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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Abflüssen, die in Gullygröße an verschiedenen Stellen angebracht worden war. Wir schauten zu, wie sich das weißliche Wasser sammelte und kreisend in den Gullys vergurgelte.
    Janos lehnte dabei an der Wand. Er rauchte eine Zigarette in der hohlen Hand. Aus seinen Nasenlöchern strömte der Rauch, die Lippen waren zu einem erwartungsvollen Grinsen verzogen. Den Grund sah ich etwas später. Bisher hatte er nur von den Ratten gesprochen. Jetzt aber waren sie da. Woher sie gekommen waren, hatte ich nicht gesehen. Jedenfalls umtanzten sie die Füße des Mannes.
    Drei fette graue Ratten zählte ich, die sich gegen Janos und die Wand preßten.
    Er bückte sich. Dabei gab er ein leises Pfeifen ab, das ich schon in der Nacht gehört hatte. Die Ratten vernahmen es ebenfalls. Sie wußten, daß ihr Freund gekommen war.
    Plötzlich kletterten sie an seinen Hosenbeinen hoch. Sie krallten sich in dem harten Stoff fest. Ihr Fell schimmerte stumpf. Torday ließ eine Ratte auf seine Handfläche spazieren, wo sie sich zusammenhockte und nichts tat.
    Die beiden anderen Tiere hielten sich noch an den Hosenbeinen fest. Er kam zu mir.
    Ich drückte mich zurück und hörte sein Lachen. »Du hast doch Angst vor ihnen, was?«
    »Ich mag sie nicht.«
    »Du solltest sie aber mögen!« zischelte er. »Wer mit mir zusammen ist, muß sie mögen.«
    »Weshalb?«
    Er brachte die Hand mit der Ratte bis dicht an mein Gesicht. Diesmal blieb ich stehen. Ziemlich steif und mit einem komischen Gefühl in der Magengegend.
    Die Ratte hatte sich auf der Handfläche gedreht und starrte mich aus ihren kleinen Augen an. Mir kam der Blick völlig kalt und leer vor, Janos dachte darüber anders.
    »Sieht sie nicht toll aus?« fragte er. »Hat sie nicht einen lieben Blick, diese Kleine?«
    »Das sehe ich nicht so!«
    »Ja, du magst keine Ratten. Dabei sind sie der Weg für mich in die Freiheit.« Er bückte sich und faßte das nasse, graue Fell an. Dabei hatte er die Augen verdreht und schielte über den Körper hinweg, um meine Reaktion genau verfolgen zu können.
    Ich tat nichts.
    Als er den Kopf anhob, lachte und die Hand zurücknahm, damit die Ratte wieder zu Boden springen konnte, lag in seinen Augen ein stolzer Glanz. Verschwörerisch winkte er mir mit dem Zeigefinger.
    »Ich kann dir sagen, was sie mir erzählt hat. Heute ist es wieder soweit.«
    »Was ist…?«
    »Weg, ich komme weg. Ich werde gehen, verstehst du? Die Ratte hat es mir gesagt.«
    Mein Lachen klang rauh. »Das glaube ich dir nicht. Du kannst nicht mit den Ratten sprechen.«
    »Doch – ich kann.«
    »Wie machst du das? Ich habe nichts gehört.«
    »Es gibt andere Wege.« Er hob den Arm und tippte mit dem Zeigefinger gegen die Stirn, als wollte er mir den berühmten Vogel zeigen. »Hier muß man es haben!« wisperte er, »nur hier…«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Gedanken«, sagte er, »Gedanken sind…«
    »Du sollst nicht denken, und du auch nicht!« Plötzlich war Hadek, der Österreicher, da. Diesmal war er leise gegangen, wir hatten ihn nicht gehört. Er stand vor uns. Das dunkle Haar lag wie angeklatscht auf seinem Schädel. Die tückisch blickenden Augen bewegten sich unruhig. Seine Zungenspitze glitt über, die Lippen. »Pause habt ihr gemacht. Geredet, wie? Das werde ich euch austreiben. Ich bestrafe euch!«
    Vor Hadek fürchtete ich mich nicht. Mir bereitete Janos Torday viel größere Sorgen. Der Blick, mit dem er den Aufpasser anstarrte, verhieß nichts Gutes. Torday machte den Eindruck, als wollte er Hadek jeden Augenblick die Kehle durchschneiden.
    Er tat nichts, dafür handelten die drei Ratten. Vorhin hatte er mir durch seine Gestik klarmachen wollen, daß er auf mentaler Ebene in der Lage war, mit den Tieren Kontakt aufzunehmen. Sie taten, was er befahl. Eine andere Erklärung hatte ich nicht für das Verhalten der Tiere, die sich plötzlich den Österreicher als Opfer ausgesucht hatten. Das ging gedankenschnell. Bevor er sich versah, umtrippelten sie ihn, stießen ihn an, huschten über seine Stiefelspitzen.
    Hadek sprang zurück. Ein wütender Fluch drang aus seinem Mund. »Verdammte Pest! Verfluchte Rattenpest!« Er trat nach ihnen. Die erste traf er nicht, die zweite dagegen erwischte er mit einem harten Stiefeltritt.
    Das Schreien der Ratte klang fast menschlich. Dazwischen erklang noch das Knacken der Knochen.
    Janos Torday stand unbeweglich auf der Stelle. Innerlich zitterte er. Sein Gesicht war kalkweiß geworden. Aus seinem Mund rangen heulende Laute, die

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