0566 - Odins Zauber
früher dunkel als in Louisiana.
Angelique fror. Sie hatte nicht bedacht, daß der Winter an anderen Orten der Erde wesentlich kälter war als in Baton Rouge.
Wieso machte diese Kälte den Blumen nichts aus?
Sie blühten, als wäre Frühling oder strahlender Sommer. Und das, obgleich nicht nur die Kälte sie beeinträchtigen mußte, sondern auch das wenige Licht, das durch den Schacht hierher gelangte.
Angelique ließ die Kammer hinter sich und stolperte durch dunkle Gänge und über steile, abgelaufene Treppen. Es roch nach Moder, und Staub Wirbelte auf, wenn sie sich bewegte. Ein paar tote Spinnen hingen in ihren riesigen Netzen.
Als Angelique schließlich etwas hellere Räume betrat, zeigte ihr das Mondlicht, daß sie sich tatsächlich in einer Ruine befand.
Hier und da sah es danach aus, als sei diese Ruine noch vor relativ kurzer Zeit bewohnt gewesen. Zumindest ein Teil davon. Aber auch das mußte schon über ein Jahr her sein.
»Verflixt, das ist doch nicht das Château!« entfuhr es ihr. »Aber wieso habe ich es verfehlt?«
Und vor allem: »Wo befinde ich mich jetzt?«
***
Die Ewigen mieteten sich Hotelzimmer in El Paso, und Beta Ceroni legte eine sorgfältig gefälschte Kreditkarte an der Rezeption vor.
Das Konto, von dem der Betrag vorab abgebucht wurde, gehörte der Tendyke Industries. Auf den Firmennamen wurden auch die Zimmer gebucht. Niemand bemerkte, daß die Besucher nicht von diesem Planeten stammten.
Die Kommandantin bedauerte es, daß sie aus Tarnungsgründen auch für die Cyborgs Zimmer anmieten mußte, aber es ließ sich nicht anders machen, ohne Mißtrauen zu erregen.
Es war ja vermutlich nur für eine Nacht.
Morgen - wurde alles anders…
***
»Besuch, Sir«, verkündete Butler Scarth.
Tendyke sah Zamorra an. Sie saßen zu zweit im Wohnzimmer, die Ladies schienen sich anderweitig zu amüsieren. Zamorra und Tendyke nutzten die Gelegenheit, sich einmal mehr über Tendykes Vater Sid Amos alias Sam Dios alias Asmodis in die Haare zu kriegen - und sich dabei einen Schluck eines über vierzig Jahre alten Whiskeys zu Gemüte zu führen.
Den Besuch empfanden sie beide als Störung.
»Wer drängt sich denn auf?« wollte Tendyke wissen, weil er niemanden eingeladen hatte.
Unmittelbar hinter dem Butler schob sich ein Mann ins Zimmer.
»Ombre?«
Zamorra und Tendyke riefen es gleichzeitig, aber die Frage bedurfte keiner Antwort.
Der geheimnisvolle Mann aus Baton Rouge, Louisiana, war nach Tendyke’s Home, Florida, gekommen!
Rob Tendyke raunte Zamorra zu: »Bedeutet die Sache mit den Regenbogenblumen auch, daß niemand mehr seinen Besuch vorher anmelden muß?«
Ebenso leise gab der Dämonenjäger zurück: »Warum fragst du das mich und nicht ihn?«
»Weil du dich in der letzten Zeit als Gärtner betätigt und die Regenbogenblumen überall in der Welt verteilt hast…«
Den Schuh mußte sich Zamorra anziehen.
Nur war er bisher stets der Ansicht gewesen, daß die Menschen, die in der Lage waren, die Regenbogenblumen zu benutzen, auch über gepflegte Umgangsformen verfügten.
Ombres Verhalten aber ließ in diesem Punkt zu wünschen übrig.
Mit einem nur allzu knappen Nicken grüßte er seinen Gastgeber Tendyke, um sich dann sofort Zamorra zuzuwenden. »Schön, daß ich dich hier antreffe, Professor, dabei wollte ich eigentlich gar nicht mit dir plaudern, sondern mit ihm.« Wieder eine Kopfbewegung, die zu Tendyke wies. »Aber wenn du schon mal hier bist, kann ich’s dir auch direkt geben.«
Er holte etwas aus der Tasche hervor.
Tendyke holte tief Luft.
Eine knappe Handbewegung Zamorras stoppte seinen Vulkanausbruch.
»Was ist das, Ombre ?« wollte der Parapsychologe wissen, als ihm Yves Cascal etwas Weiches in die Hand drückte.
»Kerzenwachs.«
Jetzt wurde langsam auch Zamorra sauer.
»Das sehe ich selbst, Ombre! Und was soll ich damit anfangen? Es zusammenschmelzen, einen frischen Docht reinziehen und als Windlicht vors Fenster stellen?«
Yves zeigte sich von der wortkargen Seite und sagte nur: »Stammt von Odin, Professor. Vielleicht kannst du herausfinden, wieso das Zeugs Menschen an bestimmte Orte lockt, wie ein Kuhfladen Fliegenschwärme anzieht. Eilt aber nicht, Zamorra… weil ich erst mal etwas anderes zu tun habe.«
Damit wandte er sich Tendyke zu.
»Ich brauche den Ju-Ju-Stab, Sir! Händigen Sie ihn mir aus?«
Daß er den Abenteurer ›Sir‹ nannte, paßte nicht ganz zu ihm, und auch nicht mit der Direktheit, mit der er seine Forderung unterstrich.
»Es ist
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