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0559 - Zarkahrs Zorn

0559 - Zarkahrs Zorn

Titel: 0559 - Zarkahrs Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Erfüllung zu finden, die ihm wieder Kraft gab für ein Weiterexistieren in der Welt der Weißen.
    Dort existierte er…
    Wenn er mit seinem Clan wanderte, lebte er.
    Träumen konnte er in beiden Welten.
    Seine Wohnung hatte er so eingerichtet, daß ihm das Träumen dort möglich war. Es war kein geweihter Ort, konnte es auch nicht sein, denn der Boden war aus künstlichem Stein und nicht aus natürlicher Erde. Zudem lag er zwölf Mannslängen über dem eigentlichen Boden in der Luft. Das war keine Wirklichkeit für einen heiligen Platz, aber es reichte, um zwischendurch Kraft zu schöpfen.
    Jetzt bewegte er sich durch die Straßenschluchten. Seine Gesichtszüge und Hautfarbe wiesen ihn als einen Aborigine aus, seine Kleidung aber war elegant und die eines wohlhabenden Weißen. Wieviel Geld er tatsächlich besaß, wußte er nicht einmal. War es viel oder wenig? Es interessierte ihn nicht, solange er Wohnung und Lebensmittel bezahlen konnte - und das Kerosin für sein Flugzeug, mit dem er so oft wie möglich hinausflog zu seinem Clan. Um dort Tage zu verbringen, in denen er er selbst sein durfte.
    Aber in der Welt der Weißburschen schloß man vom Äußeren auf das Innere. Also mußte er gut, teuer und elegant gekleidet sein, damit man auf ihn hörte. Daran hatte er sich nur schwer gewöhnen können.
    Die Yolngu interessierte nicht, ob und wie jemand sich kleidete. Wichtig waren Können, Erfahrung. Und die Weisheit, unterscheiden zu können, was wichtig war und was nicht.
    Die Weißburschen sahen das anders.
    Es war lächerlich.
    Es war, als würde ein Yolngu die Traumzeit leichter erreichen und die Pfade besser singen können, indem er sich kunstvoller bemalte. Oder als wären bestimmte Totems und ihre Farben wichtiger als andere. Längst fragte sich Shado nicht mehr, wie die Weißburschen es fertiggebracht hatten, trotz dieses Aberwitzes dermaßen wichtig zu werden. Aber irgendwie mußten sie es geschafft haben, ihre Geister so zu blenden, daß sie ihnen mächtige Fetische gaben… mächtige Technik.
    Shado wußte, daß sie ihre Geschichte nicht mehr als fünf- oder sechstausend Jahre zurückverfolgten. Ausgerechnet darauf legten sie immer großen Wert. Dabei war die Welt zehnmal so alt, die Weißburschen aber waren erst im letzten Zehntel aufgetaucht, und sie würden bald auch wdeder gehen. Die Yolngu blieben. Und das, obwohl vor erst knapp zweihundert Jahren die Weißburschen sie gejagt hatten, als wären sie Tiere. Sie hatten sie mit ihren Feuerwaffen zu Tausenden »erlegt«.
    Nicht, um sie zu essen oder um ihre Knochen zu bemalen. Nein, einfach nur so. Um die eigene Macht zu beweisen.
    Sie kannten die Traumzeit nicht.
    Wer die Traumzeit nicht kennt, den kennt auch die Traumzeit nicht. Die Weißburschen würden so gehen, wie sie gekommen waren.
    Es gab nur wenige unter ihnen, die anders waren. Die Silbermondfrau mit dem goldenen Haar, die immer so verrückt dachte und handelte, wenn sie in Shados Nähe war. Oder der Mann mit dem Silberzeichen und seine Frau, die Gedanken lesen konnten. Sie waren Schamanen, sie kannten die Traumzeit und respektierten sie, auch wenn sie der anderen Welt angehörten. Aber ihr Denken war offen, sie konnten träumen.
    Shado dachte oft an sie. Er fragte sich, ob sie nicht auch Traumzeitplätze besaßen, an denen sie tanzten und sangen, bis sie mit den Schöpferwesen reden konnten.
    Er mußte Kanaula danach fragen.
    Er hatte es schon oft gewollt, aber der Regenbogenmann ging immer zu schnell wieder fort. So wie diesmal.
    Shado erreichte den Hyde Park. Erreichte die Stelle, an die der Regenbogenmann den Speer geschleudert hatte. Der Speer steckte noch dort, und jetzt, als der Yolngu eintraf, sah er den Regenbogenmann, wie er den Speer wieder an sich nahm.
    Kanaula winkte ihm zu und ging. Wieder zu schnell.
    Shado erwachte.
    Und sah etwas, was er hier niemals erwartet hatte.
    ***
    Ourryürroh streckte die Hand aus. »Wo?«
    Chronnyrrs Facettenaugen reflektierten das Licht etwas anders. »Tausend Kilometer von hier.«
    »Also ganz nah«, erkannte Rrourr. »Eine Stadt der Terraner. Eine sehr große Stadt. Sydney. Nein«, korrigierte sich Chronnyrr, »etwas außerhalb, auf dem Wasser. Der Kristall ist 4. Ordnung, glaube ich.«
    »Ein Ewiger, hier? Und er trägt mindestens den Sigma-Rang?« stieß Grruyürr hervor. »Und dazu dieser zu Gestalt gewordene Wahnsinn des ERHABENEN - falls wir uns nicht täuschen… Sollte es der Sigma-Ewige gewesen sein, der die Wahnsinnskreatur

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