane zurück. »Nicht so hastig«, warnte er mit leiser Stimme. »Ich werde vorgehen.«
»Okay.«
Die Tiefe ließ sich schlecht ausmessen. Aber sie konnten erkennen, daß sich an das Ende der Treppe ein Gang anschloß, der tiefer in die unterirdischen Verliese führte. Es war ein mit Geröll bedeckter Stollen, dessen Wände aus kantigen Steinen bestanden.
Geisterhaft bleich huschte der Schein ihrer Lampen darüber hinweg. Sie waren am Ende der Treppe stehengeblieben und sahen auch die kleinen Nischen in dem Stollen.
Suko leuchtete in die erste hinein.
Sie war leer.
Die zweite und dritte ebenfalls.
Nur das Geräusch ihrer eigenen Schritte war zu hören. Ansonsten kein Rascheln oder Tappen der hastig bewegten Ratten- oder Mäusefüße. Der Gang schien enger zu werden, je tiefer sie sich in ihn hineinbewegten. Die Decke war relativ niedrig.
Die fünfte Nische tauchte auf.
Suko wollte hineinleuchten, als sich plötzlich die Gestalt aus ihr löste. Fast hätte Suko geschossen. Im letzten Augenblick konnte er seinen Zeigefinger zurückziehen, denn aus der Nische und ihm an die Kehle war Kropec gesprungen. Der Mann war wie von Sinnen.
Er heulte auf, er wollte seine Hände um Sukos Hals legen, aber der Inspektor schlug sie ihm weg. Er setzte eine gestochene Gerade hinterher, die Kropec
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