0565 - Jetzt kommt dich der Satan holen
»Er ist so eifersüchtig, besitzergreifend, egoistisch und gönnt mir überhaupt nichts! Wenn ich mal ein neues Auto haben will oder einen Pelz oder neuen Schmuck, dann regt er sich jedesmal über die paar hunderttausend Francs furchtbar auf. Aber natürlich soll ich immer gut aussehen, wenn ich ihn zu seinen Besprechungen mit Geschäftsfreunden begleite. Na, vielleicht ist er ja tot, dann zahlt die Lebensversicherung ein hübsches Sümmchen, und ich erbe seinen gesamten Besitz.«
»Das nährt in mir den Verdacht, daß Sie ihn beseitigt haben könnten«, sagte Britain.
»Seit wann darf die Polizei Vollidioten beschäftigen?« konterte der langbeinige Blondschopf. »Glauben Sie im Ernst, ich würde so über Alexander reden, wenn ich ihn umgebracht hätte? Für wie dumm halten Sie mich eigentlich?«
Britains Gesicht verdüsterte sich. Nicole schmunzelte. »Darf ich für dich antworten, Kommissar? - Sie sind ziemlich blond, Madame Mott.«
»Was wollen Sie damit sagen?« Nicoles Schmunzeln wurde zum jungenhaften Grinsen. »Quod erat demonstrandum.«
Blondy legte die goldreifgeschmückte Stirn in tiefe Querfalten. »Reden Sie gefälligst in einer Sprache, die jeder versteht!«
»Es ist Latein und bedeutet: Was zu beweisen war .«
»Das weiß ich selbst!« fauchte Darlene und deutete auf Britain und Zamorra. »Aber ich weiß nicht, ob die das verstehen. Schließlich sind sie Männer, und einer von ihnen ist auch noch Polizist!«
Nicole zuckte mit den Schultern. »Dafür ist der andere ein Professor!«
»Das ist kein Beweis für Intelligenz!«
Zamorra unterbrach den Disput. »Waren Sie dabei, als Ihr Gatte verschwunden ist?«
»Natürlich! Schließlich war es Nacht. Wir schliefen beide.«
»Und dann erwachten Sie und sahen etwas«, sagte Zamorra.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Was sahen Sie?«
»Nichts! Ich schlief, wie ich bereits sagte - wir schliefen beide! Übrigens habe ich das diesem Polizisten alles schon ausführlich erzählt! Was sind Sie noch gleich? Psychodingsbums? Muß ich Ihnen nun auch noch unsere Schlaf- oder gar Beischlafgewohnheiten erläutern?«
»Das wär’ doch mal was«, meinte Zamorra und wechselte einen Blick mit Nicole. »Vielleicht können wir ja noch was lernen.«
»Wir sind längst perfekt«, wehrte Nicole ab.
»Habt ihr beide eigentlich ’nen Vogel?« entfuhr es Britain.
»Nur einen Drachen«, versicherte Zamorra ernsthaft. »Etwa so groß.« Er hielt die ausgestreckte Handfläche in Meterhöhe. »Er kann Feuer speien, und er glaubt, er könne fliegen.«
»Ihr habt wirklich ’nen Vogel«, ächzte der Kommissar.
»Nein! Hast du nicht zugehört? Einen Drachen!«
»Ich habe auch einen Drachen. Meine Schwiegermutter«, sagte Darlene.
»Das zu hören wird unseren Drachen sicher freuen«, überlegte der Dämonenjäger. »Aber mal im Ernst: Was haben Sie wirklich gesehen, Madame Mott?«
Blondy verdrehte die Augen. »Begreifen Sie nicht, Mann? Wenn man schläft, schläft man. Hin und wieder träumt man auch. Sicher sieht man dann etwas. Nämlich das, was man träumt. Aber woher soll ich das noch wissen?«
»Vielleicht eine grüne Teufelsgestalt in Frack und Zylinder?«
Ganz kurz nur zuckte Darlene zusammen; doch Zamorra und Nicole registrierten die Reaktion. Ansonsten war Darlenes Selbstbeherrschung außerordentlich.
»Spinnen Sie, Professor oder Doktor oder was auch immer? Warum sollte ich eine grüne Teufelsgestalt in Frack und Zylinder sehen? Wenn ich vom Teufel träumen würde, wäre der sicher nackt, hätte einen ziemlich langen Schwanz, flatterhafte Flügel und große Hörner. So eben, wie man sich den Teufel vorstellt.«
»Wenn Sie schliefen, könnte es doch sein, daß Ihr Mann sich von Ihnen unbemerkt aus dem Zimmer entfernt hat…«
»Er schlief doch auch!« protestierte Darlene.
Britain faßte Zamorra am Arm. »Gehen wir. Du wirst nichts mehr erfahren. Ähnlich konfus und mehrdeutig hat sich die Dame bereits bei unserer ersten Vernehmung aufgeführt.«
»Was heißt hier konfus?« fragte Darlene stirnrunzelnd. »Wissen Sie überhaupt, was das Wort bedeutet?«
»Sicher. Aber ich verrate es Ihnen nicht«, sagte Britain spöttisch und verließ mit Zamorra die Wohnung.
Nicole folgte ihm erheblich langsamer. Darlene berührte ihre Schulter.
»Was sollte diese Farce?« fragte sie. »Dieser Quatsch mit einem Frackteufel, den ich gesehen haben sollte?«
»Sie haben ihn gesehen, aber Sie fürchten, sich lächerlich zu machen, nicht wahr?« sagte Nicole leise.
»Ihre
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