056 - Der Banknotenfälscher
Fähigkeiten als Zeichner und Radierer hin. Die Polizei soll in Longford Manor ánen geheimen Raum entdeckt haben, der nach Meinung Inspektor Roupers zweifellos zur Herstellung von Falschgeld benutzt worden war. Es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen von Zufällen, daß Peter schon seit Jahren zeitweilig auf Longford Manor gewohnt hat. Es besteht sogar die Möglichkeit, daß er der eigentliche Besitzer des Anwesens ist.‹
Jane las den Brief zweimal durch, ehe sie ihn zerriß und die Stücke ins Kaminfeuer warf. Dann sah sie die Postkarte an, die gleichfalls mit der Morgenpost gekommen war. Sie stammte von Marjorie:
›Wollen Sie am Dienstag um ein Uhr mittags mit mir im Carlton frühstücken? - M.‹
Diese Nachricht ließ nicht gerade auf einen Nervenzusammenbruch schließen, und Marjorie erwähnte auch nichts von einer bevorstehenden Abreise. Jane schüttelte ratlos den Kopf.
Doch eine Frage wenigstens sollte noch an diesem Morgen geklärt werden. Jane bestellte den Wagen und ließ sich in die Knowlby Street fahren. Dort herrschte zwar ein überaus reger Verkehr, aber der Chauffeur hatte keine Schwierigkeiten, das Higgson-Gebäude zu finden.
Jane stieg aus, betrachtete die Namensschilder am Türpfosten und entdeckte bald, was sie suchte: ›Blonberg, Finanziere Darunter stand, offenbar erst kürzlich dazugemalt: ›Auskünfte, III. Stock‹. Sie kletterte die steile und enge Treppe hinauf und kam atemlos im dritten Stockwerk an, in dem eine Glastür die Aufschrift ›Auskünfte‹ trug.
Aber offenbar besaß Mr. Blonberg noch ein anderes Büro, denn eine kleine, auf die Wand gemalte schwarze Hand wies nach oben, und darunter stand: ›Blonberg, Privatkontos Jane stieg also noch höher und pochte schließlich an eine Tür, worauf eine schrille Stimme »Herein« rief. Sie trat ein und stand in einem kleinen, sehr schmutzigen Vorzimmer, in dem zwei Stenotypistinnen auf ihren Maschinen klapperten, während eine dritte junge Dame angelegentlich damit beschäftigt war, sich vor einem winzigen Spiegel über dem Kamin die Nase zu pudern.
»Ich möchte Mr. Blonberg sprechen.«
»Sind Sie bestellt?« fragte das dritte Mädchen von oben herab, indem es den Deckel der Puderdose laut einschnappen ließ.
»Wollen Sie ihm bitte sagen, daß Mrs. Clifton ihn zu sprechen wünscht.«
Die Angestellte verschwand durch eine Tür und tauchte erst nach zwei Minuten wieder auf. Sie machte eine Handbewegung, und Jane schritt an ihr vorbei in Mr. Blonbergs Heiligtum.
Das Zimmer war noch enger als das Vorzimmer. An einem winzigen Tisch saß ein kleiner, wenig appetitlich wirkender Mann. Er hatte graue Haare und war unrasiert.
»Treten Sie ein, Madam, und nehmen Sie bitte Platz! Womit kann ich Ihnen dienen?«
»Sie sind doch der Agent, der Longford Manor verwaltet, nicht wahr?«
Er nickte mehrmals.
»Ich dachte mir schon, daß Sie die Dame von draußen seien. Gleich als ich Ihren Namen hörte, fiel mir ein, das muß ja die junge Frau sein, die ... «
Jane war nicht in der Stimmung, lange Gespräche zu führen.
»Ich mochte wissen, wer der Besitzer des Hauses ist.« Er schüttelte den Kopf.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir sind nur die Londoner Agenten und von anderen, ausländischen Agenten mit der Verwaltung betraut. Der alte Herr, dem Longford Manor gehört, soll in Florenz leben. Wir haben ihn aber noch nie gesehen; das Geld schicken wir immer an seinen Vertreter in Paris . . .«
»Sie fahren doch manchmal selbst dorthin, oder nicht?« Er warf ihr unter gesenkten Lidern einen listigen Blick zu.
»Das haben Sie erraten«, entgegnete er. »Ich fahre manchmal selbst hin und mache mir einen guten Tag. Es ist meine einzige Erholung, und die Reisespesen werden mir bezahlt.«
»Kennen Sie eine Mrs. Anderson?«
»Nein«, schüttelte er den Kopf, »den Namen habe ich noch nie gehört. Aber ich werde der Sicherheit halber gleich eine meiner Angestellten fragen.«
Blonberg streckte die Hand nach der Klingel aus, aber ehe er noch läuten konnte, hielt sie ihn zurück.
»Wissen Sie ganz genau, daß Sie die Dame nicht kennen?«
»Ich habe sie meines Wissens noch nie gesehen«, erklärte er mit Bestimmtheit. »Freilich kommen Frauen aller Art zu mir, um Geld auszuleihen, aber ich merke mir ihre Namen nicht.«
»Sie sind doch Mr. Blonberg selbst?«
»Gewiß, das bin ich.«
»Haben Sie Longford Manor an meinen Mann vermietet?« Er nickte.
»Freilich. Er ist einer meiner alten Kunden und hat das Haus schon öfter zeitweilig
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