0557 - Gehetzt, gejagt, getötet
an der Brust erwischte und mit dem Rücken gegen die Stollenwand schleuderte. Als er sich wieder vordrängen wollte, umfaßte Suko sein Hemd vorn am Kragen und drehte den Stoff so zusammen, daß der Tscheche regelrecht in seinem Griff festhing.
Kropec drehte sein Gesicht zur Seite, was ihm nichts nutzte, denn Suko hielt eisern fest.
»Okay, Meister, du hast hier auf uns gewartet, nicht wahr?«
»Tot!« keuchte er. »Sie sind alle tot, nicht?«
»Wenn du die Blutsauger meinst, dann hast du recht. Wir aber haben überlebt, mein Freund, und das sollte dir eigentlich zu denken geben. Meinst du nicht auch?«
»Ihr seid Hunde…«
»Keine Sorge, wir bellen schon nicht. Aber wir wollen von dir wissen, was hier los ist?«
Er holte keuchend Luft. »Nichts! Überhaupt nichts. Ich habe nur gewartet.«
»Klar«, sagte Jane. »Aber hast du vergessen, daß du uns zu Milena führen wolltest?«
»Tatsächlich?« höhnte er.
»Wo steckt sie?« fragte Suko.
Kropec schüttelte den Kopf.
Suko drehte den Stoff noch fester, so daß der Tscheche anfing zu würgen. »Wir sind heute schon genug zum Narren gehalten worden, Meister. Das ist jetzt vorbei. Wir haben keine Lust mehr, uns etwas vormachen zu lassen. Wir wollen wissen, wo diese verfluchte Person steckt!«
Kropec merkte, wie ernst es den beiden war. »Nicht… nicht hier«, sagte er.
»Was hast du uns dann gesagt?«
»Gelogen…«
»Glaubst du ihm, Jane?«
»Nein. Welchen Grund hätte er sonst gehabt, sich hier unten zu verstecken?«
»Genau. Kropec, ich warne dich. Es geht um verdammt viel. Wenn du uns nicht sagst, wo wir Milena finden können, dann machen wir dich fertig. Dann ist ein Dasein als Vampir ein Spaß dagegen.«
Er lachte plötzlich. Es war ein glucksendes und auch kicherndes Lachen, das aus seinem Mund drang. »Zu spät!« jaulte er fast. »Es ist viel zu spät. Sie hat ihr Ziel erreicht.«
»Welches Ziel?«
»Die Urne ist da.«
Suko und Jane erschraken beide. »Ach, und wer hat sie hergebracht, Kropec?«
»Ich!«
»Dann kennst du auch unseren Freund John Sinclair.«
»Ja, den blonden. Ich habe ihn mit den anderen zusammen in einem Wohnmobil getroffen.«
»Welche anderen?«
»Die Vampirjäger.«
»Die gibt es auch?«
»Ja, aber sie haben keine Chance. Milena ist stärker und allen überlegen.«
»Das wollen wir selbst herausfinden. Noch einmal, Kropec, du wirst uns zu ihr führen.«
Mit verdrehten Augen starrte der Tscheche den Inspektor an. Bis er ein Nicken andeutete. »Ja!« Er nickte weiter. »Ja, ich werde euch führen.« Dann zwinkerte er mit den Augen, weil Janes Lampenstrahl gegen sein Gesicht strahlte.
Suko ließ ihn los, war aber auf der Hut, als Kropec sich in Bewegung setzte und vorging.
Daß er dabei Sukos Hand auf der rechten Schulter spürte, störte ihn sicherlich. Nur wagte er es nicht, sich dagegen aufzulehnen…
***
Es kam mir vor wie im Märchen, denn der verdammte Nebel war urplötzlich verschwunden. Wir waren aus einer Welt des Dunstes und der Feuchtigkeit in eine sternenklare Nacht hineingetreten.
Grealy lachte, als er mein überraschtes Gesicht sah. »Ja, Sir, so ist das eben. In diesem Land gibt es immer wieder tolle Überraschungen, wie du siehst.«
»Da hast du recht.«
»Wir sind übrigens gleich da. Das heißt, wir bewegen uns schon auf dem Gelände des Klosters.«
»Aber die Geräusche vorhin hast du auch nicht richtig identifizieren können?«
»Nein. Ich meine aber, es waren zwei Schüsse.«
»Möglich.«
Es tat gut, wieder in die klare Nachtluft gehen zu können. Wir sahen gut, aber wir konnten auch gesehen werden. Verstecke für die Blutsauger gab es genug. Sie brauchten sich nur flach auf den Boden zu legen und von dort zu starten.
Ich ging vor. Grealy schritt nach links versetzt hinter mir. Die Schrotflinte hielt er schußbereit. Beide Läufe waren wieder geladen und konnten Tod und Verderben speien.
Das Gesicht des älteren Mannes hatte einen bläulichen Glanz bekommen. Möglicherweise lag es auch an seinen Bartschatten, die sich vom Kinn bis dicht unter die Augen hinzogen. Die Lippen hielt er fest zusammengepreßt; der Mund war nur ein blasser Strich. Mir kam er vor wie ein alter US Marshall aus einem John-Ford-Western.
Obwohl wir uns auf dem Kamm befanden, war das Gelände nicht eben. An vielen Stellen wuchsen unregelmäßig große Erhöhungen aus dem Boden und wirkten wie Buckel.
Auch dahinter konnten sie lauern.
Trotz der Kühle schwitzte ich leicht. Auch in den Achseln klebte der
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