0568 - Die Braut des Wahnsinns
»Das ist kein Film, Sinclair, das ist echt gewesen.«
»Ach ja?«
»Wenn ich es dir sage.«
»Haben Sie den Streifen gedreht?«
»Vielleicht.«
»Wie heißt die Braut?«
»Das sage ich nicht.«
»Machen Sie keinen Ärger, Mann.« Ich trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Wenn ich den Fall lösen soll, muß ich zumindest einige Anhaltspunkte haben.«
»Das ist richtig.«
»Dann sagen Sie mir den Namen!« forderte ich.
Er ließ sich Zeit. »Vielleicht kenne ich ihn nicht? Es ist alles so kompliziert, aber ich gebe Ihnen einen Tip, Sinclair.«
»Wir könnten uns sehen.«
»Nein, nein!« rief er laut, so daß ich mich erschreckte. »Auf keinen Fall so etwas.«
»Also gut, dann den Tip.«
»Happy Years«, sagte er.
Ich begriff nichts. »Glückliche Jahre?« wiederholte ich. »Was soll ich damit anfangen?«
»Es ist der Tip.«
»Okay – und weiter?«
»Nichts mehr weiter, Sinclair. Gar nichts mehr. Kümmere dich darum, Junge…«
»Hören Sie, ich…« Es hatte keinen Sinn, noch etwas zu sagen, denn er hatte aufgelegt.
Eins stand fest. Der zweite Anruf hatte mehr gebracht als der erste.
Eine Spur war gelegt worden. Die Spur, die den Namen Happy Years besaß.
Was konnte sich dahinter verbergen? Der Name hörte sich völlig normal an, keine große Sache. Glückliche Jahre, das klang irgendwie nach Geburtstag, nach einer rosaroten Zukunft, die allerdings tintenschwarz wenden konnte.
Ich holte mir ein Telefon- und Adreßbuch, um dort den Begriff Happy Years zu suchen.
Nach kurzem Blättern hatte ich ihn gefunden. Was sich relativ kompliziert angehört hatte, war in Wirklichkeit sehr einfach gewesen. Happy Years war ein Eheanbahnungs-Institut, eine Heiratsvermittlung, mehr nicht. Ich schlug mir gegen die Stirn, daß ich darauf nicht von allein gekommen war. Der Film hatte Szenen einer Hochzeitsfeier gezeigt, wenn auch nur verschwommen, da lag es nahe, daß es sich bei dem Begriff Happy Years nur um so etwas handeln konnte.
Ich hatte mir die Telefonnummer notiert und wählte. Spannung hielt mich erfaßt. Am Hörer klebten Schweißflecken. Es läutete einige Male durch, und ich wollte schon auflegen, als sich eine etwas gehetzt klingende weibliche Stimme meldete und nach meinen Wünschen fragte.
Ich gab mich bewußt verlegen. »Sind… ähm … sind Sie vielleicht die Chefin?«
»Nein, Sir.«
»Ich habe da ein Problem. Ich möchte nämlich – Sie wissen ja, eine Frau, es ist nicht einfach heute.«
»Natürlich, Sir. Für diese Dinge bin ich nicht zuständig. Ich werde Sie mit der Chefin verbinden.«
»Das wäre nett.« Gespannt wartete ich ab. In der Leitung klickte es zweimal, dann endlich hatte ich die Chefin von Happy Years an der Strippe.
»Gunhilla von Draben. Guten Tag, Sir, womit kann ich Ihnen dienen?«
Ich lauschte dem Klang ihrer Stimme und mußte ehrlich zugeben, daß ich sie als erotisierend empfand. Mir rann dabei ein Schauer über den Rücken, aber ich riß mich zusammen, um meiner Rolle als etwas verklemmter Typ gerecht zu werden.
»Sie… Sie können sich ja wahrscheinlich denken, um was es mir geht, Mrs. von Draben …«
»Miß, bitte.«
»Sorry.«
Sie lachte. Diesmal klang die Stimme perlend hell. »Wer sich bei uns meldet, hat gewisse Probleme, aber wir sind da, um den Menschen zu helfen. Das läßt sich allerdings besser in einem persönlichen Gespräch ausdiskutieren, wie ich finde.«
»Ja, klar. Ich soll also bei Ihnen vorbeikommen?«
»Wenn Sie ein echtes Interesse haben, natürlich. Wann darf ich einen Termin machen?«
Das überraschte mich. »Eigentlich hatte ich nur erst fragen wollen.«
»Aber ich bitte Sie.« Gunhilla von Draben spulte einen Werbeslogan an. »Lieber heute Glück als morgen Unglück. Möglicherweise sind die Frauen oder ist die Frau, die Ihnen sympathisch ist, am anderen Tag bereits vergeben. Das haben wir schon des öfteren erlebt, Sir.«
»Es kann sein. Wie machen Sie das denn? Haben Sie Frauen da? Laden Sie welche ein?«
»Nein, Video. Wir sind modern und benutzen die Technik, um Menschen zusammenzuführen. Sie können sich unsere Damen auf dem Bildschirm anschauen. Es wird Ihnen gefallen. Wir lassen Sie allein, Sie wählen in aller. Ruhe aus, und wir bemühen uns dann, den entsprechenden Kontakt zu der von Ihnen auserwählten Person herzustellen.« Die Dame hüstelte leicht. »Alles andere überlassen wir Ihnen, Ihrer Überzeugungskraft und auch Ihrem Charme.«
»Ja, das hört sich wirklich gut an, Miß von Draben. Darf ich noch
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