0561 - Hetzjagd der Vampire
damit in der Höllenhierarchie über ihm.
Dennoch ließ er sie immer wieder spüren, daß er sie für einen Emporkömmling hielt und für eine Fehlbesetzung auf dem Fürstenthron. Doch solange weder Lucifuge Rofocale noch LUZIFER, der Kaiser der Hölle, die Stimme erhoben, um Stygia ihre Gunst zu entziehen, war es nicht ratsam, sich offen gegen sie zu stellen.
Abgesehen davon war Sarkanas Waffe ohnehin die Intrige. Offene Auseinandersetzungen mied er, wo immer es möglich war. Deshalb lebte er auch schon so lange.
»Ich hoffe, dir ist bewußt, was du tust, Sarkana«, sagte Stygia.
»Was meinst du damit, Fürstin?« gab er ungerührt zurück. Seinen starren, blassen Gesichtszügen war nicht anzusehen, was er von der Szene hielt, die sich ihm darbot.
»Dein Versuch, dich mit dem alten Druiden anzulegen«, erklärte die Fürstin der Finsternis. »Das gefällt mir nicht. Das Risiko ist zu groß.«
»Weshalb?«
»Weshalb?« In ihren Augen blitzte es zornig auf. Sie beugte sich vor und schob dabei den Sklaven achtlos beiseite, der sich redlich abgemüht hatte, ihr Genuß zu verschaffen. »Weil du vielleicht einen schlafenden Löwen weckst! Gerade du solltest um die Gefahr wissen, die von dem Dämonenkiller Zamorra ausgeht! Gerade du lebst schon so lange, daß du wissen müßtest, wie viele schon an ihm gescheitert sind!«
Sarkana verdrehte die Augen.
»Stygia«; murmelte er. »O hochgeschätzte Fürstin der Finsternis! Wenn du schon so leidlich informiert bist über das, was ich Angehörige meines Clans tun lasse, sollte dir eigentlich nicht entgangen sein, daß ich mich um Gryf ap Llandrysgryf kümmere und nicht um Zamorra! Aber vielleicht liegt es daran, daß du dich lieber mit deinen Sklaven vergnügst und dich der Sinneslust hingibst, statt den Berichten deiner Spione zu lauschen.«
Die Dämonin erstarrte.
»Wer hat dir erlaubt, so mit mir zu reden?«
Sarkana trat respektlos einen Schritt vor. Er packte zu, pflückte den Sklaven von der Fürstin ab und starrte ihn sekundenlang an, während seine Fangzähne wuchsen…
Dann aber schleuderte der alte Vampirdämon den Sklaven nur zur Seite -ohne ihn zu beißen. Das Blut derer, die Stygia dienten, war für gewöhnlich bitter.
»Die Umstände unseres Zusammenseins erlauben mir, so zu reden«, sagte er kalt. »Wir sind doch unter uns und brauchen uns nicht mit Floskeln aufzuhalten. Diesen hier wirst du doch töten, sobald du mit ihm fertig bist. Er wird also nichts von unserer Unterredung weiterflüstern können. Deshalb rede ich so mit dir. Was wirst du tun? Mich für meine Respektlosigkeit züchtigen? Ich würde ein Tribunal einberufen und wider dich streiten. Du solltest schon einen triftigen Grund und Beweise dafür haben, gegen mich vorzugehen.«
»Wer sagt dir, daß keine unsichtbaren Zeugen uns belauschen, die deine Züchtigung rechtfertigen würden?«
Sarkana lachte heiser. »Dann würdest du jetzt nicht mehr nur reden, sondern handeln. Was also willst du von mir? Daß ich die Aktion gegen den Druiden abbreche? Er hat sich an Mitgliedern meiner Sippe vergriffen. Das darf nicht ungesühnt bleiben.«
Stygia winkte ab.
»Schon oft wurde versucht, Gryf ap Llandrysgryf zu töten. Er lebt seit achttausend Sonnenumläufen des Planeten Erde. Und er hat in Zamorra einen starken Verbündeten. Er wird ihn zu Hilfe bitten, er wird den schlafenden Löwen wecken! Hat dein hohes Alter dir den Verstand geraubt, Sarkana? Willst du Zamorra wieder mit der Nase auf uns stoßen? Wir hatten jetzt längere Zeit Ruhe vor ihm, er kümmerte sich um andere Dinge als um uns. Du aber machst ihn durch dein Vorgehen wieder auf die Schwarze Familie aufmerksam!«
Sie lehnte sich zurück in ihren Thron und warf dem Sklaven einen lustvollgierigen Blick zu, bevor sie weitersprach.
»Wir haben genug andere Probleme! Da ist Zarkahr, der mit seinem Auftauchen Unruhe in den Corr-Clan bringt. Da ist Lucifuge Rofocale, der seinen verlorenen Amuletten nachtrauert und von Tag zu Tag unberechenbarer wird. Und da ist auch noch diese verdammte Schlange, die aus dem Nichts wieder hervorkroch, Ssacah, der seine alte Domäne Indien wieder beansprucht, die wir längst anderweitig verteilt haben! Die inneren Kämpfe sind schlimm genug, jetzt holst du auch noch einen Gegner von außen wieder ins Geschehen! Was glaubst du, werden die anderen dazu sagen, wenn Zamorra erneut beginnt, unsere Zahl zu dezimieren?«
Sarkana grinste.
»Einer deiner Vorgänger hatte stets den passenden Spruch dazu auf den
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