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0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

Titel: 0557 - Gehetzt, gejagt, getötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mein Freund. Man hat mich gepfählt. Diese Kerle aus dem Dorf haben bemerkt, daß ich eine Vampirin bin. Zu zweit pfählten sie mich, und sie legten die Asche in eine Urne.«
    »Trotzdem lebst du?« wunderte sich Bill. »Das ist gegen die Regel.«
    Für einen Moment glühten ihre Augen auf. »Wenn die alten Regeln gebrochen werden, werden neue folgen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Dann will ich es dir sagen, Bill. Wahrscheinlich wirst du dich fragen, ob ich schon damals eine Vampirin gewesen bin. Natürlich war ich das, nur wußte ich es nicht. Ich sah normal aus, besaß ein ebenfalls völlig normales Gebiß, aber ich besaß schon immer den Drang nach Blut. Ich bin in der Nacht losgezogen und habe Tiere getötet. Meine Mutter wußte davon, sie hat mich gehen lassen, und sie wußte auch, daß der Drang immer stärker werden würde, bis ich zu einem echten Vampir degenerierte. Das sollte nicht in London geschehen. Wir zogen deshalb nach Talley, wo einige meiner Landsleute lebten. Hier fühlte ich mich geborgen. Ich ging des Nachts in die Wälder und gab meinem Trieb nach. Eines Tages dann – es war nach London viel Zeit vergangen – brauchte ich Menschenblut. Und ich holte mir, was ich haben mußte. Nicht die Einheimischen waren an der Reihe, zuerst nahm ich mir meine Landsleute vor und reihte sie ein in meine grausame Riege. Es war einfach wunderbar. Ich bekam sie, und auch sie wurden zu Blutsaugern. Sie waren mit einem besonderen Fluch versehen, denn sie verwandelten sich in Fledermäuse.«
    »Aber dich pfählte man!« hielt Bill dagegen. »Wieso stehst du jetzt vor mir, Milena, und redest mit mir?«
    »Es ist simpel!«
    »Dann sage es!«
    »Ich bin eine Doppelexistenz. Ich bin tot und lebe trotzdem. Als man mich pfählte, da überlebte mein Geist oder meine Seele. Sie war dermaßen stark mit meinem Körper verbunden, daß sie auch seine Gestalt annehmen konnte. Was vor dir steht, ist der Geist, meine zweite Existenz, die wieder einen Körper haben soll und auch bekommen wird, denn die Asche meiner ersten Existenz ist mit dem Blut deines Freundes John Sinclair vermischt worden. Sie wird mir das neue Leben geben.«
    Bill staunte die Person an und schüttelte den Kopf. »Das… das kann es doch nicht geben.«
    »Doch, Bill. Komm noch näher, fasse mich an, dann kannst du es fühlen. Los…«
    Bill mußte sich erst überwinden, um einen Schritt nach vorn gehen zu können. An sein eigenes Schicksal dachte er nicht. Zahlreiche Gedanken wirbelten durch seinen Kopf. Diese Milena hatte durch ihre Doppelexistenz Grenzen überwunden, neue Tore aufgestoßen in die Welt des Grauens hinein. So leicht wie früher wollten sich die Blutsauger nicht mehr vernichten lassen.
    »Nun komm schon, mein Lieber.« Sie lockte mit derselben Stimme, die Bill von früher her kannte.
    Er atmete die Luft ein. Sie war frisch und trotzdem verbraucht. Etwas in diesem Gewölbe war anders, stimmte nicht. Er war so nahe an sie herangekommen, daß er nur den Arm auszustrecken brauchte, um den Körper zu berühren.
    In der rechten Hand hielt er die Fackel, die linke aber war frei.
    Und mit ihr berührte er den Körper der Milena.
    Oder berührte er ihn nicht? Faßte er nicht etwas völlig Fremdes an, das zwar vorhanden, aber doch nicht existent war. Er war um den kleinen Steinaltar herumgegangen, und noch einmal strich seine Hand über die Hüfte der Frau hinweg.
    Etwas kribbelte in seinen Fingerspitzen, obwohl er den Eindruck bekam, Stein zu berühren.
    Milena, die etwas erhöht stand, lachte leise auf ihn nieder. »Da setzt dein Verstand aus, nicht wahr, Bill?«
    »Ich… ich …« Er spürte den dicken Schauer auf seinem Rücken.
    »Ich kann es nicht verstehen.«
    »Noch einmal, Bill. Ich bin in dieser Wand gefangen. Mein Geist steckt darin. Ein Geist, der mit dir sprechen kann, der aber auch über telepathische Kräfte verfügt. Blut zu Asche, Bill – Asche zu Blut, damit aus ihr wieder ein neues Leben entsteht.«
    »Nein!« Bill schüttelte wild den Kopf. »Das ist kein Leben, das ist ein untotes Dasein, mehr nicht. Du bist herz- und seelenlos. Du wirst es sehen, ich zeige es dir.« Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er den rechten Arm vorschob und mit der Fackelflamme über den Körper der Frau hinwegstrich. Nichts brannte!
    Milena amüsierte sich. »Du fällst von einer Panik in die andere, Bill Conolly. Ich habe dir doch gesagt, was mit mir los ist. Kommen wir allmählich zum Ende. Da du mich damals so heimlich, aber verzehrend,

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