056 - Metropole der Angst
machte er und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ist schon ein edles Getränk, so ein kühles Blondes.«
Scott Donlevy lachte. »Da sagen Sie was.«
Bloom sagte, er wäre Filmvorführer, und es wäre ziemlich heiß zwischen den fünf Vorführapparaten, die er zu bedienen hätte, deshalb freue er sich allabendlich auf die zwei Bierchen.
»Filmvorführer«, nahm Atax den Faden sofort auf. »Das muß ein hochinteressanter Beruf sein.«
Larry Bloom schmunzelte. Das hatten ihm schon viele gesagt. Sein Job übte auf die Leute eine gewisse Faszination aus.
»Sie können sich ständig Filme ansehen und brauchen nichts dafür zu bezahlen«, sagte Scott Donlevy. »Das finde ich großartig. Ich habe früher als Jugendlicher ein kleines Vermögen ins Kino getragen. Damals gab es noch die ganz großen Stars: Humphrey Bogart, James Stewart, John Wayne… und wie sie alle geheißen haben. Keinen ihrer Filme versäumte ich. Oft ging ich von einem Kino raus und ins andere rein.«
Bloom lachte. »An diese Zeit kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Ich war genauso«, sagte er. »Wahrscheinlichwaren die meisten Jugendlichen so, bevor das Fernsehen die Menschen zu überfüttern begann. Das war wohl der Hauptgrund, weshalb ich davon träumte, Filmvorführer zu werden, und eines Tages konnte ich diesen Traum verwirklichen.«
Donlevy schüttelte den Kopf. »Komisch, daß ich nicht auf die Idee kam.«
»Es kann nicht nur Filmvorführer geben.«
»Ist auch wieder wahr.«
Während sich Atax mit dem Mann unterhielt, sponn er unsichtbare Fäden. Larry Bloom konnte es unmöglich merken.
Etwas von Atax' dämonischem Wesen splitterte ab. Man könnte fast sagen, er sprengte es von sich los, und dieses undefinierbare Ding sauste lautlos durch das Lokal und traf sein Ziel.
Ein zufriedenes Grinsen huschte über das Gesicht des Mannes, der dem Filmvorführer gegenübersaß.
Donlevy leerte sein Glas. »Sie müssen mir mehr über Ihre Arbeit erzählen«, sagte er zu Bloom.
Da sich nicht so oft Gelegenheit dazu bot, fühlte sich Larry Bloom geschmeichelt.
»Sehr gern«, sagte er. »Wenn es Sie interessiert.«
»Ungeheuer.«
Als auch Blooms Glas leer war, fragte Donlevy, ob er ihn einladen dürfe. Der Filmvorführer grinste breit.
»Wie sollte ich dagegen etwas haben?« fragte er.
»Wunderbar«, sagte Atax begeistert und hob die Hand. Er bestellte für sich und Larry Bloom noch mal dasselbe. »Vielleicht auch ein Schnäpschen dazu?« erkundigte er sich.
Der Filmvorführer lachte. »Kann nicht schaden.«
Atax orderte zwei Wodka und hörte sich dann an, was für technisch ausgereifte Apparaturen Bloom zu bedienen hatte.
Inzwischen ging der Keim, den die Seele des Teufels abgesetzt hatte, ganz langsam und unmerklich auf.
Nicht einmal Joe Soames, den es betraf, fiel es auf. Er war ein großer, harter Bursche, brutal bis in die Knochen. Seine Fäuste schienen - so paradox es klingen mag - seine größten Feinde zu sein, denn sie brachten ihn immer wieder in Schwierigkeiten.
Atax hatte gut gewählt.
Soames war erst seit einer Woche aus dem Knast raus. Wie immer hatte man ihn wegen Raufhandels und Körperverletzung eingebuchtet, und als sie ihn entließen, hatte er sich geschworen, in Zukunft besser auf seine Fäuste achtzugeben.
Es mußte doch möglich sein, mal für längere Zeit auf freiem Fuß zu bleiben, nicht zu raufen, und das hätte er auch geschafft, wenn ihm die Seele des Teufels nicht in die Quere gekommen wäre.
Der Keim fing an zu wuchern, kroch durch den Körper des vierschrötigen Mannes, befiel sein Herz, machte es hart und grausam, stieg weiter nach oben und weckte aggressive Gedanken in seinem Hirn.
Arax konnte sich darauf verlassen, daß es klappen würde, doch niemand bekam seine Regie mit.
»Manchmal konnte ich den Text aller Schauspieler auswendig«, erzählte Larry Bloom. »Sogar die Nebenrollen wußte ich bis aufs I-Tüpfelchen. Jede Geste kannte ich und die Reaktion der Zuschauer darauf. Heute ist es etwas schwieriger geworden, sich auf einen Streifen zu konzentrieren. Wir haben fünf Filme im Programm. Die Palette reicht vom Soft-Porno bis zum echt starken Horrorfilm. Bei uns wird der ganzen Familie was geboten.«
»Welchem Film würden Sie den Vorzug geben?« fragte Atax.
»Der Wolf ist der beste Gruselfilm, den wir je gezeigt haben. Da paßt einfach alles. Das Drehbuch, die Regie, die Musik, die dichte Atmosphäre, und Pino Genoffrio ist ein Monster, wie Sie's noch nie erlebt haben. Es
Weitere Kostenlose Bücher