Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0567 - Barbaren in London

0567 - Barbaren in London

Titel: 0567 - Barbaren in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
unterbrochen…
    ***
    Der Dac und ich starrten uns durch die Scheibe hinweg an. Im Schaufenster gab es keine Lichtquelle, trotzdem konnte ich erkennen, wie er sein Gesicht bewegte und sich die lederne Haut in noch stärkeren Falten zusammenzog.
    Den Griff des langen Messers behielt er dabei zwischen den Zähnen. Er mußte die Waffe irgendwo im Haus gefunden haben, denn ihre Form deutete auf ein modernes Industrieerzeugnis hin und war nicht ein Relikt aus der Steinzeit.
    Wieder einmal stellte ich fest, daß sich Sekunden zu kleinen Ewigkeiten dehnen konnten.
    Keiner von uns bewegte sich. Ich dachte darüber nach, ob ich durch die Scheibe schießen sollte.
    Plötzlich sprang er hoch. Es war tatsächlich ein Abschnellen aus seiner knienden Haltung und ungemein gelenkig. Ich rechnete damit, daß er sich nach vorn werfen würde, um mir an die Kehle zu gehen, statt dessen schleuderte er seinen mit Fell bedeckten Oberkörper zurück, riß noch einen Teil der Dekoration um und geriet in die langen Falten eines Vorhangs, in den er sich verwickelte.
    Wenn der Dac ins Haus gekommen war, würde ich es auch schaffen. Ein Schritt nach vorn und ein zweiter nach links brachten mich bis an die Tür, die in Höhe des Schlosses zersplittert war. Mit der Kniescheibe kickte ich sie auf und glitt mit gezogener Waffe in einen schmalen Flur. Zum Geschäft selbst mußte ich mich abermals nach links wenden, wo die Tür schief in den Angeln hing.
    Ich hoffte nur, daß sich an den Laden nicht eine Wohnung anschloß, in der sich Menschen aufgehalten hatten. Der Dac gehörte zu denjenigen, die kein Pardon kannten.
    Ich tauchte in eine schmale Diele. Zwei Türen zweigten ab. Eine mußte zum Laden führen. Sie war zudem aufgebrochen.
    Als ich über die Schwelle treten wollte, zog jemand von innen die zweite Tür auf.
    Ein ältere Frau im Nachthemd stand vor mir, wurde bleich, als sie mich sah, und wollte schreien.
    Ich war schneller und preßte ihr die freie Hand auf den Mund.
    »Bitte, keinen Laut!« zischte ich dicht an ihrem Ohr. »Gehen Sie sofort wieder hoch.«
    Sie war in meinem Griff erstarrt. Erst Sekunden später klangen unter meiner Handfläche dumpfe Laute auf. Hoffentlich stand sie nicht dermaßen unter Schock, daß sie von meinen Erklärungen auch etwas mitbekam. Ich gab mich als Polizist zu erkennen und zischte.
    »Wenn sie verstanden haben, nicken Sie.«
    Erst nach dieser stummen Antwort gab ich sie wieder frei. Sie holte tief Luft, während ich sie in den Flur hineindrückte. »Gehen Sie wieder zurück…«
    »Aber was ist denn?« Die Frau flatterte am gesamten Körper.
    »Es ist meine Sache. Ich habe einen Einbrecher entdeckt.« Als sie nach diesen Worten schreien wollte, lächelte ich sie an. »Keine Sorge, ich werde ihn stellen, und es ist auch nichts weiter passiert. Bleiben Sie nur in Ihrer Wohnung.«
    Endlich stieg sie die schmale Treppe hoch. Ich wartete, bis sie außer Sicht war und betrat den Flur.
    Der Dac mußte sich noch immer hinter dem Schaufenster aufhalten. Ich hätte ihn gehört, falls er geflohen wäre.
    Sehr vorsichtig schob ich mich durch die offene Tür. Ich trat nicht in das Schaufenster. Dahinter lag eine kleines Atelier, eine Schneiderwerkstatt, wo an zwei langen Stangen zahlreiche mit Kleidern, Pullover und Blusen gespickte Bügel hingen. Röcke und lange Hosen verteilten sich auf der anderen Seite.
    Den Dac sah ich nicht. Er konnte sich hinter einem Arbeitstisch verborgen halten oder hinter einer Kommode. Alles war möglich.
    Sogar die Nähmaschine kam in Frage. Sie stand auf einem Tisch nahe der Wand.
    Im Schaufenster hatte sich der Krieger zusammengeduckt. Ich ging davon aus, daß es auch jetzt der Fall war.
    Zwischen den beiden langen Bügelstangen blieb ich stehen. Nichts war zu hören. Auch ich reduzierte mein Atemgeräusch. Schaute ich nach links, sah ich die Reihe der unterschiedlich langen Pullover, Blusen und Kleider. Letztere zumeist im modernen Miniformat.
    Die rechte Seite hing voll mit langen Hosen und auch den entsprechenden Kleidern.
    Dort bewegte sich etwas.
    War es der Wind?
    Ich glaubte nicht daran und sah, wie aus einer Lücke zwischen zwei Kleidungsstücken ein reflektierender Gegenstand hervorschoß.
    Die Klinge eines Messers!
    Hätte der Dac sie geworfen, wäre alles klar gewesen. So aber wollte er sie mir in den Körper rammen.
    Er mußte die Waffe von dem Tisch genommen haben, auf dem Scheren und noch weitere Messer lagen. Ich stieß gegen ihn, als ich zurücksprang und mir die linke

Weitere Kostenlose Bücher