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056 - Satans Mörderuhr

056 - Satans Mörderuhr

Titel: 056 - Satans Mörderuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Ungeachtet der Schmerzen
rappelte er sich wieder auf und taumelte weiter. Der Gewölbegang war lang. Mit
jedem Schritt, den Berghofen weiterkam, verschlechterte sich die Luft. Der
Sauerstoffgehalt war hier unten noch geringer. Berghofen öffnete den Mund und
atmete schwer und kurz.
    Sein Herz schlug dumpf. Der Lichtschein hinter ihm verlöschte, und
absolute Schwärze hüllte ihn ein. Ein leises Fluchen drang aus dem Dunkel zu
ihm vor. Offenbar war auch der Verrückte gestolpert. Der Tunnel teilte sich in
zwei Gänge. Berghofen blieb rechts. Riesige Spinnennetze versperrten ihm den
Weg. Er ruderte mit den Armen, um die klebrigen Fäden von Händen und Gesicht zu
streifen. Zwischen seinen Beinen bewegte sich eine fette Ratte und sprang an
seiner Hose empor. Berghofen erschauerte und wurde stocksteif, als er merkte,
wie sich die Zähne des Schädlings in seine Wade bohrten. Der Baron schrie von
Schmerzen und Grauen gepeinigt auf.
    Er musste sich überwinden, an sein Bein zu fassen und das
zappelnde Tier abzupflücken und gegen die Wand zu schleudern. Es knirschte, als
der tote Körper der Ratte von der Wand fiel. Sein Verfolger war noch hinter ihm
her. Berghofen hoffte, dass sein eigener, leiser Aufschrei den verrückten
Marquis nicht auf die richtige Spur geführt hatte. Schritt für Schritt
arbeitete er sich vor. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Was er während der
letzten fünf Minuten erlebt hatte, reichte ihm für sein ganzes Leben.
Berghofens Körper war schweißüberströmt.
    Der Baron hoffte noch immer, dass dies alles ein schlechter Traum
sei, und dass dieser Traum mit dem Plan, nach Paris zu fliegen, begonnen hätte.
Die Szene im Folterkeller, die zahllosen Uhren, die aussahen wie zähnefletschende
Ungeheuer, die nur darauf warteten, gefüttert zu werden, die Leiche Sabortkis -
das alles war die Ausgeburt seiner Phantasie, die sich in den letzten Tagen mit
nichts anderem als mit der unheimlichen, verhexten Uhr beschäftigt hatte.
Berghofen schüttelte den Kopf. Er wollte diese Gedanken loswerden, aber sie
verfolgten ihn wie sein eigener Schatten. Was für eine Rolle spielte der
geheimnisvoll aufgetauchte Mann wirklich? Wieso hatte er eine Ähnlichkeit mit
dem Marquis? Oder bildete er, Berghofen, mit seinen überreizten Nerven sich das
nur ein? Aber da war doch - die Narbe oberhalb der Nasenwurzel! Siedend heiß
durchfuhr es den Deutschen, während er mechanisch weitertorkelte. Das konnte
doch nicht sein!
    Im Jahr 1793 war de Bergerac unbestätigten Meldungen zufolge ums
Leben gekommen. Konnte ein Toter in seinem Haus herumspuken und Eindringlinge,
die es auf sein Geheimnis abgesehen hatten, umbringen? Die unsinnigsten
Gedanken gingen ihm wieder durch den Kopf. Seine Augen, die sich an die Dunkelheit
gewöhnt hatten, erkannten den Durchlass, der in eine Gruft führte. Berghofen
nahm die gewaltigen Steinsarkophage wahr. Blitzschnell entschloss er sich, hier
zu bleiben und ein Versteck zu suchen, da er kaum noch in der Lage war, sich
auf den Beinen zu halten. Seine Kräfte ließen rapide nach. Sein schwerer Körper
forderte seinen Tribut. Berghofen kam auf eine verzweifelte Idee, um sich vor
dem Zugriff der Spukgestalt zu schützen.
    Er nahm nochmal seine ganzen Kräfte zusammen und versuchte, die
Steinplatte von dem mittleren Sarkophag ein wenig zur Seite zu drücken, um
Einlass für sich zu schaffen. Er hatte mal eine ähnliche Szene in einem
Gruselfilm gesehen und sich darüber köstlich amüsiert, weil ihm das Verhalten
des Helden lächerlich vorgekommen war. Dass er selbst mal in eine solche Lage
geraten würde, hätte er sich doch nicht im Traum vorstellen können. Nun
erheiterte ihn die Szene keineswegs mehr, und es knirschte, als die schwere
Steinplatte bewegt wurde. Der Geruch von Tod und Staub stieg in seine Nase, als
der Spalt breit genug war, um in den großen Sarkophag einsteigen zu können.
    Er brauchte einen Unterschlupf, und die Möglichkeit, die sich ihm
bot, war im Moment ideal. Mit dem rechten Fuß stieg er zuerst ein, und mit
beiden Händen stützte er sich auf dem Rand ab. Er spürte den Staub und den Sand
unter seinen Handflächen, und er merkte, wie er mit dem Fuß das Spinngewebe
durchstieß und auf Knochenreste trat, die sich in dem Sarkophag befanden.
Berghofen schüttelte sich. Der Innenraum war groß genug, um drei Leichen
aufzunehmen. Er griff in Staub, Spinngewebe und Knochen, legte sich genau neben
das Skelett, streckte die Arme aus und schob die Deckplatte wieder über

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