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0566 - Hexenreich

0566 - Hexenreich

Titel: 0566 - Hexenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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klarer. Hast du am heutigen Abend mal in den Himmel geschaut?«
    »Nein.«
    »Der war wie blankgefegt.«
    »Regenklar.«
    »Auch. Trotzdem, eine fast frühlingshafte Luft, der blanke Himmel, die Sterne konnte ich fast greifen. So wie bei einem klaren Winterhimmel in den Bergen.«
    »Gib acht, daß du nicht zu poetisch wirst, Alter.«
    »Ich habe dir nur erzählt, was ich fühle, damit auch du begreifst, weshalb ich mich auf den heutigen Abend freue.«
    »Vergiß deinen Hunger nicht.«
    »Der kommt noch hinzu.«
    Mein Freund hob die Schultern. »Sorry, aber da kann ich leider nicht mitreden. Ich fühle mich wie immer.«
    Der Ober kam. Zuerst stellte er die vollgepackten Salatschüsseln vor uns hin, dann die Steaks auf den Holzbrettern. Sie knisterten noch, so frisch waren sie, bedeckt von einer gut gewürzten Kruste, umgeben von Kräutern und der geteilten Folienkartoffel, in deren Spalt sich der Sauerrahm ausbreitete. In der weißen Soße schimmerten die Kräuter wie kleine, grüne Inseln.
    Man wünschte uns einen guten Appetit, und ich war mir sicher, daß ich den haben würde.
    Selbst Suko war von dem Fleisch angetan und gab dies auch offen zu.
    Ich pflichtete ihm bei. »Einmalig!«
    »Wie auch die Preise.«
    »Keine Sorge, du bist eingeladen.«
    »Dafür bezahle ich die Getränke.«
    »Dann schaue ich mal nach, welchen Whisky sie haben.«
    »Säufer.«
    Wir flachsten noch ein wenig herum, und die Zeit verging wie im Flug. Ich hatte schließlich beide Teller geleert, im Gegensatz zu Suko, der den Salat nicht mehr schaffte. »Willst du ihn noch essen, John?«
    Mit beiden Händen strich ich in Richtung Bauch. »Nein, nein, um Himmels willen, sonst werde ich noch gemästet.«
    »Ich habe es nur gut gemeint.«
    Als der Ober abräumte, freute er sich über die fast leeren Teller und erkundigte sich nach einem Verdauungsschnaps.
    »Wenn Sie einen guten haben, immer.«
    Er nickte mir zu. »Den habe ich. Importiert aus meiner Heimat Serbien. Den brauen sie dort noch selbst. Wenn sie ihn trinken, haben sie das Gefühl, wie ein Adler wegfliegen zu können.«
    »Dann bringen Sie mir mal diese flüssige Rakete. Am besten einen Doppelten.«
    »Gern. Sie auch, Mister?«
    Suko hob beide Hände. »Bewahre, ich möchte noch etwas länger am Leben bleiben.«
    »Das wird der andere Herr auch. Ihm geht es dann nur um eine Idee besser.«
    »Das bleibt abzuwarten.«
    Es dauerte nicht einmal eine halbe Minute, bis das Getränk vor mir stand. In einem kleinen Kelch war er serviert worden. Die Farbe lag zwischen Gelb, Braun und Rot, undefinierbar. Suko grinste, als ich das Glas anhob.
    »Willst du nicht noch einen letzten Abschiedsgruß an mich schicken?« fragte er.
    »Ha, ha.«
    Er starrte mich an, ich schaute über den Rand des Glases hinweg und setzte es an.
    Zuerst ein kleiner Schluck, zu spüren war nichts. Deshalb wurde ich mutiger und leerte den gesamten Inhalt. Noch immer merkte ich nichts. Die etwas ölige Flüssigkeit rann durch meine Kehle.
    Plötzlich geschah es!
    Es war eine Explosion, der absolute Wahnsinn in meinem Magen.
    Ich hatte das Gefühl, innerlich auseinandergerissen zu werden. Hastig stellte ich das leere Glas ab, um beide Hände freizuhaben, damit ich über meinen Bauch streichen konnte, weil ich nachfühlen wollte, ob sich die Haut nicht geöffnet hatte.
    Ich bekam keine Luft mehr. Tränen schossen mir in die Augen. Ich riß den Mund auf, schnappte vergeblich nach Luft. Ein erlösendes Zittern durchlief meinen Körper. In den Augen schimmerte das Tränenwasser. Ich war bleich geworden, mußte husten, riß mich aber zusammen, weil ich Sukos Feixen sah und seinen Kommentar hörte:
    »Freiwillig wirst du wohl kaum Urlaub in Serbien machen, wenn es da Getränke wie dieses an jeder Ecke gibt.«
    Ich konnte nicht antworten, obwohl ich es versuchte. »Hach… hach … uch … och …« Es waren Laute, die in einen Zeichentrickfilm gepaßt hätten, akustische Comicblasen.
    Zum Glück schimmerte noch Wein im Glas. Ich kippte ihn nach und merkte nichts.
    Der Ober stand an der Theke und schaute zu uns herüber. »Gleich geht es besser«, versprach er, weil er meine Not erkannte und Mitleid mit mir hatte.
    »Sie können sicherheitshalber schon einen Krankenwagen rufen«, meinte Suko, sah aber mein Kopfschütteln, denn mir ging es tatsächlich wieder gut.
    Das Brennen gab es nicht mehr, keine Explosion im Magen, dafür ein Gefühl, das ich mit wonnig umschreiben konnte. Aber die Sprache hatte ich zurückgefunden und stellte

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