056 - Satans Mörderuhr
Kleinholz?«
»Ich richte mich da ganz nach Ihrer Entscheidung .«
»Sie hören von mir, sobald ich in Bangkok eingetroffen bin, Sir .«
●
Baron von Berghofen glaubte den Verstand zu verlieren. Alles an
ihm spannte sich, und er war schon bereit, den Rückzug anzutreten und die
Steinplatte wieder wegzuschieben, als er erkannte, dass es der flinke Körper
einer Ratte war, die über seinen Arm huschte, an ihm schnupperte und
blitzschnell in einem Loch im Boden des Sarkophags verschwand. Zitternd schloss
Berghofen die Augenlider. Er schalt sich im stillen einen Narren. Er hatte
schon gedacht, dass der Tote ...
Schnell verwarf er diesen Gedanken wieder. Die unmögliche
Situation, in der er sich befand, war seinem Geist schlecht bekommen. Wenn es
nicht bald eine Veränderung gab, verlor er endgültig den Verstand. Er atmete
flach und langsam, um mit dem Sauerstoff innerhalb des Steinsarges sparsam
umzugehen. Berghofen verhielt sich völlig still, da er nicht wusste, wie nahe
ihm sein Gegner schon war. Würde dieser angebliche Marquis auf die Idee kommen,
in den Sarkophagen nachzusehen? Berghofen hatte eine von vielen Möglichkeiten
gewählt. In dem labyrinthähnlichen Gang waren mehrere Abzweigungen vorhanden.
Seinem Verfolger war unter Umständen entgangen, welche Richtung er gewählt
hatte. Berghofen hoffte auf ein wenig Glück.
Er lauschte.
Er hörte nicht viel. Das steinerne Gefängnis schloss ihn praktisch
hermetisch von der Umwelt ab. Er fuhr sich über die Lippen, als er die
klebrigen Spinnfäden spürte, und er schrie leise auf, als er die riesige Spinne
bemerkte, die ihm übers Gesicht kroch. Berghofen schlug in seiner Angst
blitzschnell zu und zerdrückte sie. Der schleimige Saft lief über seine Augen.
●
Larry Brent fuhr im Morgengrauen los. Eine ruhige, erholsame Nacht
lag hinter ihm. X-RAY-3 fuhr mit dem gemieteten Citroen nach Beaune. Die
Straßen außerhalb von Paris waren verhältnismäßig frei. Larry kam schnell
vorwärts. Er fuhr durchgehend, ohne eine Pause einzulegen. Am Ortsrand von
Beaune angelangt, hielt er sich linker Hand. Die flache Landschaft Burgunds
setzte sich hier nochmal in ihrer ganzen Schönheit fort. Larry brauchte nicht
nach dem Weg zu fragen.
Henri Laveaux hatte ihm eine präzise Beschreibung gegeben. Auf der
alten, gepflasterten Straße, an abgelegenen, einsam stehenden Höfen vorbei,
passierte er eine bewaldete Landschaft und fand auf Anhieb das alte, baufällig
aussehende Haus des Weinhändlers Chevall. X-RAY-3 fuhr durch das große, offene
Tor, das windschief in den Angeln hing. Mächtige Buchen und Eichen flankierten
die Allee zum Haus. In einem schmalen Seitenweg stand ein dunkelbeiger Peugeot
mit Pariser Kennzeichen. Der PSA-Agent ließ einige Minuten verstreichen,
nachdem er den Motor ausgeschaltet hatte. Er rechnete damit, auf Besucher zu
stoßen. Aber eigenartigerweise ließ sich niemand sehen. Larry Brent stieg aus.
Die kühle, frische Luft schlug ihm entgegen.
Hier herrschte eine ganz andere Atmosphäre als in dem
benzinverpesteten Paris, das damit das Schicksal vieler Großstädte teilte.
Leise fächelte der kühle Wind im ersten Grün der Bäume. Vögel zwitscherten. Die
Feuchtigkeit auf dem Boden entwickelte sich zu einem grauen, leichten Nebel,
der zwischen den dunklen Stämmen, in denen vereinzelte Lichtbahnen standen,
aufstieg.
Die Umgebung bekam einen fast romantischen Anstrich, und ein Maler
hätte diese Morgenstimmung nicht besser einfangen können. Der Amerikaner
betrachtete sich zunächst das Auto. Dann ging er um das Haus und die
Lagerhallen herum. Alle Läden waren geschlossen. Nach der Aussage Henri
Laveaux' lebte hier seit dem plötzlichen Tod des alten Weinhändlers niemand
mehr. Aber das Auto war erst vor ein paar Stunden gefahren worden! Larry
stellte fest, dass der Auspuff noch feucht war. Vielleicht diente das alte
abgelegene Haus einer jugendlichen Bande als Unterschlupf?
Wie Laveaux gesagt hatte, war die Hintertür nicht abgeschlossen,
und so konnte Larry in das dunkle, nach Moder und Staub riechende Innere des
Hauses eindringen. Die Taschenlampe wurde angeschaltet, und der breite, helle
Strahl wies ihm den Weg. Durch den Peugeot draußen gewarnt, legte Larry Wert
darauf, eventuell weitere Spuren der unbekannten Besucher zu entdecken. Sie
waren wie er durch die Hintertür gekommen. Der feuchte Sand - jetzt trocken
geworden - ließ Fußabdrücke erkennen. Eine Menge Fußabdrücke fanden sich auch
auf den staubigen Stufen
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