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0564 - Die Gruft der schwarzen Wölfe

0564 - Die Gruft der schwarzen Wölfe

Titel: 0564 - Die Gruft der schwarzen Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Blut?
    Da ist Blut.
    Ganz schwach der Duft, aber vorhanden.
    Wessen Blut? Zweibeiner?
    Die Sonne verabschiedet den Mond. Der Himmel ist grau und feucht. Die Wärme fehlt.
    Die - Wölfin? - fehlt, das Geschöpf in Wolfsgestalt, das dem Telepathen so ähnlich ist und doch völlig anders.
    Er weiß, daß er sie Wiedersehen muß. Sie darf nicht verloren bleiben. Sie gehören zusammen.
    Aber er wittert andere Fährten.
    Er folgt ihnen.
    Er riecht Blut. Menschenblut.
    Schon wieder.
    Starb jemand?
    Jemand starb.
    Schauerliches Heulen ließ seine Freunde zusammenfahren.
    ***
    Zamorra riß sich regelrecht los. Aus weitaufgerissenen Augen starrte er erst Nicole an, dann Fenrir.
    Nicole brauchte ein paar Sekunden länger, um sich aus dem telepathischen Rapport zu lösen. Zamorra, der einen Arm um sie gelegt hatte - nicht nur, um den Kontakt intensiver zu gestalten, sondern weil es einfach schön war, wenn sie sich berührten -, fühlte Kälte durch den dünnen Stoff ihrer Bluse. Es war keine Kälte, die aus dem Körper kam, sondern eine Kälte der Seele.
    Fenrir hatte die Augen geschlossen. Er wirkte wie eine Steinskulptur.
    Er war nur der Übermittler der Eindrücke.
    »Jemand starb«, flüsterte Nicole fast unhörbar.
    Fenrir heulte nicht mehr.
    »Wölfe«, murmelte Nicole.
    »Mehrere Wölfe. Viele Wölfe. Ein Weltentor. Wo ist es? In der Nähe? Oder weit von hier? Du kamst mit den Regenbogenblumen, Fenrir, nicht wahr?«
    Ja.
    Natürlich. Das war der Grund, weshalb er in Zamorras Keller aufgetaucht war. Dort unten, im Licht einer auf geheimnisvoll magische Weise glühenden Sonne, die von Unbekannten installiert worden war, blühten die Regenbogenblumen. Sie ermöglichten es, ohne Zeitverlust und nur allein durch Gedankenkraft von einem Ort zum anderen zu gelangen.
    Fenrir hatte diesen Transportweg benutzt.
    Die Standorte einiger Regenbogenblumen waren Zamorra und seinen Freunden bekannt, aber das waren sicher längst nicht alle.
    »Wo fand diese Begegnung statt, Fenrir?« fragte Zamorra.
    Nicht weit von hier. In einem Wald. Ich benutzte die Blumen in Lyon. Sie waren der kürzeste Weg zu euch.
    Zamorra nickte langsam.
    »Seltsame Wolfswesen, ein Weltentor, eine Wölfin, die vielleicht keine wirkliche Wölfin ist… Pardon, Fenrir, aber deine Erinnerungsbilder geben nicht genug her.«
    Noch mehr kann ich euch nicht zeigen.
    »Ich weiß. Ich würde auch niemals mehr verlangen, als du zu zeigen bereit bist.«
    Fenrir knurrte leise.
    Das klingt irgendwie… falsch , mein Freund.
    »Dann hast du mich falsch verstanden«, sagte Zamorra. »Ich weiß, daß du uns nichts verheimlicht hast. Aber es ist nicht genug. Was ich wissen möchte, geht über das hinaus, was dein Ich mir sagen kann.«
    Das heißt …?
    »Das heißt«, sagte Zamorra, »daß du uns die Dame deines Herzens vielleicht doch vorstellen solltast. Und du solltest uns zeigen, wo dieses Weltentor entstanden ist.«
    Du glaubst, daß sie etwas mit dem Menschenblut zu tun hat. - Nein, du brauchst darauf nicht zu antworten. Ich kenne dich und deine Art zu denken. Aber bevor der Blutgeruch zu wittern war, sind wir miteinander gelaufen , und sie hat keinen Menschen getötet. Ich hätte sie daran gehindert. Sie ist keine Bestie.
    »Das habe ich auch nicht gedacht«, entgegnete Zamorra.
    Er löste seine eigene Gedankensperre, so daß Fenrir in seinem Bewußtsein »lesen« konnte. Und er tat noch mehr, er konzentrierte seine Gedankenwelt auf den Wolf…
    Wenn ein Wolf erröten könnte, Fenrir hätte es in diesem Moment getan.
    Hör auf, bat er. Bedränge mich nicht mit deinen Gedanken. Ich glaube auch deinem Wort.
    »Aber die anderen sind vielleicht Bestien«, fuhr Zamorra bedächtig fort. »Vielleicht führt uns deine Verliebtheit - deine Liebe - zu einer Gefahr, die von den anderen ausgeht.«
    Ich weiß nicht, ob ich es gutheißen kann, wohin diese Unterhaltung jetzt führt, telepathierte der Wolf. Ich kam, um euren Rat zu erbitten, und nicht, um euch beim Jagen und Fallenstellen zu helfen.
    »Aber deine Liebe und die anderen -die Dunklen, die nach Menschenblut rochen - haben mit hoher Wahrscheinlichkeit miteinander zu tun«, warf Nicole ein.
    Fenrir hob den Kopf. Er sah die beiden Menschen nacheinander durchdringend an.
    Ich kam, um euren Rat zu erbitten , wiederholte er. Falls es euch in den Sinn kommt, meine Liebe vernichten zu wollen, habt ihr in mir einen Feind!
    »Niemand will das, mein Freund«, sagte Nicole. »Vertrau uns.«
    Gerade weil ich euch vertraue, bin ich hier.

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