056 - Metropole der Angst
ist echt beklemmend, wie er die Bestie darstellt. Manchmal hat man fast den Eindruck, er spielt den Werwolf nicht bloß, sondern er ist tatsächlich einer. Wenn Sie den Film noch nicht gesehen haben, müssen Sie unbedingt reingehen. Sie können mir glauben, es lohnt sich wirklich. Ihre Haare werden sich sträuben.«
Atax lachte. »Sie machen mich neugierig.«
Scott Donlevy schaute an Larry Bloom vorbei und erkannte, daß sich Joe Soames' Gesichtsausdruck verändert hatte.
Vor wenigen Augenblicken hatte der Mann noch gelangweilt in sein Glas gesehen. Jetzt schien er mit etwas unzufrieden zu sein. Die ganze Welt schien ihn anzukotzen.
Er zog die Mundwinkel verächtlich nach unten, richtete sich auf, und seine Augen wurden schmal.
Er sah aus, als wäre er auf Streit aus, und genauso sollte es sein.
Eine rothaarige, aufgedonnerte Mulattin - Atax wußte, daß dieses Mädchen ein Mann war - pirschte sich an Joe Soames heran.
»Na, wieder draußen, Joe?« flötete der Transvestit.
»Was dagegen?« brummte Soames.
»Nein, ich freue mich, dich wiederzusehen. Spendierst du mir einen Drink?«
»Du hast sie wohl nicht alle. Verzieh dich.«
»Verdammt noch mal, so redet man doch mit keiner Lady.«
»Von wegen Lady. Soll ich dir das Kleid herunterreißen, damit alle sehen, was du unter dem Fummel für Überraschungen trägst?«
Der Transvestit hob die Hände mit den blutrot lackierten Fingernägeln. »Ist ja schon gut, Joe. Ich sehe, du hast heute deinen unverträglichen Tag. Vielleicht bist du morgen besser gelaunt.«
»Du verläßt auf der Stelle das Lokal. Ich will dich nicht in meiner Nähe haben, du parfümiertes Stück Dreck.«
»Hör mal, was ist heute los mit dir, Joe? Ich habe dasselbe Recht wie du, hier zu sein.«
Dieser Widerspruch reichte.
Joe Soames wurde handgreiflich. Seine große Hand schnellte vor. Er riß das Kleid des Transvestiten auf, und alle konnten sehen, daß der Mulatte statt eines Busens zwei Tennisbälle an einer Schnur um den Hals trug.
»Du Schwein!« kreischte der Transvestit. »Den Schaden wirst du bezahlen!«
Larry Bloom beeilte sich, sein Bier auszutrinken. Das Wodkaglas war bereits leer.
»Ich denke, ich mach' mich lieber auf die Socken. Leider kommt es hier immer wieder zu Schlägereien. Es ist besser, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen, sonst gibt es Scherereien. Sie sollten sich auch verdrücken. Es wird nicht lange dauern, da wird Polizei ins Lokal stürmen, und wenn Sie Pech haben, müssen Sie die Nacht mit allen auf dem Revier verbringen, eingepfercht in einen Käfig, wie ein Tier.«
Soames riß die Tennisbälle ab und schleuderte sie durch das Lokal, und dann versetzte er dem Mulatten einen Faustschlag, der diesen weit zurückwarf.
Der Filmvorführer stand auf.
Der Transvestit prallte gegen ihn und riß ihn mit sich zu Boden. Noch nie hatte Larry Bloom hier Ärger gehabt, doch diesmal kam er daran nicht vorbei, dafür sorgte Atax.
»Verdammt noch mal, was soll das?« protestierte Bloom.
»Was paßt dir nicht?« schnauzte ihn Joe Soames sofort an.
Larry Bloom erschrak. Er wischte sich über sein schmutziges Hosenbein. Diese Tätigkeit schien seine ganze Aufmerksamkeit zu beanspruchen. Er schaute Soames nicht an.
Atax lenkte Soames' Zorn auf Bloom.
»Antworte!« schrie Joe Soames den Filmvorführer an.
Um den Mulatten kümmerte er sich nicht mehr. Der Transvestit verschwand bei günstigem Wind. Joe Soames hatte ein anderes Opfer gefunden.
»Ich will wissen, was dir nicht paßt!« knurrte der Vierschrötige.
»Hören Sie, ich will keinen Streit mit Ihnen«, sagte Larry Bloom heiser.
Scames grinste breit. »Den hast du schon!«
»Lassen Sie mich gehen, okay?«
»Erst will ich noch mal hören, was du vorhin gesagt hast!«
»Ich sagte: Was soll das?«
»Du sagtest: Verdammt noch mal, was soll das? ›Verdammt noch mal‹ hast du auch gesagt!«
»Es ist mir herausgerutscht. Ich war erschrocken.«
»Und ärgerlich.«
»Ja, auch ärgerlich. Ich habe mir wehgetan.«
»Und jetzt hast du eine Stinkwut auf mich!«
»Nein.«
»Doch, du hast eine Stinkwut auf mich und würdest mir am liebsten eine scheuern, aber du hast Angst! Du hast die Hosen gestrichen Voll! Du bist eine feige Sau.«
»Von mir aus. Darf ich jetzt gehen?«
»Dich kann wohl nicht jeder beleidigen, wie? Was bin ich in deinen Augen? Eine lästige Schmeißfliege? Warum hast du nicht den Mut, mir das ins Gesicht zu sagen? Ich weiß doch, daß du das denkst. Heraus mit der Sprache! Bin ich
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