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056 - Satans Mörderuhr

056 - Satans Mörderuhr

Titel: 056 - Satans Mörderuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Der musste er begegnen. Und er wusste auch schon wie. Er musste
auf jeden Fall verhindern, dass sie die Uhren vernichten konnten.
    Die waren seine größte Errungenschaft. Auf eine solche Idee musste
erst mal ein anderer kommen! Wer die Uhren zu sehen bekam, war des Todes. So
wollte es das Gesetz - sein Gesetz! Auch die Bürgerlichen hatten sich
ihre eigenen Gesetze geschaffen, ohne den König danach zu fragen. Paris war
weit vom Schuss, sicher, aber gerade das war auch sein, de Bergeracs, großes
Plus. Im Verborgenen konnte er die Schädlinge ausrotten, die die Revolution
hochspielten, welche die bestehende Ordnung ausradieren wollten. Als
Angehöriger des Adels konnte man es nicht mehr wagen, sich in den Straßen von
Paris sehen zu lassen. Aber es würden wieder andere Zeiten kommen, dessen war
er sicher.
    Sabortki blieb ruckartig stehen, als er am Ende des Gangs die
Klappe der offenstehenden Falltür entdeckte. Er leckte sich über die Lippen.
Ein Keller - unter dem Keller? Das roch nach einer Sensation. Schon beim
Betreten dieses baufälligen Hauses hatte er das Gefühl gehabt, dass sie etwas
Besonderes erwartete. Vorsichtig näherte Sabortki sich der hochgeklappten Tür.
Im Licht der Kerze erkannte er, dass diese Öffnung im Kellerboden normalerweise
perfekt getarnt gewesen wäre. Auf der Klappe stand ein mannsgroßes Fass, das
nun in eine große Wandnische zurückgedrückt worden war. Warum diese
Geheimnistuerei? Hielt sich der skurrile weltabgeschiedene Weinhändler, der
angeblich im Besitz der sagenhaften Uhr sein sollte, in einem Geheimgewölbe
auf? Sabortkis Phantasie begann sich zu regen. Er starrte in die Tiefe. Steil
führten die Stufen nach unten. Würde er dort ...
    Weiter kam er mit seinen Überlegungen nicht. Der Schatten
Bergeracs tauchte lautlos neben ihm auf. Die Luft zischte, als die schwere
Kerze auf das Genick des Studenten herabsauste. Instinktiv wollte Sabortki sich
noch herumwerfen, um sich seinem Gegner zu stellen. Doch er sackte in die Knie.
Vor seinen Augen wurde es schwarz, und auch die Kerzenflamme verlöschte im
aufwirbelnden Staub. Sabortki hatte Glück, dass er nicht die steilen Stiegen
hinabstürzte. Das hätte seinen Tod bedeutet. Doch der war ihm schon bestimmt.
Allerdings auf andere Weise. Bergerac zog den Ohnmächtigen in die Tiefe.
Sabortkis Bewusstlosigkeit dauerte nicht lange.
    Als er nach fünf Minuten die Augen wieder öffnete, sah er die
tödliche Schneide über sich schweben. Er begriff sofort, was los war, und das
nackte Grauen packte ihn.
     
    ●
     
    Das dumpfe Ticken der Uhr dröhnte in seinen Ohren. Wie
hypnotisiert starrte der Deutsche auf die blinkende Schneide. Ein Kloß würgte
in seinem Hals. Du musst weg hier, zuckte es durch Sabortkis Hirn. Doch
das war schlecht zu realisieren. Sabortki konnte sich nicht aufrichten und
nicht zur Seite drehen. Starke Seile schnürten seinen Körper ein. Er konnte
auch seine Beine nicht bewegen. Sabortki sah nicht, dass seine Füße an einen
Pfahl gebunden waren, der etwa einen Meter zwanzig vom Boden der Uhr entfernt
im Boden steckte. Der Deutsche konnte sich nicht rühren.
    Er war auf Gedeih und Verderb seinem geheimnisvollen Gegner
ausgeliefert, der ihm aufgelauert und ihn überwunden hatte. Eine Kerze brannte
vor der Uhr, in der er mit dem Oberkörper lag. Schräg über ihn fiel jetzt ein
großer Schatten. Sabortki konnte gerade den Kopf ein wenig heben, das war alles
an Bewegungsfreiheit, die man ihm zugestanden hatte. Aus einem unmöglichen
Winkel heraus sah er verzerrt das längliche Gesicht. Wie ein Brandmal prägte
sich dieses bleiche, zuckende, kranke Antlitz in seine Seele. Das Gesicht eines
Wahnsinnigen! Die hässliche Narbe zwischen seinen Augenbrauen flammte.
»Vielleicht sagen Sie mir jetzt, weshalb Sie mein Haus aufgesucht haben ?« , vernahm Sabortki die Stimme des Fremden. »Ich habe Sie
schon mehrmals daraufhin angesprochen. Aber offenbar waren Sie noch nicht ganz
da. Können Sie mich jetzt verstehen ?«
    »Ja.« Sabortkis Stimme klang leise.
    »Dann beantworten Sie mir meine Frage. Sie haben nicht mehr viel
Zeit .« Der andere kicherte irr. »In vier Minuten zeigt
die Uhr die volle Stunde an. Sie wissen, was dann passiert .«
    »Nein, ich weiß es nicht. Aber ich kann es mir denken .« Der Schweiß rann über das blasse Gesicht des bärtigen Studenten.
Er konnte den Blick nicht von dem über ihm schwebenden Fallbeil wenden.
    »Sie suchten die Uhr, nicht wahr ?«
    »Ja«, antwortete Sabortki wahrheitsgemäß.

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