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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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abrupt stoppten, als sich die Ratte unter der Sohle des Aufpassers nicht mehr bewegte.
    Von den beiden anderen war nichts mehr zu sehen, sie hatten sich zurückgezogen.
    Hadek hob den Fuß an. »Woher sind sie gekommen?« fuhr er uns an. »Ich habe sie schon oft in deiner Nähe gesehen, Torday, schon zu oft. Du bist selbst eine Ratte, wie?«
    Janos sagte nichts. Er stand allerdings dicht vor einer Explosion.
    Hoffentlich drehte er nicht durch, dann war alles zu spät.
    »Was hast du mit den Ratten?«
    »Nichts«, erwiderte ich.
    »Habe ich dich gefragt, Engländer?«
    »Nein, Österreicher. Ich fühlte mich allerdings von dir angesprochen!«
    Plötzlich schlug er zu. Er hatte mein Gesicht treffen wollen, aber nicht damit gerechnet, daß ich dermaßen schnell reagieren konnte.
    Ich nahm den Kopf zurück, die Faust wischte dicht vor meinem Gesicht entlang, der Schlag verpuffte.
    Hadek fluchte wieder. Als er sich gefangen hatte, da sah es so aus, als wollte er noch einmal zuschlagen. Mein Grinsen mußte ihn irritiert haben. Er blieb stehen, nickte und gab ein finsteres Versprechen ab. »Ich bleibe euch und den Ratten auf der Spur. Ab morgen werdet ihr eine andere Arbeit bekommen.« Er stand geduckt da und wartete auf unsere Frage, den Gefallen taten wir ihm nicht. Ich wollte gar nicht wissen was wir tun sollten, da ich das unbestimmte Gefühl hatte, den nächsten Tag hier im Zuchthaus nicht mehr zu erleben. Es tat sich etwas, der Besuch der drei Ratten war das erste Zeichen gewesen.
    Hadek gefiel es nicht, daß wir schwiegen. Schimpfend zog er sich zurück und blieb auch verschwunden.
    Janos Torday rieb seine Hände. »Er wird sich wundern«, sagte der Mann leise. »Er wird sich wundern.«
    »Wie meinst du das?«
    Torday bückte sich und hob den zertretenen Rattenkörper hoch. Er öffnete einen Gully und warf die Reste hinein. Eine Antwort auf meine Frage bekam ich nicht.
    Wir arbeiteten weiter. Ratten zeigten sich nicht mehr. Janos gab sich auch sehr schweigsam. Ich sprach ihn auf das Thema nicht mehr an. Dafür beobachtete ich ihn. Mir fiel auch auf, daß er hin und wieder ungewöhnliche Laute ausstieß. Über seine Lippen drang dann ein leises Pfeifen, als wollte er seine Tierchen locken.
    Inzwischen hatten andere Helfer frische Lauge angesetzt. Sie schwappte heiß in den beiden Bottichen, und wir schoben wieder einen Wagen mit Kleidung herbei.
    Zwei andere Aufpasser hielten sich in unserer Nähe. Bestimmt hatte Hadek sie geschickt. Sie beobachteten uns, sprachen aber nicht.
    Wir legten keine weitere Pause mehr ein und arbeiteten durch, bis zum Klang der Feierabend-Sirene.
    Janos richtete sich auf und schleuderte den Holzstab in die Lauge.
    »So«, sagte er.
    »Was meinst du damit?«
    Er schaute mich fast böse an. »Das wirst du schon bald sehen, John. Sehr bald!«
    Ich wollte nicht weiterfragen, richtete mich jedoch auf eine lange Nacht ein. Den Beweis hatte ich noch nicht bekommen, doch ich ging schon davon aus, daß der Rattenmann kein anderer war als Janos Torday. Sollte er sich tatsächlich in ein derartiges Monster verwandeln können, hatten die Wissenschaftler mit ihren Vermutungen recht behalten.
    In der Oberwelt kam mir die Luft wie der reinste Balsam vor. Wir mußten uns wieder aufstellen, allerdings wurde ich aus der Reihe herausgeholt. Hadek persönlich teilte mir mit, daß mich der Direktor sprechen wollte. Er begleitete mich auch in den Trakt des Zuchthauses, wo es keine vergitterten Türen gab, dafür lange Flure und Sitzbänke.
    »Ich bin mal gespannt, was er von dir will, Engländer.«
    »Vielleicht werde ich entlassen, Österreicher!«
    Er trat mir in die Hacken, so daß ich fast gestolpert wäre. Dazu lachte er noch.
    Es paßte ihm wenig später nicht, daß der Direktor mit mir allein sprechen wollte. Er bot mir einen Platz an. Ich setzte mich auch mit meinen schmutzigen Klamotten.
    »Hat Ihnen die Arbeit geschmeckt?«
    »Wohl kaum.«
    Der geschniegelt wirkende Direktor nickte. »Das habe ich mir gedacht. Dann wird Ihnen vielleicht das schmecken.« Er holte einen griechischen Kognak hervor. »Möchten Sie ein Glas?«
    »Das könnte ich vertragen. Ich muß noch immer von dem Essen aufstoßen.«
    »Nun ja, wir sind nicht so reich, daß wir ein Menü bieten können. Was Sie gegessen haben, ist nahrhaft.«
    »Wenn es noch schmecken würde, wäre ich richtig glücklich.«
    Er lachte, als er mir das Glas übergab. Wir stießen an, der Geschniegelte nahm ebenfalls Platz und strich über sein schmales

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