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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schien die Nachricht von Marjories Abreise auf Bourke einen solchen Eindruck gemacht zu haben, daß er sofort alle seine Pläne über den Haufen warf und ihr folgte, um Näheres darüber zu erfahren. Daheim angekommen, rief sie sogleich Dr. Donald Wells an.
    »Ja, Marjorie ist heute morgen abgereist«, antwortete Donald auf ihre Frage. »Mir ist es lieber, daß sie während der Abwicklung dieses unangenehmen Falles nicht hier ist. Sie wird ein bis zwei Monate in Deutschland bleiben. - Aber wie geht es denn Ihnen, Jane? Ich fahre heute wieder zu Peter hinaus, um ihm beistehen zu können, bis diese verdammte Untersuchung vorüber ist. Wo mag Bourke nur stecken? Ich hatte eigentlich heute morgen einen Anruf von ihm erwartet.«
    Bourke, der alles verstanden hatte, formte mit seinen Lippen rasch das Wort »Longford Manor.«
    »Er ist in Longford Manor«, antwortete Jane.
    »Ich kann nicht begreifen, wie Peter sich mit diesem Mann anfreunden konnte. Vor allem trinkt er zuviel.« Jane schielte nach dem Inspektor und erkannte an seinem Grinsen, daß er auch diesen Satz verstanden hatte. »Sie müssen ihm gegenüber sehr vorsichtig sein, Jane. Dieser Mensch ist ein Wolf im Schafspelz. Unter der Vorspiegelung freundschaftlicher Gesinnung schleicht er sich in Ihr Vertrauen ein, und dann macht er sich zunutze, was er erfahren hat. Es kann Ihnen leicht etwas entschlüpfen, was Peter womöglich schadet . . .«
    »Ich passe schon auf«, entgegnete Jane.
    Dr. Wells schien mit diesem Versprechen das Gespräch für beendet anzusehen, denn er legte den Hörer auf.
    »Der hat mich nicht besonders gern«, stellte Bourke lachend fest.
    Jane benutzte die Gelegenheit, eine Frage anzubringen.
    »Was war das eigentlich für eine undurchsichtige Geschichte in Nunhead, Mr. Bourke?«
    »Nunhead? Ach, Sie meinen die Sache mit Dr. Wells? Das ist schon ziemlich lange her. Er behandelte damals eine reiche, alte Dame, die ihm versprochen hatte, er solle einmal ihr ganzes Vermögen erben. Dann starb diese Dame so plötzlich, daß der Leichenbeschauer die Anerkennung des Totenscheins verweigerte und eine gerichtliche Obduktion anordnete. Es wurde damals von Gift gesprochen, aber die Gutachten der Sachverständigen stimmten nicht überein. Es kam zur Gerichtsverhandlung, und die Geschworenen sprachen Wells frei, weil sie keinen Beweggrund für ein Verbrechen sahen; die alte Dame hatte Wells nämlich nicht einen Penny hinterlassen. Ich denke mir freilich, daß ihm die Testamentseröffnung eine ebenso große Überraschung bereitete wie den Geschworenen! Ein halbes Jahr später verließ Dr. Wells den Bezirk. Wie er darauf verfiel, sich in der Harley Street niederzulassen, weiß der Himmel, denn soviel mir bekannt ist, hinterließ er überall Schulden.«
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich glaube, ich werde gut daran tun, jetzt wieder nach Longford Manor zu fahren. Da ich zwei meiner verläßlichsten Leute dort gelassen habe, kann ich hoffen, daß in der Zwischenzeit niemand ermordet worden ist - es sei denn Rouper, der sich im Yard keiner großen Beliebtheit erfreut. Ist er gestern noch lange bei Ihnen geblieben?«
    »Nicht allzu lange.«
    »Und er hat natürlich die Hausdurchsuchung durchgeführt, nicht wahr? Kannte er übrigens das Kennwort für den Safe?«
    Sie nickte.
    »Das dachte ich mir«, kicherte Bourke. »Selten dürfte ein Mann ein Geheimnis gehabt haben, das bekannter war als dieses Kennwort Peters. Es lautet ›Janet‹ nach dem Namen seiner Mutter. Hatte ich es Ihnen noch nicht gesagt? Das tut mir sehr leid, Peter bat mich darum, es Ihnen zu geben.«
    Die Tür war kaum hinter Chefinspektor Bourke ins Schloß gefallen, als Jane auch schon vor dem Safe in Peters Arbeitszimmer stand und an der Buchstabenreihe zu drehen begann. Wenige Minuten später schwang die Stahltür auf, und Jane zog nach kurzer Suche das Testament hervor.
    Was würde es ihr enthüllen? Ihr Herz schlug zum Zerspringen; bebend ließ sie sich an Peters Schreibtisch nieder und entfaltete das steife Papier. Offenbar war es eine in Maschinenschrift hergestetllte Kopie des ›Letzten Willens‹. Jane las Satz für Satz genau durch. Nach einigen Legaten folgte die Bestimmung:
›Den verbleibenden Hauptteil meines Vermögens hinterlasse ich dem schon genannten Peter Clifton Welerson. Ich mache es ihm gleichzeitig zur Pflicht, sein Leben lang dem Beispiel seiner Mutter nachzueifern und sich der Aufrichtigkeit, Bescheidenheit und Güte zu befleißigen, die sie zum Vorbild einer

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