0565 - Gucky, der Meisterdieb
ein. Er lief fast geräuschlos und ohne jede Störung.
Die Pai'uhns hatten Wort gehalten.
Rhodan war auch davon überzeugt, daß Mun'ro die Wahrheit gesprochen hatte, als er abstritt, jemals etwas von dem Tabora gehört oder gar gesehen zu haben.
Blieb also doch nur dieser Kun Tares.
Was aber, wenn diese geheimnisvolle Krone nun wirklich nichts anderes als eine Krone war?
Was dann?
Es hatte wenig Sinn, es auf einer der anderen Inseln zu versuchen. Die ganze Prozedur würde von vorn beginnen, und ehe man erneut Kontakt mit der Bevölkerung erhielt, konnte das Tabora längst für alle Zeiten verschwunden sein, wenn es auf Na'nac überhaupt das Tabora gab.
Der Abschied war sehr herzlich, und Mun'ro nahm die Einladung an, die Fremden am nächsten Tag in ihrem Schiff aufzusuchen. Ohne dazu aufgefordert zu werden, gab er das feierliche Versprechen ab, bei diesem Besuch seine Form nicht zu verändern und auch nicht den Versuch zu unternehmen, etwas zu stehlen.
Später, als sie über die Hügel fuhren, sagte Arman Signo voller Skepsis: „Ich begreife das alles nicht so recht. Entweder haben die Pai'uhns sich grundlegend geändert, oder es ist etwas geschehen, von dem wir nichts wissen. Früher hätten sie sich niemals von einem lohnenden Diebstahl abbringen lassen, weder durch Drohungen noch durch Versprechungen. Ich möchte wissen, was dahinter steckt."
„Vielleicht ist dieser Bürgermeister wirklich ehrlich und hat außerdem noch einen großen Einfluß auf seine Bevölkerung", vermutete Rhodan unsicher. „Was sollte es sonst sein?"
Ehe Signo antworten konnte, summte der Telekom an Rhodans Arm. Er schaltete das Gerät ein und meldete sich.
Es war Harun Matakin, der Kommandant der KAPELLA.
„Sind Sie unterwegs zum Schiff, Sir?"
„Ja. Ist etwas geschehen?"
„Ich glaube schon, Sir. Gucky kam von seinem Ausflug zurück."
„Was ist daran so erstaunlich?"
Matakin sagte: „Ich gehe jede Wette darauf ein, daß es nicht Gucky ist!"
Rhodan warf seinen Begleitern einen besorgten Blick zu.
„Wir sind in einer halben Stunde dort", sagte er dann.
„Lassen Sie diesen Doppelgänger nicht aus den Augen..."
*
Kun Tares hatte seinen Gleiter genommen und war zum Raumhafen geflogen. Denn wenn er auch wie der Mausbiber aussah, so konnte er natürlich dessen Para-Fähigkeiten nicht mit übernehmen. Er war kein Teleporter und auch kein Telepath.
Natürlich hatte er auch keine Ahnung von den Lebensgewohnheiten Guckys und war sich darüber im klaren, früher oder später als eine Nachbildung entlarvt zu werden. Das störte ihn wenig, denn er konnte jederzeit sein Äußeres wieder verändern, wenn auch nur bis zur Körpermasse des Mausbibers.
Er landete zweihundert Meter von der KAPELLA entfernt, verließ den Gleiter und schlenderte dann auf den immer noch eingeschalteten Prallschirm zu, bis er gegen die nachgiebige Energiewand stieß.
Er trat einen Schritt zurück und sah hinüber zum Schiff, dessen untere Ausstiegluke weit geöffnet war. Auf der obersten Stufe der ausgefahrenen Gangway saß der große Fremde, der zusammen mit dem Pelzwesen die meisterhaften Diebstähle ausgeführt hatte. Er trug nichts als einen Lendenschurz.
Kun Tares winkte ihm freundschaftlich zu.
Lord Zwiebus winkte ebenso freundlich zurück und rührte sich sonst nicht. Erst als der Mausbiber - oder das, was er für den Mausbiber halten mußte - keine Anstalten machte, durch den Prallschirm zu teleportieren und immer wieder zu ihm hinüberwinkte, wurde Lord Zwiebus aufmerksam.
Konnte Gucky aus diesem oder jenem Grund nicht mehr teleportieren? Ohne Spezialfunk war keine Verständigung durch den Energieschirm möglich, und Gucky hatte keinen Telekom mitgenommen.
Lord Zwiebus benutzte den Interkom der Schleusenkammer. Matakin meldete sich sofort. Er war in der Kommandozentrale.
„Gucky, sagen Sie? Ja, ich habe ihn nun auf dem Bildschirm. Merkwürdig, daß er nicht teleportiert. Gehen Sie zu ihm und versuchen es mit Zeichensprache oder einer schriftlichen Mitteilung."
„Schalten Sie doch den Prallschirm aus. Vielleicht ist Gucky verletzt."
„Das wäre eine Erklärung. Gehen Sie trotzdem hin und holen Sie ihn ab. Ich schalte in genau einer Minute für zehn Sekunden ab."
Eigentlich hätte Matakin vorsichtiger sein müssen, aber ein Blick auf den Bildschirm erweckte in der Tat den Eindruck, als habe Gucky eine Verletzung erlitten. Er schien sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten zu können und drohte jeden Augenblick
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