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0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

0557 - Gehetzt, gejagt, getötet

Titel: 0557 - Gehetzt, gejagt, getötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir, wenn wir Milena Mancow finden würden.«
    »Keine Sorge, das schaffen wir auch noch«, erwiderte er und begann damit, über die Stufen der geländerlosen Treppe in die Tiefe des Gewölbes hinabzusteigen.
    Ich folgte ihm auf dem Fuße, mit der Überzeugung im Herzen, dicht vor dem Ende des Vampirdramas zu stehen…
    ***
    Bill Conolly konnte es kaum fassen. Eine nackte Milena stand vor ihm, zumindest eine fast nackte, denn diesen Fetzen, der gerade das nötigste bedeckte, den hätte sie auch weglassen können.
    Sie früher einmal so zu sehen wie jetzt, dafür hätte Bill damals ein Jahr seines Lebens gegeben. Damals aber hatte sich Milena bedeckt gezeigt und jeden abfahren lassen, der ihr zu nahe gekommen war.
    Und heute…?
    Bill ging auf sie zu. In der rechten Hand hielt er die Fackel. Die Flamme zitterte ebenso wie seine Hand. Sie malte tanzende Schatten auf die Wände.
    »Ja, Bill, komm ruhig«, sagte sie. »Komm ruhig näher. Schau mich an, und denke dann Jahre zurück. Weißt du noch, wie es gewesen war? Damals, wir waren Studenten…«
    Bill stoppte neben der Urne. Es war ihm einfach nicht möglich, ein Wort hervorzubringen. Die einzelnen Buchstaben schienen in seinem Hals steckenzubleiben. Er starrte Milena an. Mit weit geöffneten Augen, um sich kein Detail ihres Körpers entgehen zu lassen.
    War das tatsächlich die Person, für die er und viele andere damals geschwärmt hatten?
    Ja, zum Teufel, sie war es. Und sie hatte sich, er konnte es kaum fassen, überhaupt nicht verändert. Als wären die Jahre spurlos an ihr vorübergegangen.
    Er forschte in seiner Erinnerung nach. Er kramte ihr Bild hervor und verglich es mit der Gestalt von heute. Beide schoben sich übereinander. Heraus kam – eine Person.
    Diese dunkle Haarflut, die das etwas fremd wirkende Gesicht mit den hochstehenden Wangenknochen umfloß. Dann ihre Augen. Etwas asiatisch Fremdes leuchtete in diesem geheimnisvollen Blick, der locken und ablehnen konnte. Auch die Lippen besaßen noch immer denselben Schwung wie früher. Nackt hatte er sie damals nicht gesehen. Jetzt konnte er seinen Blick über ihren Körper streifen lassen.
    War das die Figur einer erwachsenen Frau oder dies eines jungen Mädchens. Für Bills Geschmack war Milena vielleicht um eine Idee zu dünn oder auch zu knochig.
    Sie reizte ihn überhaupt nicht, auch nicht in dieser Blöße. Wenn er nach einem Vergleich suchte, so konnte er sagen, daß sie eine morbide Erotik ausstrahlte.
    Die Haut wirkte nicht frisch, sie besaß einen Grauschimmer. Unter ihr zeichneten sich die Adern ab, so dünn lag sie auf. Auch störten ihn die Muskeln, die sie sowohl an den Beinen als auch an den Oberarmen zeigte.
    Eine Frau, die dicht vor dem Ende oder dem Verfall zu stehen schien. Eine Person, die schon einmal gestorben war, denn Bill wußte, daß ihre Asche in der Urne lag.
    »Was denkst du?« fragte sie.
    Bill hob die Schultern und schaffte es sogar, die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen. »Ich weiß es nicht mehr«, erwiderte er leise.
    »Ich vergleiche zwei Zeiten. Du weißt selbst, was in der Vergangenheit alles geschehen ist.«
    »Ja, das weiß ich«, gab sie zu und lächelte ebenfalls. Jetzt zeigte sie ihre Zähne. Bill konnte erkennen, daß aus dem Oberkiefer die langen Stifte wuchsen.
    Sie war ein Vampir, eine Blutsaugerin, aber sie schien nicht in der Lage zu sein, sich Opfer holen zu können, denn sie kam Bill vor wie eine Statue, die ihre Arme erhoben hatte und mit den Fingernägeln den oberen Saum eines Umhangs hielt.
    Diese Finger mit den langen Nägeln faszinierten Bill. Er hatte den Eindruck, als wären sie an den Spitzen dunkler als in Richtung ihrer Handgelenke.
    Milena hatte genau bemerkt, wo Bill hinschaute. »Du siehst meine Hände an?«
    »So ist es.«
    »Daran, Bill Conolly, kannst du erkennen, daß es für mich Zeit wird, wieder ins Leben zu treten.«
    Der Reporter wunderte sich. »Ich begreife nicht…«
    »Ist dir nicht die unterschiedliche Färbung meiner Hände aufgefallen?« fragte sie flüsternd. »Es hat etwas zu bedeuten, denn mein Schutz ist abgelaufen. Ich beginne damit, allmählich zu verfaulen – weißt du das?«
    »Du hast es ja gesagt.«
    »Ist es dir egal?«
    »Ja!«
    Sie lachte. »Das darf es nicht. Es darf dir einfach nicht egal sein, ob ich hier verfaule oder nicht.«
    »Du bist tot!« rief Bill Conolly laut. »Du bist schon einmal gestorben. Ich weiß nicht wie, doch ich kann mir vorstellen, daß man dich gepfählt hat, Milena.«
    »Das stimmt,

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