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0559 - Zarkahrs Zorn

0559 - Zarkahrs Zorn

Titel: 0559 - Zarkahrs Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fertiggebracht.
    Schließlich entließ er seinen Helfer, damit der alle Vorbereitungen treffen konnte.
    Dann betrat Zorrn die Wohnung des Träumers.
    Sie war leer, das fühlte er bereits, als er sich noch draußen befunden hatte. Der Vogel war ausgeflogen.
    Nur deshalb wagte der Dämon auch, die Wohnung zu betreten, denn auf eine unmittelbare Konfrontation mit dem Träumer fühlte er sich noch nicht vorbereitet. Er mußte zunächst das Terrain sondieren, in dem sich der Träumer bewegte, mußte seine Lebensgewohnheiten erfahren, seinen Umgang…
    Dann erst konnte er ihn in eine Falle locken.
    Zorrn war kein Narr, er ging kein unnötiges Risiko ein. Er war kein Polterkopf wie Zarkahr, der die Hau-Ruck-Methode bevorzugte und mit dem Kopf durch die Wand ging. Wenn der Erzdämon nach seinem Erwachen weiter so vorging wie einst, würde er sich schon recht bald die Hörner abstoßen.
    Unwillkürlich grinste Zorrn bei dem Vergleich.
    Die Tür war leicht zu öffnen gewesen. Seiner Magie widerstand das Schloß nur wenige Sekundenbruchteile.
    Der Dämon verbarg seine spitzen Ohren unter einem breitrandigen Schlapphut und sah sich nun um. Er fühlte Reste einer eigenartigen Magie, und die war noch vor kurzer Zeit an diesem Ort freigesetzt worden.
    Eine ungewöhnliche, alte Magie. Ganz anders als die, welche er gewohnt war…
    War es überhaupt Magie?
    Zorrn erinnerte sich, daß die Ureinwohner Australiens von Beginn der Zeit an einen völlig anderen Weg gegangen waren als der Rest der Menschheit. Die Hölle war ihnen fremd.
    »Es kann nicht sein«, murmelte Zorrn. »Das kann nicht die Wohnung des Träumers sein. Das Telepathenkind lebt hier nicht, ich habe den Falschen erwischt.«
    Tief atmete er durch.
    Sollte die andere Kultur ein Äquivalent zu Julian Peters hervorgebracht haben? Einen eigenen Träumer mit ähnlichen, wenn nicht sogar gleichen Eigenschaften?
    Das war unter Umständen eine äußerst wichtige Entdeckung, und somit war Zorrns Bemühung doch nicht ganz umsonst gewesen. Er hatte zwar diesmal das Telepathenkind nicht gefunden, doch der Zufall hatte ihn auf eine andere Person aufmerksam gemacht, die kaum weniger interessant war.
    Und vielleicht nicht weniger gefährlich!
    Er mußte mehr über dieses Wesen herausfinden.
    Er sah sich um. Die Wohnung machte auf ihn einen äußerst seltsamen Eindruck.
    Sie begann unmittelbar hinter der Korridortür, es gab nur ein einziges großes Zimmer, das zugleich als Wohnküche und Schlafraum diente. Bevor der jetzige Bewohner es für sich nutzbar gemacht hatte, mußte es Zwischenwände gegeben haben. Die Wohnung war in mehrere Zimmer unterteilt gewesen, es war deutlich zu erkennen, wo die Wände entfernt worden waren.
    Eine schmale Tür führte zu einem winzigen abgeteilten Raum, in dem sich das Bad mit WC befand; möglicherweise ein Zugeständnis an Besucher, die sich mit der Lebensweise des Gastgebers nicht anfreunden konnten. Aber außer Herd, Spüle und Kühlschrank gab es kein einziges Möbelstück. Als Sitzgelegenheiten und Schlafstätte dienten auf dem Boden verstreute Felle und Decken.
    Die Wände waren nicht tapeziert, sondern bemalt - das Motiv zum Fenster hin zeigte eine weite Sandebene und den Ayer’s Rock, den gigantischen Monolithfelsen, der im Norden des Landes aus der weiten Ebene aufragte. Er galt den Aborigines als Heiligtum und war vermutlich das von Touristen meistfotografierte Objekt des ganzen Kontinents.
    Die anderen Wände zeigten eine umfassende Waldlandschaft, und an den »Bäumen« hingen selbstgefertigte Bumerangs, Schwirrhölzer, Speere, Schilde und Hölzer, die wiederum mit den Abbildern von Tieren bemalt waren. Allerdings in der typisch uraustralischen Malweise, die nur Umrisse und das Innere zeigt.
    An drei der »Bäume« hingen buntbemalte menschliche Schädel, die erstaunlich echt wirkten - und es vielleicht auch waren…
    Die Zimmerdecke war als Himmel bemalt und die Deckenlampe darin als »Sonne« integriert.
    An einer Schnur hing in Brusthöhe ein Telefon von der Decke herunter. An einer Stelle der Wand verrieten versiegelte Anschlüsse, daß es hier einmal eine Klimaanlage gegeben haben mußte. Sie war nachträglich entfernt worden. Wahrscheinlich war es deshalb so ungewöhnlich warm in dem großen Raum.
    Innerhalb von Sekundenbruchteilen nahm Zorrn diese Eindrücke in sich auf.
    Was war das für ein Mensch, der sich in einer solchen Umgebung wohl fühlen konnte?
    Der Dämon überlegte.
    Am besten war es sicher, den Aborigine-Träumer

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