Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0567 - Barbaren in London

0567 - Barbaren in London

Titel: 0567 - Barbaren in London
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Bill ihr Leben hatten aushauchen wollen.
    Wenig später blieb der rote Ryan stehen. Es war ein völlig normaler Flecken Erde.
    »Stellt euch doch vor mich hin!« bat er.
    Ein halber Schritt trennte sie. Er hob die Flöte an, steckte das Mundstück zwischen die Lippen und blies hinein. Gleichzeitig bewegte er seine Finger, ließ sie über die schmale Flöte tanzen und spielte eine Melodie, die Jane und Bill noch nie zuvor gehört hatten.
    Bereits nach den ersten Tönen änderte sich einiges bei ihnen. Sie kamen sich vor, als würden sie allmählich vom Boden abheben und in den Himmel dieses Landes hineinschweben.
    Der rote Ryan verschwand hinter einer Nebelwand, die nur von der Melodie durchbrochen wurde.
    Es waren magische Klänge, die er produzierte. Die Grenzen zwischen der Welt und Aibon standen offen. Durch die Lücken wehten die Melodien und umwoben die drei Wartenden wie ein feines Gespinst.
    Magische Sphärenmusik besaß eine Kraft, wie man sie kaum für möglich gehalten hätte.
    Und diese Kraft trieb die drei Menschen hinein gegen die offenen Grenzen, die sie überschritten wie engelhafte Gestalten und eintauchten in das Grenzgebiet zwischen Raum und Zeit…
    ***
    Es war einfach zu spät für einen gezielten Schuß. Die wuchtig geschleuderte Lanze war immer schneller. Auch das Auftreffen der Kugel hätte sie nicht mehr aus der Richtung gebracht.
    Ich brüllte eine Warnung, der Fahrer zuckte instinktiv zur Seite und geriet dabei ins Stolpern.
    Das war sein Glück.
    Die Spitze des Lanzendreiecks durchbohrte nicht seine Brust, sie erwischte ihn am Arm und an der Schulter, wo sie eine breite, klaffende Wunde hinterließ.
    Der Schock machte den Mann sprachlos. Die Aufprallwucht schleuderte ihn zu Boden. Als er fiel, sah ich für einen Augenblick sein Gesicht, das mir vorkam wie eine schneefahle Halloween-Maske. Dieser Mann mußte den Schock fürs Leben bekommen haben.
    Erst als sich der Schmerz durch Schultern und Arm wühlten, begann er zu schreien.
    Der Dac stand noch immer auf dem Dach, drehte sich mir zu, weil er wußte, daß ich ihm gefährlich werden konnte.
    Er sprang.
    In einem spitzen Winkel und mit vorgestreckten Armen fiel er auf mich zu, um mich von den Beinen zu reißen.
    Diesmal ließ ich nichts anbrennen.
    Meine Kugel traf ihn noch in der Luft. Dann sprang ich zurück und schaute zu, wie er zu Boden krachte.
    Der zweite Mann hatte sich nicht gerührt. Er stand am Wagen, als wäre er an der Erde festgewachsen.
    »Rein ins Fahrerhaus!« brüllte ich ihn an, denn ich hatte gesehen, wie sich aus dem Gebüsch ein zweiter Dac löste, in meine Richtung hetzte und eine Lanze wurfbereit hielt.
    Er schleuderte sie.
    Ich tauchte in Deckung, überkugelte mich auf dem Boden und hörte, wie das Wurfgeschoß über meinen Schädel hinwegflog und gegen die Außenwand des kleinen Backsteinhauses prallte.
    Das Geräusch aus dem offenen Maul des Dacs hörte sich an wie ein grollender Donner. Er kam mit der Gewalt eines Orkans und wollte mich mit der zweiten Waffe, der Keule, zerschmettern.
    Als er zuschlug, hatte ich schon die Stellung gewechselt. Die Keule krachte zu Boden und riß ihn sogar auf.
    Ich huschte um ihn herum, nahm die Beretta, packte ihn und drückte ihm die gegen die rechte Wange.
    »Ruhig!« keuchte ich in sein Ohr. »Sei ganz ruhig, mein Freund, sonst drücke ich ab.«
    Er blieb tatsächlich still. Wahrscheinlich erinnerte er sich daran, daß dieses kleine Instrument Tod und Verderben speien konnte. Ich hoffe nur, daß er mich auch verstand. Ich wollte mehr über die Pläne der Barbaren erfahren.
    »Okay, ich bin am Drücker. Was habt ihr vor? Wo sind die anderen? Rede schon!«
    Das tat er auch. Nur drangen aus seinem Maul irgendwelche unartikulierten Laute, die nicht mehr als ein Grunzen waren und sich nicht aus Wörtern zusammensetzten.
    Noch einmal versuchte ich es.
    Diesmal bekam ich eine Antwort. Mit der Hacke trat er gegen mein Schienbein.
    Der Schmerz lähmte mich. Ich kippte zurück, fiel auf den Rücken, und der Dac drehte sich auf der Stelle, wobei er gleichzeitig seine Keule herumschwang.
    Es war klar, was er wollte.
    Ich feuerte im Liegen.
    Bevor die schlimme Waffe meinen Schädel zerschmettern konnte, bekam er das geweihte Silbergeschoß mit, daß ein faustgroßes Loch in seinen Körper riß.
    Er bewegte sich wie ein Tänzer, der kurz vor der totalen Erschöpfung steht. Auf den Beinen konnte er sich nicht mehr halten. Wie ein gefällter Baumstamm prallte er zu Boden und blieb
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher