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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seine Finger, atmete keuchend, wobei ich glaubte, manchmal ein Pfeifen zu hören.
    Auch Ratten pfiffen…
    Ich legte mich ebenfalls hin und stierte gegen die Decke, wo die Spinnweben im Licht der Lampe glänzten. Die Beleuchtung wurde um zweiundzwanzig Uhr ausgeschaltet, das hatte mir der Direktor gesagt. Noch war es nicht soweit.
    Plötzlich sprach mich Janos an. »Du kommst in die Waschküche?« radebrechte er.
    »Das sagte man mir.«
    »Da bin ich auch.«
    »Wie schön.«
    Er lachte. »Die Arbeit ist schwer. Wir waschen noch richtig in großen Kesseln. Nur Dampf!« flüsterte er und sprach die nächsten Worte lauter aus. »Und Ratten. Hast du Angst vor Ratten?«
    Ich horchte auf. »Na ja, wie man’s nimmt.«
    »Das brauchst du nicht. Sie kommen und schauen, aber wenn sie hungrig sind, springen sie dich an und beißen zu. Immer Brot mitnehmen, dann werden sie deine Freunde.«
    »Sind es denn deine?«
    Janos erwiderte nichts. Zudem verlöschte genau in diesem Moment das Licht.
    Die Dunkelheit fiel wie ein Sack über die Zelle. Es dauerte seine Zeit, bis ich etwas erkennen konnte. Wenn ich den Kopf drehte, sah ich hinter mir das vergitterte Fenster. Nur schwach malte sich das Quadrat ab. Es stank nach Schweiß in unserer Zelle, Marke Janos. Er roch auch sonst nicht besonders attraktiv, irgendwie faulig.
    Das Licht des Scheinwerfers blieb. Auch in der Nacht huschte es nahe des Zellenfensters vorbei und streifte die Gitterstäbe. Der lange Tag hatte mich geschlaucht. Hals und Kinn schmerzten von dem Treffer. Das Blut klopfte hinter den Schläfen.
    Natürlich achtete ich auf jedes Geräusch. Wenn Janos das Monstrum war, würde er sich verwandeln.
    Noch wies nichts darauf hin. Er wälzte sich zwar unruhig in seiner Koje hin und her, gab auch ungewöhnliche Geräusche von sich. Zumeist aber sägende Schnarchtöne, über die ich mich nicht mehr weiter aufregte und schließlich selbst in einen leichten Schlaf fiel.
    Ich erwachte, weil sich das Geräusch verändert hatte.
    Nicht mehr das Schnarchen meines Zellengenossen war zu hören, das Geräusch hatte gewechselt. Er gab jetzt ein hohes Pfeifen ab, was mich hellwach machte, denn ich dachte wieder an Ratten, die ebenfalls pfeifen konnten.
    Gespannt blieb ich liegen. Den Kopf hatte ich nach rechts gedreht, um Janos erkennen zu können.
    Sein Körper zeichnete sich als länglicher und dunkler Umriß vom flachen Bett ab.
    Hatte ich möglicherweise seine Verwandlung verschlafen? Das wäre mir mehr als peinlich gewesen.
    Vorsichtig richtete ich mich auf und verließ mein Bett. Ich brauchte nur einen Schritt bis zu dem Bett des Mannes zu gehen. Ich sah ihn liegen und sah auch seinen Kopf, der völlig normal aussah. Kein Rattenschädel wuchs auf dem Hals.
    Nur das ungewöhnliche Pfeifen störte mich.
    Ich ging wieder zurück, legte mich hin, das Pfeifen blieb. Es war nicht sehr laut, aber es hatte dafür gesorgt, daß noch ein anderes Geräusch entstehen konnte.
    Trappeln und Huschen…
    Zunächst glaubte ich an eine Täuschung meiner etwas überreizten Sinne. Ich versuchte, das Schnarchgeräusch zu verbannen und mich nur auf die anderen Laute zu konzentrieren, was mir nur schwerlich gelang. Aber – sie blieben. Und dieses Trappeln und Huschen konnte nur von kleinen Füßen stammen.
    Kleine Füße?
    Ratten besaßen trotz ihrer oft schweren Körper diese kleine Pfoten, die sie blitzschnell bewegten.
    Ich hielt es nicht länger auf meinem Bett aus. Schon wieder rollte ich mich ab und durchsuchte mit leisen Schritten die Zelle. Nicht einen Rattenkörper entdeckte ich. Falls sie sich tatsächlich zwischen den vier Wänden aufhielten, mußten sie sich derart in die Winkel verkrochen haben, daß ich sie nicht entdecken konnte.
    Es dauerte nicht einmal lange, bis ich herausgefunden hatte, daß die Ratten oder Mäuse sich innerhalb der Wände bewegten, wo sie ihre Tunnels gegraben haben mußten.
    Ratten können sich, das stand fest, durch Beton fressen. Dies hier war kein Beton. Die Mauern bestanden aus dicken Steinen, die längst nicht die Festigkeit des Betons besaßen.
    Für sie und ihre nadelspitzen Zähne mußte es fast ein leichtes sein, sich durch das Gestein zu graben.
    Galt das auch für das killende Rattenmonster, das bisher nur in unserer Phantasie bestand?
    Ich wußte es nicht und war nur darauf gespannt, wie sich Janos Torday verhalten würde.
    Noch hockte ich auf dem Boden. Ich traute mich nicht, Feuer zu machen, schreckte aber auf, als ich plötzlich eine schwere Hand auf

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